Alle Projekte der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern sind mittlerweile gestartet. Eine Sonderpublikation des Monitors Lehrerbildung bietet erstmals einen systematischen Überblick. Das Ergebnis: Trotz breiter Themenabdeckung sind wichtige Zukunftsfragen wie Digitalisierung und strategische Rekrutierung unterrepräsentiert.
Künftige Lehrkräfte sollten optimal auf den Umgang mit der wachsenden Vielfalt im Klassenzimmer vorbereitet werden. Mit der Qualitätsoffensive Lehrerbildung fördern Bund und Länder dazu seit 2015 Projekte zur Reform der Lehrerbildung an 59 Hochschulen. Der Monitor Lehrerbildung bietet nach dem Start aller ausgewählten Projekte mit seiner Publikation "Qualitätsoffensive Lehrerbildung – zielgerichtet und nachhaltig?!" erstmals einen systematischen Überblick über die thematische Ausrichtung der geförderten Vorhaben.
Die Analyse zeigt: Die Hochschulen greifen in ihren Vorhaben ein breites Spektrum aktueller Herausforderungen auf. Nahezu alle Hochschulen widmen sich dem Thema Inklusion (51 von 59 Hochschulen). Themenbereiche wie die Verbesserung der Organisationsstrukturen (49) oder die Forschungs- und Nachwuchsförderung (47) werden ebenfalls von der großen Mehrzahl der Hochschulen adressiert. Andere zentrale Zukunftsfelder in der Lehrerbildung stehen dagegen weniger im Fokus. So beschäftigen sich nur neun Hochschulen in ihren Projekten mit der Förderung der Digitalisierung in der Lehrerbildung.
"Gerade bei Themen wie der Digitalisierung der Bildung brauchen die Hochschulen mehr zukunftsgerichtete Projekte", sagt Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung. "Ebenso fehlen Projekte, die sich verstärkt dem nicht-gymnasialen Lehramt widmen." Ein weiterer elementarer Bereich, die Gewinnung geeigneter künftiger Lehrkräfte, ist ebenfalls unterrepräsentiert. Nur 15 Hochschulen fördern durch ihre Projekte die strategische Rekrutierung von Lehramtsstudierenden, obwohl dies auch Gegenstand der Ausschreibung war.
Damit Lehramtsstudierende in Deutschland flächendeckend und dauerhaft von einer verbesserten Lehre profitieren, müssen aus der Qualitätsoffensive gut evaluierte und übertragbare Modelle entstehen. "Von der Qualitätsoffensive Lehrerbildung muss eine bundesweite Wirkung über die geförderten Hochschulen hinaus ausgehen. Der Wettbewerb kann zu einer dauerhaften Verbesserung der Lehrerbildung beitragen, wenn eine rechtzeitige Evaluation und die Verstetigung der Projekte sichergestellt werden", fordert Jörg Dräger. Das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung betont: "Die Hochschulen sollten ein Zeichen setzen, dass sie nach Ende der Förderphase für eine nachhaltige Verbesserung im Bereich der Lehrerbildung eintreten." Dies könne beispielsweise durch die Beibehaltung geschaffener Professorenstellen und erweiterter Kompetenzen der Zentren für Lehrerbildung geschehen.
Mit bis zu 500 Millionen Euro fördert die Initiative von Bund und Ländern 49 Projekte, die sich auf insgesamt 59 lehrerbildende Hochschulen in Deutschland verteilen. Das Förderprogramm soll die Qualität der Ausbildung angehender Lehrkräfte verbessern und die Sichtbarkeit der Lehrerbildung erhöhen. Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung umfasst zwei Förderphasen, 2014/2015 bis 2018/2019 und 2019 bis 2023. Die aktuelle Publikation "Qualitätsoffensive Lehrerbildung – zielgerichtet und nachhaltig?!" des Monitors Lehrerbildung hat eine systematische Analyse der Projektvorhaben vorgenommen. Zusätzlich werden die Chancen und Perspektiven des Förderprogramms insgesamt und der einzelnen Maßnahmen von Bildungsexpertinnen und -experten diskutiert.
Der Monitor Lehrerbildung ist die bundesweit einzige Datenbank zum Lehramtsstudium. Dort sind insgesamt mehr als 8.500 relevante Daten und Fakten zur ersten Phase der Lehrerbildung übersichtlich dargestellt. Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Deutsche Telekom Stiftung und Stifterverband.
Website zum Monitor Lehrerbildung
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