Im Dezember 2017 war ich zu einer der vielen Tagungen eingeladen, bei denen es laut Ankündigung nicht „um eine überschießende Technikkritik“ gehen soll und die dieses Versprechen doch nie einhalten. Das Einladungsschreiben hakte die üblichen Punkte ab: Das Internet sei in einer Legitimationskrise, die Hoffnung, die man in seine Möglichkeiten gesetzt habe, einer „nahezu vollständigen Ernüchterung“ gewichen, alternative Fakten, sich verselbstständige Informationsblasen, das Darknet, Hate Speech, das Verschwinden von Diskussionskulturen und so weiter.
Danach ging es — als historisches Beispiel für die „Dialektik zwischen Entgrenzung, Wahrheit und Maß“ — um die Folgen der Erfindung des Buchdrucks: „Als Reaktion auf den grassierenden Zweifel und das erodierende Vertrauen in gesicherte Wissensbestände haben die Wissenschaften einerseits die Prinzipien der Wiederholbarkeit der Experimente und der öffentlichen Nachprüfbarkeit ihrer Resultate (Exoterik) eingeführt sowie andererseits Diderot und d’Alembert die großen Enzyklopädien als gesellschaftliches Aufklärungsprojekt und Wissenskorrektiv etabliert.“
Die von Diderot und d’Alembert zwischen 1751 und 1780 herausgegebene „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ vertritt in dieser Dialektik also den Schritt zurück zu Wahrheit und Maß, weg von den Entgrenzungen und „alternativen Fakten“, die der Buchdruck in die Welt gesetzt hatte.