Hochschulperle Spezial

Die Corona-Pandemie stellt die Hochschulen vor ganz neue Herausforderungen: Mit einer zusätzlichen Hochschulperle hat der Stifterverband beispielhafte neue Ideen und Projekte gefördert, die zeigen, wie Forschen, Lehren und Prüfen in Krisenzeiten gelingen können.

Hochschulperle (Logo)

Der Stifterverband hat innovative Ideen gesucht, die die Herausforderungen bei Forschung und Lehre in Zeiten der Corona-Krise an Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland zu meistern helfen.

Die Hochschulperle Spezial wurde durch den Stifterverband von April bis Juni 2020 dreimal vergeben und war jeweils mit 1.000 Euro dotiert. Bewerbungsschluss war der 10. Juni 2020.

Überall in den Hochschulen entstehen mit großer Geschwindigkeit kreative Lösungen: Wie kann der Forschungs-, Lehr- und Prüfungsbetrieb weiterlaufen, wenn die Hochschulen schließen oder den Semesterbeginn verschieben müssen? Wie gelingt die digitale Lehre? Wie befähige ich Lehrende und Studierende für ein Lernen ohne direkten persönlichen Kontakt? Was brauchen jetzt internationale Studierende? Welche neuen Wege kann die Forschung gehen, wenn Labore geschlossen und internationaler Austausch gebremst sind? Diese und viele weitere Fragen stellen sich die Hochschulen.

Der Stifterverband möchte die innovativen Konzepte fördern, die in der gegenwärtigen Krisensituation entwickelt und umgesetzt werden. Was davon kann beispielhaft für andere Hochschulen sein? Gefragt sind jetzt aktuelle, praxisorientierte Lösungen für Probleme, die sich durch die Corona-Pandemie an den deutschen Hochschulen stellen. Die Hochschulperle Spezial hat einige der vielen Ideen, die jetzt entstanden sind, ans Licht gebracht.

 

Preisträger im April 2020: ELBen helfen in der digitalen Lehre

ELBen helfen (Visual: Dani Winkler@Pixelmaedchen.de)
Visual: Dani Winkler@Pixelmaedchen.de

Die erste Hochschulperle Spezial geht im April 2020 an die Technische Hochschule Wildau für ihr Projekt "ELBen helfen in der digitalen Lehre": Studentische und nicht-studentische E-Learning-Berater unterstützen Dozenten bei der Online-Lehre. So können Hochschullehrer den Präsenzunterricht ergänzen, individuelles Lernen fördern und Ressourcen schonen, indem sie Lehr- und Lernmaterial online zur Verfügung stellen.

In der aktuellen Corona-Krise wird das ursprünglich rein studentische ELBen-Team verstärkt um Experten des Zentrums für Qualitätsentwicklung und des Hochschulrechenzentrums der TH Wildau. Ziel war es, den Online-Start des Sommersemesters 2020 zu gewährleisten. Durch die Zusammenarbeit konnte die Hochschule ihren Präsenzlehrbetrieb innerhalb eines Wochenendes auf den Online-Betrieb umstellen. Alle Lehrveranstaltungen, mit Ausnahme der praktischen Laborübungen, werden seither online durchgeführt.

Die ELBen bieten den Dozenten Ad-hoc-Support auf allen Wegen und Kanälen, zum Beispiel per Telefon, via E-Mail oder bei Online-Informationsveranstaltungen und -Schulungen. Daneben hält die Website auch Tool- und Linksammlungen rund um das Thema Online-Lehre bereit.

"Das Projekt 'ELBen helfen!' der Technischen Hochschule Wildau zeigt, wie Hochschulen ihre Dozenten bei der Online-Lehre schnell, praxisnah und umfassend unterstützen können", so die Jury des Stifterverbandes zur Entscheidung, die Hochschulperle Spezial im April an die TH Wildau zu vergeben. "Die ELBen haben wirklich an alles gedacht und sorgen in der aktuellen Krisensituation dafür, dass der Austausch zwischen Dozenten und Studierenden weiter funktioniert."

Mehr Info auf der Website der TH Wildau
 

 

Preisträger im Mai 2020: TU4U – SelfE (Self-Organised E-Learning)

TU4U – SelfE (Logo)

Die Technische Universität Chemnitz unterstützt ihre Studierenden mit dem Projekt "TU4U – SelfE" (Self-Organised E-Learning) in der Corona-Krise beim Online-Studium. Denn die fehlende Struktur des Präsenz-Studienalltags, der mangelnde persönliche Austausch im Hörsaal und in Lerngruppen oder der oft herausfordernde Umgang mit den vielen neuen Online-Tools führen bei vielen Lernenden zu Motivationsverlust und Aufschiebeverhalten. "TU4U – SelfE" hilft ihnen dabei, sich in den eigenen vier Wänden besser zu organisieren und motivierter zu arbeiten.

