innOsci Future Lab

Im Rahmen des Forums Offene Innovationskultur innOsci hat sich der Stifterverband im Jahr 2020 der Herausforderung gestellt, Open-Ansätze und ihre Pioniere zu stärken. Zwölf Fellows haben am innOsci Future Lab teilgenommen und ihre Expertise in das Design-Team eines Policy-Innovationslabors eingebracht. Thema des Labs: Open Practices an Hochschulen: Wie können wir Open-Pioniere dabei unterstützen, Breitenwirkung in ihren Einrichtungen zu entfalten, um den gesellschaftlichen Impact von Wissenschaft zu stärken?

Der zweite Teil des Programms trug dann den Titel "Road2Openness". Dabei wurde ein konkreter Lösungsansatz aus dem innOsci Future Lab – das Assessment Tool – (von einem Teil der Fellows) entwickelt und mit ausgewählten Hochschulen getestet.

Website zu Road2Openness

Im Lab sollte ein Verständnis über hemmende Faktoren einer intensiveren und breiteren Nutzung von Open-Ansätzen in der Wissenschaft entwickelt und Lösungen zum Abbau dieser entwickelt werden. Aus den Erkenntnissen wurden strategische Empfehlungen für Wissenschaftseinrichtungen abgeleitet und diese bei der Umsetzung von Strategien unterstützt. Die Ziele:

  • Nutzerzentrierte Lösungen zur Skalierung von Open-Ansätzen in Wissenschaftseinrichtungen sind bekannt und implementiert.
  • Open Pioniere sind sichtbar, erfahren Wertschätzung und Unterstützung in ihren Einrichtungen.
  • Wissen, Techniken, Arbeitsweisen und Erfahrungen aus Open-Pilotprojekten werden systematisch erfasst, ausgewertet und, soweit sinnvoll und möglich, skaliert.
  • Open Diskurse werden ganzheitlich geführt, eine offene Innovationskultur an Wissenschaftseinrichtungen ist etabliert. Damit verbundene Arbeitsweisen sind vertraut.

​Im Rahmen des Programms sollten Produkte entstehen, die helfen, Hürden für Pioniere besser zu verstehen und abzubauen. Diese Analysen, Tools und Handlungsempfehlungen leisten einen Beitrag zur weiteren Skalierung von Open-Ansätzen.

 

innOsci future Lab: Wirkungsmodell (Grafik)
innOsci future Lab: Wirkungsmodell (Grafik)

Das Förderprogramm war zweistufig aufgebaut. Im ersten Schritt wurden Treiberinnen und Treiber von Veränderungsprozessen identifiziert und in das Zentrum der Betrachtung und des Lernens gestellt. Fellowships eröffneten dabei den Geförderten Freiräume, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen und die jeweilige Expertise in das Future Lab einzubringen.

Obgleich die erste Phase des Programms Einzelpersonen adressierte, zielte die inhaltliche Arbeit im Innovationslabor darauf ab, Lösungen zur Stärkung von Open Practices zu entwickeln, die über entsprechende Strukturen, Prozesse und Kulturen stärker systemisch wirken. Policy Maker erhielten Einblick in die Belange von Open Practice Innovatorinnen und Anwendern. Sie lernten Hürden bei der Etablierung von Open Practices an Wissenschaftseinrichtungen kennen und Möglichkeiten, diese zu umgehen.

In einer zweiten Förderphase unterstützte der Stifterverband Wissenschaftseinrichtungen, die im Future Lab erarbeitete Lösungsansätze in Form von Realexperimenten erprobten. Mit seinen Aktivitäten strebte das innOsci Future Lab an, Open Practices in der Wissenschaft strategisch zu verankern, die Arbeitsbedingungen von Open Innovatorinnen und Innovatoren sowie Anwenderinnen und Anwendern zu verbessern – mit dem Ziel, offene Wissenschaft für mehr gesellschaftlichen Nutzen und Wertschöpfung weiterzuentwickeln.

