Spätestens seit der Finanzkrise ist eine intensive Diskussion in Wissenschaft und Öffentlichkeit über die Ökonomie als Wissenschaft entbrannt. Auch auf der vom Stifterverband initiierten Tagung „Ökonomie neu denken“ geht es regelmäßig darum, wohin die Ökonomie als Wissenschaft steuert. In manchen Medien wird der Ökonomie zudem – aus meiner Sicht zu Unrecht – ein mangelnder Pluralismus vorgeworfen.
Dabei sind die heute von Ökonomen benutzten Methoden, spätestens seit dem Aufkommen von experimenteller Wirtschaftsforschung, Verhaltensökonomik und Neuroökonomie, vielfältiger denn je. Auch thematisch befassen sich Ökonomen längst nicht mehr nur mit streng ökonomischen Fragen, etwa welche Faktoren Inflation, Konjunktur, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, Finanzkrisen, Kartellbildung, Innovationen, Kaufentscheidungen oder andere Wirtschaftsphänomene beeinflussen und verursachen. Vielmehr scheint heute alles zum Bereich der Ökonomie zu gehören, womit sich Ökonomen beschäftigen. „Economics is what economists do“ – so hatte es der kanadische Ökonom Jacob Viner schon vor mehr als 80 Jahren ausgedrückt.