Handlungsempfehlungen an die Politik
IMPACT OF SCIENCE STÄRKEN
Diese Handlungsempfehlungen an die Politik sind Ergebnisse eigener Analysen und zahlreicher Interviews mit Expertinnen und Experten aus Bildungseinrichtungen, Forschungsorganisationen, Initiativen, Unternehmen oder Verbänden im Rahmen unserer umfangreichen Programm- und Netzwerkarbeit.
Es gibt bereits eine Vielzahl sehr guter Initiativen und Akteure im Bereich Wissenschaftskommunikation. Eine erste Vernetzung findet bereits durch die #FactoryWisskomm statt. Dennoch scheint es, als würden die großen Durchbrüche in der system(at)ischen Förderung der Wissenschaftskommunikation nur langsam voran gehen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollte daher die weitere Vernetzung von Akteuren und Initiativen auf operativer als auch auf strategischer Ebene initiieren und fördern, zum Beispiel durch den Aufbau wirkmächtiger Allianzen. Dies führt zu mehr Synergien und mehr gesellschaftlichem Impact als viele einzelne Initiativen und könnte auf Länderebene oder Bundesebene geschehen.
#FactoryWisskomm: Handlungsperpektiven für die Wissenschaftskommunikation (PDF)
Partizipative Wissenschaftskommunikation – also eine transparente und zugängliche Wissenschaft – fördert ein tieferes Verständnis für wissenschaftliche Prozesse und Ergebnisse in der Gesellschaft. Dieses Verständnis fehlt oftmals, vor allem Wissen über die Arbeitsweise der Wissenschaft/Forschung. Dadurch entsteht Misstrauen in die Wissenschaft als solche und gegebenenfalls Ablehnung von wissenschaftlichen Ergebnissen oder daraus entstehenden Innovationen (siehe Corona-Pandemie).
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollte Programme aufsetzen, die gezielt Wissen aufbauen und ein besseres Verständnis zur Arbeitsweise der Wissenschaft sowie zum Umgang mit und zur Kommunikation von wissenschaftlichen Erkenntnissen bei Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fördern.
Wie können wir das deutsche Innovationssystem offener gestalten? (PDF)
Kollaboratives Forschen hilft der Wissenschaft, gesellschaftliche Herausforderungen durch “Kollektives Wissen” besser zu verstehen und zu lösen. Es erhöht die Relevanz und Reichweite der Forschung, indem es den Zugang zu Daten und Expertise erweitert. Damit kollaboratives Forschen erfolgreich ist, braucht es in der Wissenschaftsförderung neue Formate, die Strukturen statt Einzelprojekte stärken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollte daher verstärkt Investitionen in Management und Infrastruktur an Hochschulen fördern, um disziplinen- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit zu stärken und innovative Methoden sowie gemeinsame Ideenentwicklung zu unterstützen. Nur so gelingt der erforderliche Kulturwandel.
Eine erfolgreiche Förderung transdisziplinärer und partizipativer Forschung erfordert verbesserte Indikatoren und Wirkungsmessungen. Nur durch genaue und umfassende Bewertungsmethoden können die tatsächlichen gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Innovationen dokumentiert und transparent gemacht werden. Dadurch können erfolgreiche Ansätze identifiziert, skaliert und gleichzeitig ineffiziente Strategien zeitnah angepasst oder aufgegeben werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollte, um die Wirksamkeit transdisziplinärer und partizipativer Forschung zu reflektieren und weitreichend zu erfassen, einen Diskurs zur Impact-Messung initiieren und umfassende Begleitforschungsprogramme für transdisziplinäre und partizipative Forschung aufsetzen und fördern.
Transdisziplinär arbeitende Teams bieten für die Politikberatung neue Herangehensweisen, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse unter anderem auch durch Anhörungen, politische Debatten und andere dialogische Formate in die Gesellschaft tragen. Die Einbindung gesellschaftlicher Akteure in diesen Prozess erhöht die Legitimität und Akzeptanz der vorgeschlagenen Lösungen. Gleichzeitig gibt es wenig gut etablierte Kommunikationskanäle und -formate. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollte Dialogformate und vor allem co-kreative Formate zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zu relevanten gesellschaftlichen Herausforderungen etablieren, die inter- und transdisziplinäre Entwicklungs- und Abwägungsprozesse ermöglichen.
Wissenschaftsbasierte Politikberatung: Wie Wissenschaft und Politik co-Kreativ zusammenarbeiten
Reallabore sind entscheidend für die digitale und nachhaltige Transformation, da sie neue, noch nicht zugelassene Technologien und innovative Lösungen schnell in die Praxis bringen. Die alte Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, ein Reallabore-Gesetz zu schaffen, das einheitliche und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für Reallabore bietet und neue Freiräume zur Erprobung von Innovation ermöglicht. Aspekte der Nachhaltigkeit, Skalierbarkeit und Partizipation kommen darin noch zu kurz.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollte das Reallabore-Gesetz schnellstmöglich umsetzen und dabei die notwendigen sozial, regional und staatlich strukturierten Experimentierräume berücksichtigen. Zudem müssen im Gesetz klare Anreize geschaffen werden, um den Forschungstransfer und europäische Best Practices voranzutreiben. Die Förderung von Reallaboren sollte noch stärker auf langfristige Skalierbarkeit, die Integration von Nachhaltigkeitszielen und die Partizipation der Zivilgesellschaft ausgerichtet werden. Zudem sind flexiblere Förderstrukturen erforderlich, um eine breitere und nachhaltige Anwendung von Reallaboren zu ermöglichen und deren volle Wirkung zu entfalten.
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Grünbuch Reallabore (PDF)
Dem Thema "Impact of Science" kommt in der Missionsorientierung eine besondere Bedeutung zu, da komplexe Probleme adressiert und gesellschaftlich legitimierte Ziele erreicht werden sollen. Allein schon die Dringlichkeit der Lösungen erfordert eine Bündelung der Kräfte und ein gut abgestimmtes Vorgehen bei der Konzeption von Fördermaßnahmen.
Die Bundesregierung (BMBF und BMWK) sollte in der nächsten Legislaturperiode den eingeschlagenen Kurs einer missionsorientierten Forschungs- und Innovationspolitik fortsetzen und dabei nicht nur thematische, sondern auch strukturbildende Fördermaßnahmen ergreifen. Dies umfasst den gezielten Aufbau interner Fähigkeiten an Hochschulen und Forschungsverbünden in den Bereichen Bildung, Forschung und die "dritte Mission", um interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Wissens- sowie Technologietransfer zu fördern und somit die Umsetzung der Missionen nachhaltig zu unterstützen.
Bund-Länder-Dialog: Wissens- und Technologietransfer weiterentwickeln
Kontakt

Marte Sybil Kessler
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und die Fokusthemen "Impact of Science stärken" und "Science Entrepreneurship und Transfer entwickeln".
T 030 322982-325

Wiebke Hoffmann
ist Teamleiterin im Fokusthema "Impact of Science stärken".
T 030 322982-323