Genius Loci-Preis für Lehrexzellenz

Hochschulpreis des Stifterverbandes und der VolkswagenStiftung

Die Qualität der Lehre an den Hochschulen in Deutschland liegt nicht allein in der Verantwortung jedes einzelnen Lehrenden, sondern auch in der Verantwortung der Institution. Doch erst wenige Hochschulen hierzulande bieten angemessene Freiräume und Anreize für Lehrinnovationen und verfügen über eine Lehrverfassung bzw. eine hochschulweite Lehrstrategie, wie sie der Wissenschaftsrat 2015 empfohlen hat. Damit gemeint sind eine grundsätzliche Klärung des Selbstverständnisses als Lehrinstitution sowie die Verständigung auf fächerübergreifende didaktische Leitlinien. Dazu gehören eventuell auch grundlegende Qualifizierungsziele, die für die Hochschule und ihre Lehrenden normativ bindend sind und als leitende Maxime für alle wichtigen mit der Lehre in Verbindung stehenden Aktivitäten und Belange einer Hochschule dienen.

Exzellenz in der Lehre (Logo)

Mit dem Genius Loci-Preis für Lehrexzellenz haben der Stifterverband und die VolkswagenStiftung von 2017 bis 2020 jährlich eine Universität und eine Fachhochschule ausgezeichnet, die sich hier beispielhaft aufgestellt haben, über eine solche Lehrverfassung bzw. Lehrstrategie verfügen und Lehre auch als Experimentier- und Innovationsfeld begreifen. Die beiden Preisträger erhielten jeweils 20.000 Euro, die zweckgebunden für die Einladung eines Visiting Scholar of Teaching and Learning in Higher Education zu verwenden waren. Der Genius Loci-Preis ist der einzige institutionelle Preis für exzellente Lehre, der deutschlandweit vergeben wurde.

Preisträger 2020

Alle Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland konnten sich mit einer Skizze ihrer Lehrstrategie um eine Nominierung für den Genius Loci-Preis bewerben. Eine Jury, in der Lehrende und Studierende sowie Hochschulleitungsmitglieder vertreten sind, hat unter allen Bewerbern drei Universitäten und drei Fachhochschulen für eine Shortlist ausgewählt. Sie wurden gebeten, schriftlich detailliert darzulegen, inwieweit ihre jeweilige Lehrstrategie in den Handlungsfeldern Curriculumsentwicklung, Studienorganisation, Auswahl, Beratung und Betreuung der Studierenden, Auswahl und Qualifizierung der Lehrenden, Kooperationen mit außerhochschulischen Partnern, Ressourcenplanung sowie Qualitätssicherung und -entwicklung systematisch und verbindlich aufgegriffen und umgesetzt wird. Auf dieser Basis hat die Jury dann entschieden: Im Jahr 2020 wurde die Technische Universität München ausgezeichnet, weil sie ihre Lehrverfassung konsequent in ihre gesamtuniversitäre Strategie eingebunden und institutionell verankert und umgesetzt hat.

Die TU München überzeugte die Jury in der Kategorie Universität insbesondere mit einem gut strukturierten Lehrkonzept und den dazugehörigen konkreten Maßnahmen. Somit wird die innovative Lehre für alle Studierenden der TU zugänglich gemacht. An vielen Stellen wird sichtbar, wie alle Akteursgruppen an der Entwicklung der aktuellen Strategie und der Maßnahmen partizipiert haben und in die Weiterentwicklung eingebunden sind. So hat die TU München beispielsweise mit der Verabschiedung ihrer Lehrverfassung auch entsprechende Gremien, wie das Parlament Lehre, eingerichtet. Hervorzuheben sind außerdem der Fonds zur Förderung von Lehrinnovationen sowie erweiterte Qualitätszirkel, die mit Studierenden, Lehrenden, Alumni und Vertretern aus Gesellschaft und Wirtschaft besetzt und an der kontinuierlichen Entwicklung der Studiengänge beteiligt sind. 

Durch die Konsequenz, mit welcher die TU München schon seit Jahren das Thema der Lehrexzellenz im Blick hat, kann sie als Vorbild dienen, wie es Hochschulen gelingen kann, sowohl in der Forschung, als auch in der Lehre exzellent zu sein, so das Fazit der Jury.

Auf Empfehlung der Jury haben sich der Stifterverband und die VolkswagenStiftung dazu entschieden, den Genius Loci-Preis im Jahr 2020 in der Kategorie Fachhochschulen nicht zu vergeben. Nach einmütiger Auffassung der Jury erfüllte keine der vorgeschlagenen Fachhochschulen die hohen Qualitätsanforderungen des Preises: den spezifischen Genius Loci einer Hochschule in einer Lehrverfassung umzusetzen und in Lehre und Studium zu leben.

