Für mich ist Hutmacher mein zweiter Handwerksberuf. Zunächst habe ich eine Schlosserlehre gemacht. Als ich dann die Hutmacherlehre begann, merkte ich, wie ähnlich sich Handwerksberufe sind: Vom richtigen Vermessen über die konkreten Tätigkeiten bis hin zum konzeptionellen Denken gibt es etliche Gemeinsamkeiten. Meine Frau sagt immer: „Du findest für alles eine Lösung“ – ich glaube, das ist es, was ich in beiden Ausbildungen gelernt habe.
Offiziell heißt mein Beruf Modist, diese Bezeichnung umfasst im Prinzip schon drei Berufe: Früher gab es den Hutmacher, der den Filz unter Dampf über das hölzerne Kopfmodell zog und damit quasi den Hutrohling herstellte. Für die Verzierungen war dann die Putzmacherin zuständig. Und dann gab es noch die Kappenmacher, die Kopfbedeckungen aus Stoff herstellten. Heute sind diese Arbeitsprozesse in einem Beruf vereint, und gerade diese Vielseitigkeit finde ich das Faszinierende daran: Es gibt zum Beispiel Strohhüte und Filzhüte, dazu ungezählte Formen. Bei den Kappen lassen sich Dutzende Materialien verwenden. Sogar die gleiche Form wirkt dann anders, weil jeder Stoff anders fällt.
Zu den aufwendigsten Hüten, die ich je gemacht habe, gehören Kreationen für die Oper in Düsseldorf oder für die Metropolitan Opera in New York. In meinem Geschäft verkaufe ich aber nicht nur Hüte aus eigener Werkstatt, sondern auch fertige Ware. Die ganz besonderen Modelle mache ich aber natürlich selbst, und das bleibt auch so.
In meinem Beruf fühle ich mich richtig zufrieden. Ich komme aus einer klassischen Akademikerfamilie, alle sind Unternehmensberater, Banker oder Mathematiker. Mir war gleich klar, dass ich das nicht will. Modist ist ein alter Beruf mit langer Tradition. Aber ich bin mir sicher, dass er eine große Zukunft hat.
Matthias Lueb (37 Jahre) ist Modist.
In Bielefeld betreibt er sein Geschäft „Der Hutmacher“.