Ein Webportal gibt Tipps zum selbstbestimmten Lernen von zu Hause aus, berät zum Umgang mit der lästigen Aufschieberitis und bei der Umsetzung von Schreibprojekten. Denn für das Studium zu lernen und eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen, ist für viele Studierende ein meist eher einsamer Prozess – eine Herausforderung, die durch die Corona-Krise aktuell noch verstärkt wird.

Eine zusätzliche Beratung im Webroom, per Telefon oder E-Mail leistet individuelle, überfachliche Unterstützung bei allen Fragen rund ums Studium oder zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben. So können belastete Studierende gemeinsam mit Experten vertraulich an ihren Schwierigkeiten im Selbststudium arbeiten. Um die eigenen Kompetenzen und Soft Skills im digitalen Sommersemester weiterzuentwickeln, aber auch zur Bekämpfung von Prüfungsängsten, bietet das Projekt "TU4U – SelfE" außerdem Online-Workshops, Studiencoaching sowie eine virtuelle Schreibwoche an. Für die internationalen Studierenden werden einige der Angebote zusätzlich in englischer Sprache abgehalten. Online-Lernräume für die Fächer Mathematik und Informatik ermöglichen zudem fachlichen Austausch und tutorielle Unterstützung bei Fragen zu Vorlesungen und Übungen. 

"Die Technische Universität Chemnitz hat in der Corona-Krise schnell reagiert und bestehende analoge Betreuungsangebote in niedrigschwellige Online-Formate überführt", so die Jury des Stifterverbandes zur Entscheidung, die Hochschulperle Spezial im Mai 2020 an die TU Chemnitz zu vergeben. "Das Projekt 'TU4U – SelfE' hilft den Studierenden dabei, auch in dieser herausfordernden Situation erfolgreich zu lernen, an den eigenen Kompetenzen zu arbeiten und individuelle Tiefs im Lockdown mit Hilfe professioneller Beratung zu bewältigen."

Mehr Info auf der Website der TU Chemnitz
 

 

Preisträger im Juni 2020: DaZ-Buddies: Kau mir ein Ohr ab!

Die letzte Hochschulperle Spezial des Stifterverbandes geht im Juni nach Bayern an die Universität Augsburg. Studierende des Lehrstuhls "Deutsch als Zweit- und Fremdsprache" unterstützen ehrenamtlich Schulkinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, mit Gesprächsangeboten und Lernhilfen beim Deutschlernen in einer 1-zu-1-Betreuung. Denn Kinder und Jugendliche, die gerade die deutsche Sprache erlernen, trifft der Wegfall des normalen Schulbetriebs besonders hart. Für sie bricht nicht nur der Kontakt zu Freunden und Mitschülern ab, sondern auch der zur deutschen Sprache.

Die DaZ-Buddies der Universität Augsburg engagieren sich für diese Schüler, indem sie mit ihnen (video-) telefonieren, chatten oder mailen. Dabei gehen die Studierenden bedarfsgerecht und bedürfnisorientiert auf die individuelle Situation der Kinder und Jugendlichen ein. Sie unterstützen bei den Hausaufgaben, lesen vor, bieten Sprachspiele an oder lassen sich von den Heranwachsenden einfach mal "ein Ohr abkauen", zum Beispiel in Form einer ungezwungenen Plauderei über die Dinge, die das Kind gerade bewegen. Das Angebot findet großen Anklang: über 90 Schüler nehmen bereits teil am Projekt "DaZ-Buddies".

"Die DaZ-Buddies haben eine clevere Lösung gefunden, die Kontakt- und Gesprächslücken zu füllen, die für neu zugewanderte und mehrsprachig aufwachsende Schüler durch den fehlenden Schulbesuch gerade entstehen", so die Jury des Stifterverbandes. "Besonders beeindruckt uns das vorbildliche ehrenamtliche Engagement der Studierenden, die ja auch selbst gerade vor großen Herausforderungen stehen."

Mehr Info auf der Website der Universität Augsburg

 

Corona (Icon)

Mit den großen Transformationsprozessen in Bildung, Wissenschaft und Innovation befasst sich der Stifterverband seit vielen Jahren. Angesichts der aktuellen Coronavirus-Pandemie erscheinen fundamentale Veränderungen noch dringlicher als jemals zuvor – die Digitalisierung aller Lebensbereiche, die Kollaboration in offenen Innovationsprozessen und ein neues Miteinander von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft, weil die großen Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam bewältigt werden können. Daran arbeitet der Stifterverband jetzt intensiver denn je, mit Beratungsangeboten und Initiativen.
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