 

Preisträger 2019

Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) wurde für ihr H-Modell ausgezeichnet. Das Modell baut eine Brücke zwischen universitären und fachhochschulischen Angeboten und ermöglicht den Studierenden einen unkomplizierten Wechsel zwischen den Studienformen. Dadurch wird die Sorge vor einer falschen Studienentscheidung gemindert. Gleichzeitig werden die Studierenden sowohl auf den Berufseinstieg in der unternehmerischen Praxis als auch auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Vor Studienbeginn bietet die BTU außerdem ein umfangreiches Orientierungsangebot, bei dem sich Studieninteressierte beispielsweise durch das Experimentieren in mobilen Laboren ihrer Interessen und Fähigkeiten bewusst werden. Ein zweisemestriges Orientierungsstudium hilft unentschlossenen Studierenden bei der Suche nach einem passenden Studiengang. Die Jury würdigt den vorbildlichen strategischen Ansatz, entstanden durch die gelungene Fusion der ehemaligen BTU Cottbus und der Hochschule Lausitz. Mit ihrem Konzept ist die BTU Cottbus-Senftenberg Inspiration und Ideengeber für andere Hochschulkooperationen oder -fusionen.

Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg überzeugte die Jury mit ihrem Coburger Weg, der einen tiefgreifenden shift from teaching to learning vollzieht. Damit legt die Hochschule den Fokus auf den Kompetenzerwerb. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Studierenden zur Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung zu befähigen: Es geht hier um Persönlichkeitsbildung und den Blick über den Tellerrand. Dieser Weg basiert auf drei Säulen: Einer Zukunftsausrichtung der Qualifizierungsziele und des gesamten Portfolios mit Kooperationen und dem Austausch mit Wirtschaftsverbänden, Unternehmen oder sozialen Einrichtungen. Als zweites wird ein Augenmerk auf die Lehrexzellenz und Innovation in der Lehre gelegt, indem etwa die Auswahl und Qualifizierung der Lehrenden in Berufungsverfahren, Workshops und in der Prozessbegleitung für innovative Lehrformate vorangetrieben wird. Die dritte Säule bildet die individuelle Förderung der Studierenden, etwa im Übergang von der Schule zur Hochschule oder in der Studienorganisation. Die Jury lobte die ausgereifte Strategie mit ihrem ganzheitlichen Konzept.

 

 

Preisträger 2018

Die Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz hat die Jury mit der stringenten und nachhaltigen Umsetzung ihrer Lehrstrategie überzeugt. Mit einer Vielzahl von Instrumenten gelingt es der Universität, die akademische Lehre deutlich aufzuwerten. Besonders beeindruckend sind die Qualifizierungsangebote für Lehrende, zu denen Neuberufene verpflichtet werden, sowie die regelmäßige Förderung von Lehrinnovationen durch das Gutenberg Lehrkolleg. Die JGU zeigt eindrucksvoll, dass auch eine Volluniversität den Leitgedanken des Genius Loci-Preises umsetzen kann, indem sie ihre Strategie breit angelegt in alle Universitätsbereiche überträgt.

SWR-Radiointerview zum Genius Loci-Preis
Pressemitteilung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Genius loci-Preis: Preisverleihung an die Uni Mainz (Foto: Stefan F. Sämmer/JGU)
Foto: Stefan F. Sämmer/JGU
Feierliche Übergabe der Preisurkunde beim Mainzer Stiftertag am 26. November 2018: Bettina Jorzik (Programmleiterin im Stifterverband) und Prof. Dr. Georg Krausch (Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/JGU)
Genius loci-Preis: Preisverleihung an die Uni Mainz (Foto: Stefan F. Sämmer/JGU)
Foto: Stefan F. Sämmer/JGU
Die Urkunde zum Genius Loci-Preis für Lehrexzellenz 2018, der unter anderem die beispielgebende Mainzer Lehrstrategie sowie die Schaffung von Freiräumen und Anreizen für Lehrinnovationen würdigt
Genius loci-Preis: Preisverleihung an die Uni Mainz (Foto: Stefan F. Sämmer/JGU)
Foto: Stefan F. Sämmer/JGU
Prof. Dr. Stephan Jolie (Vizepräsident der Uni Mainz), Prof. Dr. Konrad Wolf (Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz), Bettina Jorzik (Stifterverband) und JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch (v.li.)

Die SRH Hochschule Heidelberg überzeugte die Jury insbesondere mit der konsequenten Verwirklichung des "shift from teaching to learning", der im Zuge des Bologna-Prozesses gefordert wird. Eine Besonderheit der Studiengangsgestaltung liegt darin, dass das Curriculum durchgängig in Fünf-Wochen-Blöcken organisiert ist, in denen sich die Studierenden intensiv mit einer Lehreinheit auseinandersetzen können. Die Jury lobt außerdem, dass in Berufungsverfahren besonders darauf geachtet wird, dass Professoren sich als Lerncoaches und Lernbegleiter verstehen, die die Studierenden in ihrer Selbstlernmotivation unterstützen.

