Die Hochschulen sehen sich als Ort der Integration. Fast drei Viertel der Hochschulen haben bereits eigene Unterstützungsmaßnahmen für Flüchtlinge erarbeitet. Dennoch fühlen sie sich nur schlecht auf die weitere Zunahme von Flüchtlingen in den Hörsälen vorbereitet. Das ergab eine Umfrage des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung unter allen Hochschulleitern. Die Hochschulleitungen wünschen sich mehr Unterstützung von Wirtschaft und Politik.
Die große Mehrheit aller Hochschulleiter (70 Prozent) sagt, dass Hochschulen einen wichtigen Beitrag leisten, Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. Allerdings ist rund die Hälfte der Befragten auch davon überzeugt, dass sie nicht gut auf diese Aufgabe vorbereitet ist. Die Hochschulen haben weder die notwendigen finanziellen Ressourcen noch ausreichende Kapazitäten. Private und öffentliche Hochschulen kritisieren vor allem die fehlende politische Unterstützung. Lediglich 15 Prozent der befragten Hochschulleitungen meinen, der Staat habe angemessene rechtliche und finanzielle Vorkehrungen getroffen.
Mit eigenen Maßnahmen bereitet sich die große Mehrheit (72 Prozent) der Hochschulen auf eine wachsende Zahl von Flüchtlingen in ihren Institutionen vor. Bei den Universitäten sind es sogar 98 Prozent. An den meisten Hochschulen gibt es einen Ansprechpartner, der die Integrationsmaßnahmen entwickelt und koordiniert. Dabei geht es um die Vorbereitung auf das Studium aber auch um finanzielle Hilfeleistungen. 66 Prozent der Hochschulen wollen Flüchtlinge über Vorbereitungskurse oder spezielle Beratungen fit fürs Studium machen. 44 Prozent der Befragten bietet finanzielle Unterstützung an. Das können kostenlose Deutschkurse oder Semestertickets sein aber auch spezielle Stipendienprogramme oder gestrichene Studienbeiträge.
Die Umfrage im Rahmen des Hochschul-Barometers zeigt, noch sitzen nur wenige Flüchtlinge in deutschen Hörsälen. Selbst an Hochschulen, die bereits Flüchtlinge zugelassen haben, liegt deren Anteil an allen Studierenden – immatrikuliert oder als Gasthörer – im Durchschnitt bei 0,6 Prozent. Allerdings muss hier der schlechte Informationsstand der Hochschulleitungen berücksichtigt werden. 40 Prozent der Rektoren und Präsidenten wissen gar nicht, wie hoch die aktuelle Anzahl der Geflüchteten an ihrer Hochschule ist.
Um die neuen Herausforderungen bewältigen zu können, arbeiten die meisten der Hochschulen mit anderen regionalen Akteuren (Behörden, Hilfsorganisationen, andere Bildungseinrichtungen) zusammen. Sie erhoffen sich für die Zukunft aber mehr Unterstützung von der Politik und der Wirtschaft um Angebote wie Praktika, Maßnahmen zur Berufsorientierung, Beratungseinrichtungen oder Integrationsprojekte außerhalb der Hochschulen ausbauen zu können.
Das Hochschul-Barometer ist Teil der gemeinsamen Initiative "Innovationsfaktor Hochschule" von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung. Ziel der Partnerschaft ist es, innovative Hochschulen zu unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken. Das Hochschul-Barometer befragt einmal im Jahr die Hochschulen nach ihrer aktuellen Lage und ihren Erwartungen für die Zukunft. Es gilt als Expertenvotum und Stimmungsbarometer der deutschen Hochschullandschaft.
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".
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