Der Stifterverband hat Ihrem berühmten Großvater Werner Heisenberg 1924/25 ein Stipendium finanziert: 100 Reichsmark monatlich. Wussten Sie das?
Nein, das wusste ich nicht. Das Geld scheint ja aber richtig angelegt worden zu sein.
Damals gelang ihm die später mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entdeckung zur Quantenmechanik. Die Eingebung für diesen Durchbruch soll Ihrem Großvater 1925 im Urlaub auf Helgoland gekommen sein. Hat er Ihnen davon erzählt?
Ja, als Jugendlicher hat mich seine Erzählung von der Wucht und Kraft der einzigen deutschen Hochseeinsel schwer beeindruckt. Vielleicht suche ich auch deshalb die Nähe zu authentischer Natur, wenn ich komplexe Probleme lösen will. Bei mir ist das allerdings eher die Ostsee oder der Walchensee. An solchen Orten kommen mir die besten Ideen.
Stimmt, man denkt mal an nichts und plötzlich kommt einem eine geniale Idee ins Bewusstsein geschossen.
Ich bin ein großer Verfechter des Denkens und finde es immer wieder verblüffend, wie wenig die Denkprozesse des Menschen Gegenstand der Forschung sind. Gerade im Land der Dichter und Denker sollten wir eigentlich wissen, was für ein tolles Individualwerkzeug das Denken ist ...
... und wie weit man damit kommen kann. Die Einsteins dieser Welt, wie auch Ihr Großvater, sind ja Beweise genug.
In der Tat. Insofern finde ich viele Debatten um die Zukunft der Medizin in Deutschland etwas schief, denn sie sind häufig sehr datenzentriert. Wir können viel aus Daten lernen – verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Wir arbeiten aber an den falschen Baustellen, wenn wir alles Mögliche auf Datenverfügbarkeit reduzieren, was leider zu oft passiert. Das Lamentieren darüber, dass Deutschland abgehängt wird, weil uns die Daten fehlen, wird dem eigentlichen Problem nicht wirklich gerecht. Wir sind mit unserer medizinischen App Ada so erfolgreich, weil unser System dahinter ganz bewusst und ausdrücklich nicht ausschließlich auf großen Datenmengen basiert.