Beitrag in der Rhein-Neckar-Zeitung
Pressemitteilung der SRH Hochschule Heidelberg

Anders studieren: Das CORE-Prinzip der SRH Hochschule Heidelberg

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Genius loci-Preis 2018: Preisverleihung an die SRH Hochschule Heidelberg (Foto: SRH Hochschule Heidelberg/Tobias Dittmer)
Foto: SRH Hochschule Heidelberg/Tobias Dittmer
Genius Loci-Preis 2018 für die SRH Hochschule Heidelberg

"Qualität sichern in der Lehre heißt auch, eine Lehrentwicklung strategisch zu betreiben und dafür institutionelle Leitbilder zu entwickeln. Das ist sowohl der Uni Mainz als auch der SRH Hochschule Heidelberg ausgezeichnet gelungen", so der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker Meyer-Guckel.

Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, fügte hinzu: "Engagierte Lehrende und eine exzellente Umsetzung der jeweiligen Lehrstrategie in die Unterrichtspraxis bilden wichtige Voraussetzungen für eine optimale Qualifizierung der Studierenden – nicht zuletzt in einem sich dynamisch verändernden gesellschaftlichen Umfeld. Dazu kann man der Uni Mainz und der SRH Hochschule Heidelberg nur gratulieren."

In die engere Auswahl waren außerdem die Goethe-Universität Frankfurt/Main, die Technische Universität Hamburg-Harburg und die Leuphana Universität Lüneburg gekommen. Bei den Fachhochschulen standen noch die Duale Hochschule Baden-Württemberg sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg auf der Shortlist.

 

 

Preisträger 2017

Genius Loci-Preis 2017: Übergabe der Preisurkunde an die TH Köln (Foto: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Foto: Thilo Schmülgen/TH Köln
Übergabe der Preisurkunde durch Bettina Jorzik (Stifterverband, 2.v.li.) an die Vizepräsidenten der TH Köln: Prof. Dr. Klaus Becker, Prof. Dr. Sylvia Heuchemer und Prof. Dr. Rüdiger Küchler (v.li.)
Genius Loci-Preis 2017: Übergabe der Preisurkunde an die RWTH Aachen (Foto: Andreas Schmitter/RWTH Aachen)
Foto: Andreas Schmitter/RWTH Aachen
Übergabe der Preisurkunde durch Prof. Dr. Andreas Schlüter (Generalsekretär des Stifterverbandes, re.) an Prof. Dr. Aloys Krieg (Prorektor für Lehre an der RWTH Aachen)

Die Technische Hochschule Köln hat nach Auffassung der Jury ein sehr schlüssiges Lehrkonzept entwickelt, das exzellent auf die vorhandenen Rahmenbedingungen abgestimmt sei. Besonders positiv bewertet die Jury das Bekenntnis der Fachhochschule zu einer vielfältigen Studierendenschaft und zum LehrendenCoaching-Programm, das für alle Neuberufenen verpflichtend ist.

Die RWTH Aachen überzeugte die Jury mit einer soliden und sehr durchdachten Lehrstrategie, die sich klar in die Gesamtstrategie der Hochschule einfügt. Die Universität strebe eine kompetenzorientierte, forschungsgeleitete und praxisbezogene Ausbildung an von hochqualifizierten und verantwortungsbewussten Absolventen. Das von der RWTH verfolgte Ziel, 75 Prozent der Studierenden zum Studienabschluss zu führen, sei zwar sehr ambitioniert, aber mit der gewählten Strategie durchaus erreichbar.

Beide Hochschulen wurden bereits 2009 im "Wettbewerb exzellente Lehre" des Stifterverbandes und der Kultusministerkonferenz der Länder ausgezeichnet. Die damals prämierten Lehrkonzepte wurden konsequent weiterentwickelt und waren Grundlage für die nun ausgezeichneten Strategien.

"Wir haben eine Universität und eine Fachhochschule ausgezeichnet, denen es vorbildlich gelungen ist, die Hochschullehre systematisch und unter maßgeblicher Beteiligung aller relevanten Akteure weiterzuentwickeln", sagt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. "Das ständige Bemühen um Lehrexzellenz wird an diesen beiden Hochschulorten spürbar und erlebbar."

Der Stifterverband hatte in der ersten Preisrunde 2017 außerdem noch die Leuphana Universität Lüneburg, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg und die SRH Hochschule Heidelberg in die engere Auswahl genommen.

 

Kontakt

Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

leitet das Fokusthema "Schulische Bildung stärken".

T 0201 8401-103

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