 

Die Arbeit im Future-Lab-Design-Team

Das Programm richtete sich an Praktikerinnen und Praktiker sowie Gestalterinnen und Gestalter von Open Practice aus Wissenschaft, Wissenschaftsmanagement, Politik und Verwaltung, Kultur oder Wirtschaft,

  • die Bestandteile des wissenschaftlichen Prozesses offen zugänglich und nachnutzbar machen,
  • Crowdsourcing, Co-Creation oder andere Öffnungsansätze in ihrer Arbeit nutzen oder
  • Rahmenbedingungen für eine offene Innovationskultur in der Wissenschaft gestalten.

Das Programm umfasste dabei

  • als Mitglied des Future-Lab-Design-Teams eng in die Arbeit von ınnOscı eingebunden zu sein und Policy-Empfehlungen mitzugestalten
  • an konkreten Lösungsvorschlägen in Form von Serviceleistungen, Instrumenten oder Handlungsempfehlungen für Open Practices an Hochschulen zu arbeiten
  • die Aufarbeitung der Ergebnisse
  • sich in Design-Thinking-Methoden zu qualifizieren
  • Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten
  • sich zu vernetzen und in der Community sichtbarer zu werden.

 

Die Geförderten

Für das Jahr 2020 wurden zwölf Förderungen vergeben, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert sind. Dabei handelt es sich um individuelle, personengebundene Stipendien, die den Teilnehmenden des Design-Teams Freiräume und Ressourcen für ihr Engagement im Rahmen des Programms verschaffen sollten:

Frederik Eichler

Mitgründer von SciFlow

"Das Publizieren von Forschungsergebnissen sollte nicht von der Macht weniger Konzerne abhängen. Dazu ist es wichtig, Open Practices und Tools für alle zugänglich zu machen, gleichzeitig aber auch ausgewählte Inhalte für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Disziplinen oder der Gesellschaft verständlich aufzubereiten. Dies war eine große Motivation für mich, die Gründung von OpenD.org – der Plattform für offene Dissertationen – zu begleiten."

Nausikaä El-Mecky, PhD (Cantab.)

Universitat Pompeu Fabra Barcelona, Die Junge Akademie

"Neue kreative, digitale und immersive Formate für Forschungsergebnisse zu finden sind meines Erachtens nicht 'nur' Wissenschaftskommunikation oder Publikationsstrategie – sie sollten von Anfang an im Forschungsprozess eingebettet sein. Wenn man seine Forschung kooperativ und kreativ gestaltet, erschließen sich neue Ideen, Tools und Methodologien, welche die Forschung besser, relevanter und auch zugänglicher machen – auch für Nicht-Wissenschaftlerinnen und Nicht-Wissenschafler."

Dr. Patrick Figge

Universität Passau

Dr. Patrick Figge forscht zu (offenen) Innovationsprozessen, dem Design von Crowdsourcing Wettbewerben und dem Einfluss neuer digitaler Technologien auf Zusammenarbeit. Er ist überzeugt das Open Practices den Wissenschaftsprozess bereichern können und Wissensproduktion in Zukunft noch kollaborativer sein wird.

Hans Dieter Gräfen

AVL

"Neue Formen der sozio-technischen Zusammenarbeit sind insbesondere zur Erschließung des 'Über-Sinns' der Digitalisierung notwendig (vgl. Dirk Baecker, A. Nassehi). Gewachsene Organisationen sind gefordert, ihre Problemlösungskompetenz über ihre Grenzen hinaus neu zu gestalten; in Projekten und strategischen Partnerschaften, auch über Sektorengrenzen hinweg. Mit Open Innovation experimentiere ich seit 2015 erfolgreich nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch zur Lösung gesellschaftlicher Fragestellungen."

Nils Hachmeister

BiCDaS, Universität Bielefeld

"Während meiner Zeit in der aktiven Forschung habe ich viel doppelte Arbeit bei Kolleginnen und Kollegen gesehen und selber gemacht. In meiner jetzigen Position habe ich Einblick in die Forschung verschiedenster Bereiche und Disziplinen und sehe, wie normal das ist. Natürlich gibt es viele gute Gründe für Open Innovation, das Ziel einer effizienteren Forschung ist einer davon."

