außerschulisches Lernen

Die pure Begeisterung für Mathematik

Foto: Schumacher/Celebrate your picture
Foto: Schumacher/Celebrate your picture
©

Ob Alan Turing im Film „The Imitation Game“ oder John Nash in „A Beautiful Mind“ – Mathematiker als vermeintlich schrullige und nerdige Genies begegnen uns oft in Film und Fernsehen. „Das sind aber nur die Ausnahmen“, sagt Patrick Bauermann, „die meisten sind doch ganz normal – und gehen einem normalen Job nach. Und die Berufsaussichten sind sogar richtig gut!“ Patrick Bauermann ist selbst Mathematiker. Seit 2017 ist er beim Talentförderzentrum Bildung & Begabung für die Bundesweiten Mathematik-Wettbewerbe zuständig. Hier arbeitet er daran, Schülerinnen und Schüler für Mathematik zu begeistern und die Freude an Algebra, Kombinatorik etc. zu fördern. Wie genau das funktioniert und was den Bundeswettbewerb Mathematik seit 50 Jahren so besonders macht, darüber hat er mit Michael Sonnabend im Stifterverbands-Podcasts Think & Do gesprochen. 

Hören Sie hier die ganze Episode mit Patrick Bauermann

50 Jahre Bundeswettbewerb Mathematik

1970 fing alles an: Der Stifterverband rief mit dem Bundeswettbewerb Mathematik einen Schülerwettbewerb zur Förderung des mathematischen Nachwuchses ins Leben. Ging es anfangs in erster Linie um die Unterstützung und Ausbildung von Lehrern und Fachkräften für die Wirtschaft, sind heute Entwicklung und Ausbau von Teamfähigkeit und die Heranführung von Mädchen an die Mathematik weitere zentrale Anliegen des Wettbewerbs. Ein Rückblick in Bildern: 

Wer beim Bundeswettbewerb Mathematik gewinnt, macht nicht selten Karriere als Mathematiker. Prominente Beispiele sind Gerd Faltings, der 1986 als erster Deutscher die Fields-Medaille gewann, Peter Scholze, der mit 24 Jahren zum jüngsten deutschen Professor berufen wurde und ebenfalls Fields-Medaillen-Träger ist, oder auch Lisa Sauermann. Mit vier Gold- und einer Silbermedaille zählt sie zu den weltweit erfolgreichsten Teilnehmerinnen der Internationalen Mathematik-Olympiade. Mittlerweile lehrt und forscht sie in den USA und wechselt im September von Stanford an das Institute for Advanced Study in Princeton.  

„An den Wettbewerben teilzunehmen war eine tolle Erfahrung, und das Beste war, die anderen Teilnehmer kennenzulernen. Ich habe Mathematik studiert und darin auch promoviert. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Wettbewerbe herausgefunden hätte, wie sehr ich mich für Mathematik interessiere.“

Lisa Sauermann (Foto: privat)
Lisa Sauermann (Foto: privat)
©
Lisa Sauermann
Bundessiegerin 2006-2011, IMO: 4-mal Gold, 1-mal Silber; forscht und lehrt derzeit in den USA

„Der Bundeswettbewerb Mathematik ist als Schüler ein großes Abenteuer gewesen. Erst viel später ist mir klar geworden, was und wie viel ich in meinen insgesamt fünf Anläufen gelernt und trainiert hatte: Konzentration, Ausdauer, Problemlösestrategien, ein Blick fürs Wesentliche, präzises Formulieren – und noch sehr viel mehr. Und so zeichneten sich schon damals Stärken ab, die alle für mich noch heute sehr wertvoll sind.“

Günter M. Ziegler (Foto: Kay Herschelmann)
Günter M. Ziegler (Foto: Kay Herschelmann)
©
Günter M. Ziegler
Bundessieger 1980, 1981; IMO: 1-mal Gold; Präsident der Freien Universität Berlin

„Solche Wettbewerbe waren über Jahre hinweg meine Leidenschaft. Nachdem ich beim Bundeswettbewerb Mathematik gewonnen hatte, lud mich Bildung & Begabung zum Sommercamp in die USA ein. Es war ein Traum: drei Wochen lang Unterricht in Spieltheorie.“

Lisa Hartung (Foto: privat)
Lisa Hartung (Foto: privat)
©
Lisa Hartung
Teilnehmerin am Bundeswettbewerb 2004-2007; Professorin für Stochastik an der Universität Mainz

„Der Bundeswettbewerb Mathematik ist für mich das Entdecken der Mathematik, das Entdecken der Freude an der Mathematik, und das Entdecken der Freunde, die diese Leidenschaft teilen.“

Peter Scholze (Foto: MFO/Tatjana Ruf)
Peter Scholze (Foto: MFO/Tatjana Ruf)
©
Peter Scholze
Bundessieger 2003-2007, IMO: 3-mal Gold, 1-mal Silber; Mathematikprofessor an der Universität Bonn und Träger der Fields-Medaille

„Der Bundeswettbewerb Mathematik ist für mich die erste Gelegenheit gewesen, andere Jugendliche kennenzulernen, die genauso von Mathematik begeistert waren wie ich. Er war für mich eine echte Herausforderung und dann eine große Stärkung meines Selbstvertrauens.“

Eva Viehmann (Foto: privat)
Eva Viehmann (Foto: privat)
©
Eva Viehmann
Bundessiegerin 1995, 1997, 1998; Mitglied im Auswahlausschuss, Professorin für Arithemtische Geometrie an der Technischen Universität München

„Der Bundeswettbewerb Mathematik ist für mich ein Teil meiner Jugend, der mich in dieser Zeit geprägt hat wie wenig anderes. An ihn, vor allem aber an die IMO und die Vorbereitungsseminare darauf habe ich viele schöne Erinnerungen. Ich habe dabei erlebt, dass es nicht andere Personen sind, gegen die man kämpft, sondern Probleme, die einem die eigenen Grenzen zeigen.“

Martin Härterich (Foto: privat)
Martin Härterich (Foto: privat)
©
Martin Härterich
Bundessieger 1985-1989; IMO: 3-mal Gold, 1-mal Silber, 1-mal Bronze; Senior Researcher bei SAP

„Die Mathewettbewerbe sind schon immer ein tolles Hobby gewesen. Ich habe viele Freunde aus ganz Deutschland kennengelernt und in einer aufregenden Atmosphäre Dinge gelernt, von denen ich bis heute zehre. Jetzt als Korrektor erkenne ich mich oft selbst in den Teilnehmenden wieder, und ich genieße es auf diese Art dem Wettbewerb verbunden zu bleiben und zurückzugeben, was ich als Schüler bekommen habe.“

Meru Alangalingam (Foto: privat)
Meru Alangalingam (Foto: privat)
©
Meru Alagalingam
Bundessieger 2007, 2008; Korrektor, Softwareentwickler

Nicht selten bleiben die Teilnehmer und Gewinner dem Wettbewerb über viele Jahre verbunden, viele engagieren sich ehrenamtlich als Korrektor oder bei der Aufgabenerstellung. Weitere interessante Geschichten rund um den Wettbewerb und das Fach Mathematik gibt es in Kürze hier auf MERTON

Tauchen Sie tiefer in unsere Insights-Themen ein.
Zu den Insights