Zehn Leitlinien für zukunftsorientierte Lernräume

Wie Hochschulen mit neuen Lernarchitekturen
die Lehre der Zukunft fördern können

Positionspapier

 

Zehn Leitlinien für zukunftsorientierte Lernräume

Angebote der Universitäten werden in die digitale Welt verschoben. Transformationsbewegungen wie der "Shift from Teaching to Learning", der wachsende Fokus auf Bildung für nachhaltige Entwicklung und den Erwerbsmöglichkeiten sogenannter Future Skills tragen dieser Entwicklung Rechnung. In den Umfragen des Stifterverbandes für das Hochschul-Barometer 2021, die diesem Papier zugrunde liegen, sprechen sich die Hochschulleitungen dafür aus, dass auch in Zukunft die Hochschullehre vorrangig digital oder hybrid stattfindet. Dies lenkt den Fokus auf die Entwicklung zukunftsorientierter Lernräume.

Die Gestaltung neuer Lehr- und Lernräume ist eine zentrale Herausforderung für die Hochschulen. Dafür gilt es bereits jetzt Lösungskonzepte für Neu- und Umbau zu schaffen, um auch auf zukünftige Veränderungen und Herausforderungen reagieren zu können.

Eine zukunftsorientierte Lernarchitektur bedeutet, die Gestaltung von physischem Raum zur Unterstützung und Ermöglichung innovativer, zukunftsfähiger Hochschulbildung und praxisorientiertem und forschendem Lernen. Die bauliche Umsetzung folgt dabei sowohl den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer sowie didaktischen Prinzipien, sodass Lehrende und Studierende Lernarrangements so gestalten können, dass sie die individuellen Lernprozesse der Lernenden fördern. Die Gelingensbedingungen, um zukunftsorientierte Lehr- und Lernräume zu gestalten, die zugrundeliegenden Bedarfe zu decken und wie Hochschulen diese entwickeln können, zeigen die folgenden zehn Leitlinien für zukunftsorientiere Lehr- und Lernräume.

Das Positionspapier ist im Februar 2022 erschienen.

Die zehn Leitlinien

  1. Es braucht Räume, die für aktive Lernsettings ausgerichtet sind.
  2. Es braucht mehr Selbstorganisationsmöglichkeiten und Autonomie bei Räumen für Lernende in Hochschulen.
  3. Es braucht eine Vielfalt an verschiedenen Lernräumen.
  4. Es braucht Räume für hybride Lehr-/Lernsettings und (Post-)Corona Lösungen.
  5. Es braucht Lernräume, die Möglichkeiten nachhaltiger Gestaltung aufzeigen.
  6. Es braucht ein erhöhtes Bewusstsein für Lernraumarchitektur in Hochschulen.
  7. Es braucht partizipative, interdisziplinäre Planungsprozesse mit organisationsweiten Konzepten.
  8. Es braucht einen Aufbau an personellen Ressourcen und eine Flexibilisierung der Rahmenbedingungen.
  9. Es braucht Sichtbarkeit und eine nachhaltige Strategie zur Nutzung von Lernräumen an Hochschulen.
  10.  Es braucht Experimentierräume, die für eine aktive Weiterentwicklung von Lernräumen genutzt werden können.

Diese zehn Leitlinien zeigen, dass das Thema Lernarchitekturen und zukunftsorientierte Lernräume ein oftmals unterschätztes Thema, aber eine zentrale Herausforderung mit zunehmender Relevanz ist. Dabei sind neben den Erfolgsfaktoren für solche Lernräume auch die Ausgestaltung der Planung- und Umsetzungsprozesse von zentraler Bedeutung. 

Die Ausgestaltung und Prozesse sind herausfordernd, aber wichtig, um den aktuellen Entwicklungen nachzukommen, den Lernenden ihren Raum zu bieten und die Veränderungen in Lehre und im Lernen zu unterstützen. Raumgestaltung bedarf einer kontinuierlichen Entwicklung und ist kein abgeschlossener Prozess, der nach einem Neubau oder der Umgestaltung bestehender Räume aufhört. Zukunftsorientierte Lernräume charakterisieren ein hohes Maß an Partizipation, Nutzerorientierung, Agilität, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Nur so können sie den Bedarfen der Lernenden und Lehrenden entsprechen und Räume mit einem hohen Nutzungsaufkommen aufbauen, die einen wirklichen Mehrwert generieren. Damit entsprechen die Hochschulen auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in Hinblick auf Bildung, Forschung, nachhaltiger Entwicklung und Transfer. 

Ein zukunftsorientierter Lernraum enthält demnach aktive Lehr-/Lernsettings, in denen Studierende entsprechend ihren Bedarfen lernen können und die agil und flexibel genutzt werden. Dafür braucht es einen Fokuswechsel auf die Notwendigkeit solcher Lernräume und die systemischen Rahmenbedingungen, die nutzerzentrierte, partizipative Planungsprozesse mit allen relevanten Akteuren anhand eines organisationsweiten Konzepts erlauben. Dieses Konzept enthält eine nachhaltige Strategie mit adaptionsfähigen Nutzungsmöglichkeiten.

So werden Hochschulen mit zukunftsorientierter Lernraumgestaltung zu attraktiven Orten der Partizipation für Studierende, worin die Hochschulen ihre Haltung und Rolle durch offene, nutzerzentrierte Räume für Empowerment, Inspiration, Reflexion und Kreativität und einer gelebten Konvergenz zwischen digitalen und physischen Räumen zeigen. Studierende können dabei ihre Lernumgebungen aktiv gestalten und dadurch Selbstwirksamkeit und Gestaltungskompetenzen erlangen.