Dr. Verena Heise

Hanse-Wissenschaftskolleg (Institute for Advanced Study),
QUEST Center, Berlin Institute of Health

"Als Wissenschaftlerin in der biomedizinischen Forschung beschäftige ich mich mit der Frage, wie wir Ergebnisse aus der Grundlagenforschung effizienter nutzen können, um Patienten in der Klinik zu helfen. Open Science ist ein Teil des Puzzles, da Öffnungsprozesse in der Wissenschaft unter anderem dazu führen können, dass wir bessere Forschungsfragen stellen und qualitativ hochwertigere Forschungsergebnisse erzielen. Letztendlich hoffe ich, dass mit Hilfe von Open Science auch weitere kulturelle Veränderungen im Wissenschaftsbetrieb angestoßen werden, die notwendig sind, um relevante Forschungsfragen nachhaltiger beantworten zu können."

Dr. Ulrich Herb

./scidecode science consulting & research Universität des Saarlandes

"Open Science braucht mehr als nur Open Access zu Content. Genauso wichtig ist es, Access als Partizipation am wissenschaftlichen Diskurs zu verstehen und ein Verständnis von Open Science zu fördern, das auch inhärente Prozesse (Review) und Para-Informationen (zum Beispiel als Qualitätsindikatorik) einbezieht, um ein offenes Betriebssystem der Wissenschaft zu schaffen, das transparent und überprüfbar funktioniert."

Marcel Knöchelmann

University College London, Yale University

"Offene Praktiken sind eine Notwendigkeit, um kulturalisierte wie auch materielle Ungerechtigkeiten abzubauen, die die Wissenschaft heute behindern. Kern offener Praktiken ist daher: Technologien so einzusetzen und Normen dahingehend zu verändern, dass Inhalte wieder im Mittelpunkt stehen und alle formalen, ökonomischen und reputationsbedingten Kriterien dahinter zurücktreten. Dafür trete ich als Soziologe und Berater ein."

Website von Marcel Knöchelmann

Damian Paderta

Offene Kommunen.NRW Institut, CitizenLab

"Eine Kultur der Offenheit schafft die Grundlagen für stakeholder- und disziplinenübergreifende Partizipations- und Kollaborationsmöglichkeiten und ist damit auch Voraussetzung für komplexe Lösungen, die nicht in Silos entstehen können. In einer von privaten Interessen dominierten Datenökonomie, setze ich mich für ein zivilgesellschaftliches und wissenschaftliches Korrektiv ein."

Henriette Ruhrmann, MPP

Technische Universität Berlin, Forschungsprojekt "Transferwissenschaft"

"Durch Forschung und Innovation haben wir als Gesellschaft die Chance, unsere Zukunft zu prägen. Aus diesem Grund gilt es, das Wissenschaftssystem und Innovationsgeschehen für die Gesellschaft zu öffnen und an gesellschaftlichen Werten und Prioritäten zu orientieren. Im InnOsci Future Lab möchte ich dazu beitragen, neue Ideen für einen erfolgreichen Wissenstransfer in der Zukunft zu entwickeln, die dieser Verantwortung gerecht werden.“

Mag. Petra Siegele

OeAD-GmbH, Österreichischer Austauschdienst

"Die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Schule und Gesellschaft ist seit über zehn Jahren mein berufliches Betätigungsfeld. Ich schätze das enorme Potential, das in offenen Partizipationsprozessen steckt, sowie den großen Erkenntnisgewinn, den man durch neue Sichtweisen von außen generieren kann. Darüber hinaus freue ich mich über die wertvollen fachlichen aber auch persönlichen Erfahrungen, die man im Austausch und im Zuge der Einbindung von verschiedensten Personengruppen in Projekte und Prozesse gewinnen kann"

Magdalena Wailzer, M.Sc.

Open Innovation in Science Center, Ludwig Boltzmann Gesellschaft

"Forschung, die einen gesellschaftlichen Mehrwert schafft und Neues hervorbringt, setzt Offenheit für Impulse von außen voraus. Die Zusammenarbeit mit neuen Partnern prägt jedoch nicht nur Strategie, sondern auch Strukturen und Prozesse, Führung und Kommunikation wissenschaftlicher Akteure. Um Wissenschaft nachhaltig zu öffnen, sind gemeinsame Initiativen notwendig, die individuelle Erfahrungswerte zusammenbringen und in systemische Veränderungsansätze gießen."

