Handlungsempfehlungen deutscher Führungskräfte für mehr Innovation
Ein Blick auf den Global Innovation Index, den A.T. Kearney und IMP³rove – European Innovation Management Academy über Jahre begleitet haben, zeigt, dass Deutschland zurzeit zu den Top 10 der innovationsstärksten Länder der Welt gehört. Doch nutzen wir das Innovationspotenzial unseres Landes wirklich zur Gänze? Können und dürfen wir uns damit für die Zukunft zufriedengeben? Und haben wir auch alle Weichen richtig gestellt, um die internationale Innovationsführerschaft der deutschen Wirtschaft in Zeiten des digitalen Umbruchs und sich international verschiebender Machtverhältnisse auch für die Zukunft zu sichern? Was können wir tun, um die guten Möglichkeiten und Ressourcen in Deutschland noch besser zu nutzen?
Diese Fragen wurden am Rande der internationalen Wissenschaftskonferenz "Falling Walls" im Winter 2016 gestellt, und ihnen ist mit einer anschließenden Führungskräftebefragung systematisch nachgegangen worden. Das Ergebnis ist die "Innovationsagenda 21".
Die Publikation fasst die Einschätzung von führenden Vertretern innovationsaffiner deutscher Unternehmen zusammen, flankiert von Befunden anderer Untersuchungen, und bringt auf den Punkt, wo Handlungsbedarf gesehen wird. Dass mehr als 70 Prozent der Befragten sich für einen Eigenbeitrag ihrer Organisationen zur Verbesserung der jetzigen Innovationslandschaft einsetzen, ist eines der Ergebnisse, die Mut zum Handeln machen sollten. Das Potenzial für eine deutsche "Open Innovation Agenda 2021" von Politik und Organisationen ist also vorhanden.
Die in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband entstandene Studie gibt darüber Auskunft, wie deutsche Führungskräfte die Innovationsbedingungen in Deutschland insgesamt einschätzen, welche Herausforderungen sie als relevant sehen und in welchen Bereichen sie einen Eigenbeitrag ihrer Organisation als wünschenswert erachten.
80 Prozent der 100 befragten Führungskräfte schätzen den Handlungsbedarf bei Innovationsrahmenbedingungen als hoch bis sehr hoch ein. Ein Viertel der Befragten sieht es als (sehr) wahrscheinlich an, Innovationsaktivitäten ins Ausland zu verlegen, wenn das Umfeld in Deutschland mittelfristig unverändert bleibt. 70 Prozent wollen aber auch einen Eigenbeitrag zur Verbesserung der Innovationslandschaft leisten.
Den größten Handlungsbedarf sehen die deutschen Führungskräfte der Umfrage zufolge bei der Infrastruktur. Die Top-Herausforderung (hohe bis sehr hohe Relevanz von 86 Prozent der Befragten) ist die Digitalisierung des öffentlichen Sektors, die hinter dem Status führender europäischer Länder wie Estland deutlich zurückbleibt. Hohe Bedeutung attestieren die Führungskräfte auch dem schnellen und allgemein verfügbaren Internetzugang im öffentlichen Raum. An dritter Stelle liegt der zu wenig attraktive Standort für internationale Talente, u.a. aufgrund komplexer Visa-Prozesse und eines schwachen Austausches zwischen Unternehmen mit Universitäten.
Den zweitwichtigsten Handlungsbedarf sehen die Befragten im Bereich Humankapital und Forschung: 85 Prozent der Befragten geben an, Lehrinhalte an Schulen und Universitäten bereiten nicht ausreichend auf Unternehmertum und Innovationstätigkeit vor. Außerdem hoch bewertet (von 75 Prozent): die fehlende Weiterqualifikationsstrategie für Berufe, die sich mit dem technologischen Fortschritt verändern oder redundant werden.
Dr. Martin Eisenhut
Partner, A.T. Kearney, München
Dr. Kai Engel
Partner, A.T. Kearney, Düsseldorf
Dr. Martin Ruppert
Managing Director, IMP³rove – European Innovation Management Academy, Düsseldorf
Dr. Gero Stenke
Leiter und Geschäftsführer, Wissenschaftsstatistik im Stifterverband, Essen