Gene und Cyborg-Technik sind umstrittene Stellschrauben vielleicht hin zu einem perfekten Körper, einer höheren Intelligenz. Was denken Sie als Genetiker darüber?
Wir müssen eine intensive ethische Diskussion darüber führen, was genetische Einflussnahmen, Cyborg-Innovationen und letztlich der Transhumanismus insgesamt mit uns als Individuen und unserer Gesellschaft anstellen werden, was sie verändern können, im Guten wie im Schlechten. Im Bereich Genetik haben wir diese intensive gesellschaftliche Auseinandersetzung schon seit einigen Jahren, an der Schnittstelle Mensch/Maschine wird sie in Zukunft immer wichtiger werden. Real wird, auf was sich die Gesellschaft, die Menschheit, hoffentlich demokratisch einigt.
Derweil experimentieren Biohacker damit, wie sich neu kreierte Sinne anfühlen. Sie lassen sich beispielsweise Magnete in die Fingerspitzen implantieren, mit denen sie Magnetfelder erfühlen können. Mit um die Fingerspitzen gewickelten Kabeln und angeschlossenen Sensoren spüren sie entfernte Wärmequellen, Radiowellen oder WLAN auf.
Das sind Spielereien, die man belächeln kann, die aber bereits zeigen, wo die Reise höchstwahrscheinlich hingehen wird und wo dann auch die ethischen Probleme liegen werden. Man möchte vielleicht einmal mit Cyborg-Technik nicht nur den Normalzustand eines Menschen wiederherstellen nach beispielsweise einem Unfall oder einer Krankheit, sondern über die Grenzen der menschlichen Möglichkeiten hinausgehen. Das führt uns in Richtung Transhumanismus, wo man das Verschmelzen mit Technik letztlich als eine moralische Pflicht ansehen könnte, wenn man dadurch als Hybridwesen im Sinne des Fortschritts mehr Leistung, neue Fähigkeiten und Funktionen erzielen kann. Diese Visionen oder besser Utopien reichen bei manchen sogar bis zum Erlangen von Unsterblichkeit.