Termine

Der Online-Kick-off zum Programmstart fand am 28. Mai 2020 statt. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich und die Arbeit im ınnOscı Future Lab kennenzulernen. Die Veranstaltung bot darüber hinaus Raum für Austausch, Diskussion und Vernetzung zu Erfahrungen und Fragestellungen rund um die Themen Open Innovation und Open Science.

Das Future Lab bestand aus einer Workshopreihe mit drei Modulen, zwei Sprint-Wochen (8. bis 12. Juni und 12. bis 16. Oktober 2020) sowie dem Impact-Workshop am 17. November 2020. Hier wurden gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse zum Programm ausgetauscht und Ergebnisse aus dem ınnOscı Future Lab vorgestellt.

Am 10. August 2020 gab es außerdem einen Stakeholder-Dialog im Rahmen des Online-Workshops "Potenziale und Hürden offener Wissenschaft aus der Perspektive von Open Pionieren und Policy Makern" statt. Dort wurden Beobachtungen und Annahmen aus dem innOsci Future Lab vorgestellt und mit einem ausgewählten Kreis von Policy Makern reflektiert.

Im Rahmen eines Online-Strategiedialogs am 17. November 2020 wurden zentrale Erkenntnisse aus dem bisherigen Programm vorgestellt. Das Design-Team aus Open Innovatorinnen und Innovatoren sowie Anwenderinnen und Anwendern hatte zuvor herausgearbeitet, was eine weitere Verankerung offener Wissenschaft an Hochschulen hemmt und welche erste Lösungsansätze hierfür denkbar sind.

Die Öffnung der Wissenschaft
Werkheft zur Gestaltung der Transformation

Wie können Sie ganz konkret offene Praktiken in der Wissenschaft nutzen und verankern? Was verstehen wir unter offenen Praktiken und welchen Nutzen bieten Ihnen diese? Die Publikation fasst die Ergebnisse des innOsci Future Labs zur Stärkung offener Wissenschaft zusammen. Sie lädt ein, offene Praktiken zu entdecken, sich anhand konkreter Beispiele, praktischer Handlungsanleitungen und wissenschaftspolitischer Empfehlungen selbst auf den Weg zu machen und Veränderungsprozesse zu gestalten. Die von Nick Wagner unter Mitarbeit von Marte Kessler und Christin Skiera verfasste Publikation sowie das ergänzende Poster "Fluss des Wissens" stehen als Download oder gedruckt zur Verfügung.

Offene Wissenschaft und offene Innovation haben das Potenzial, neue Quellen für Wissen zugänglich zu machen, in Innovationsprozessen Lösungen für soziale, ökologische und wirtschaftliche Problemstellungen zu erarbeiten und dieses wiederum zielgerichtet an mögliche Nutzerinnen und Nutzer weiterzugegeben. Forschende in Wissenschaftseinrichtungen sind vielfältig vernetzt und können daher unter Nutzung geeigneter Instrumente verteiltes Wissen für sich sowie für lokale und regionale Innovations-Akteurinnen und -Akteure zugänglich machen.

Diese Potenziale offener Wissenschaft sind jedoch nicht voll ausgeschöpft. Diskurse und Communities sind unzulänglich vernetzt, kulturelle Veränderungen brauchen Zeit, Ressourcen und Unterstützungsstrukturen fehlen, neue Arbeitsmethoden und Vorgehensweisen müssen erlernt und Pioniere in den Bewegungen zu Open Science, Open Data und Open Innovation gestärkt werden. Doch was sind die konkreten Hindernisse, die einer Skalierung von Open-Ansätzen in Hochschulen und Forschungseinrichtungen entgegenstehen? Wie können Pioniere der Bewegung unterstützt werden, um den Wandel zu beschleunigen?

ınnOscı – das Forum für offene Innovationskultur wurde vom Stifterverband mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) organisiert und unterstützte die Mission "Neue Quellen – Neues Wissen" der Hightech-Strategie der Bundesregierung.