Der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) begingen am 8. Dezember 2016 den zweiten Tag der Bildung.
Im vollbesetzten F.A.Z. Atrium in Berlin diskutierten Entscheider aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Bildungspraktiker, welche Chancen und Herausforderungen Vielfalt mit sich bringt. Im nächsten Jahr öffnen die Initiatoren den Tag der Bildung für neue Partner, um sich gemeinsam für mehr Bildungschancen einsetzen. Im Social Web bestimmte der Tag der Bildung mit der digitalen Bildungskette den Diskurs.
Einig waren sich die Diskutanten im F.A.Z. Atrium darüber, dass es einen kulturellen Wandel in unserer Gesellschaft hin zu mehr Vielfalt benötigt. Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, traf in seiner Keynote die Meinungen aller Teilnehmer: "Wir müssen lernen, Migration und Vielfalt als Chance – nicht als Risiko – zu begreifen", so Rachel. Bildung sei dabei der Schlüssel für den Erfolg der Gesellschaft.
In zwei Panels diskutierten anschließend Experten aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft über die Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem. Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance machte deutlich: "Wer heute nicht das Abitur schafft, dem geht es schlechter als das je der Fall war." Damit deutsche Schulen unterschiedliche Talente fördern, bedürfe es insbesondere individueller Förderung, einer stärkeren Durchlässigkeit der Bildungswege sowie besser ausgebildeter Pädagogen. Für die Finanzierung solcher Maßnahmen forderte Sebastian Turner, Herausgeber des Tagesspiegels: "Wir brauchen eine starke Umverteilung der Ressourcen." Auch Konstantin Kuhle, Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, befürwortete eine Veränderung der Ausgabenpriorität: "Wieso haben wir bei kostenlosen Universitäten angefangen statt Kitas kostenfrei zu machen?"
Einen weiteren Lösungsansatz sah Katrin Albsteiger, CSU-Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Bildungsausschusses, in der Digitalisierung. Eine große Chance der Entwicklungen im digitalen Bereich bestünden in den neuen Möglichkeiten, die hier für Schulen entstehen. Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstandsvorsitzender der SOS-Kinderdörfer weltweit, gab in seinem Vortrag Beispiele dafür, wie digitaler Fortschritt in Afrika sozialen Aufstieg ermöglichen kann. "Möglicherweise könnte uns Afrika darin ein Vorbild sein, uns aufs Wesentliche zu konzentrieren und zu überlegen, wie auch wir bei uns in Europa noch mehr digitale Innovation ins Bildungswesen bringen können."
Nach der erfolgreichen Etablierung des Tags der Bildung wollen die Initiatoren den Aktionstag für neue institutionelle und gemeinnützige Partner zugänglich machen und eng mit der Politik kooperieren. "Wir wollen den Tag der Bildung auf eine breite Basis stellen und den 8. Dezember 2017 partnerschaftlich gemeinsam mit weiteren Stiftungen, Bildungsträgern und Initiativen gestalten", verkündete Prof. Dr. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbands in seinen Schlussworten. Im ersten Quartal 2017 soll hierfür ein konkreter Aktionsplan entwickelt werden, der neben dem Handlungsfeld für das kommende Jahr auch die Initiierung und Förderung weiterer Projekte vorsieht. Gemeinsam sollen Lebensrealitäten verbessert und mehr Bildungschancen geschaffen werden.
Im Social Web sowie in Großformat vor dem Brandenburger Tor sorgte eine digitale Bildungskette für mediale Aufmerksamkeit. Insgesamt beteiligten sich über 700 Menschen an der digitalen Forderung nach mehr Chancengerechtigkeit und Vielfalt. Sie posteten ihre Fotos mit ausgestreckten Armen auf Twitter, Facebook oder Instagram und schufen so die digitale Bildungskette. Der Hashtag #TagderBildung war über Stunden hinweg Trending-Topic Nummer eins auf Twitter. Der Aktionstag bestimmte so am 8. Dezember 2016 maßgeblich die aktuelle Debatte in den sozialen Netzwerken.
Der Arbeit von Stifterverband, SOS-Kinderdörfern weltweit und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung liegt ein zentraler Gedanke zugrunde: Jeder Mensch soll die Chance erhalten, das Beste aus seinen Begabungen und seinem Leben zu machen – unabhängig von seiner Herkunft oder seinem sozialen Hintergrund. Deshalb bündeln die drei Organisationen ihre Kräfte in einem gemeinsamen Engagement für mehr Bildungschancen und haben den Tag der Bildung ins Leben gerufen. Der Aktionstag fand am 8. Dezember 2016 zum zweiten Mal stattfindet. Als jährlicher Termin soll er regelmäßig höchstmögliche Aufmerksamkeit auf das Thema Bildung lenken – in ganz Deutschland und darüber hinaus.