Exponate unter Panzerglas, Lichtschranken vor Gemälden, Videoinstallationen und "Bitte nicht berühren"-Schilder – für sehbehinderte Menschen ist ein Museumsbesuch nicht einfach, wenn nicht gar unmöglich. Das Stadtmuseum Simeonstift Trier und Design-Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Trier haben jetzt einen crossmedialen Bausatz entwickelt, der Menschen mit Sehbehinderung einen selbstständigen Museumsbesuch ermöglicht. Für den kooperativen Ansatz und das einzigartige Angebot mit Vorbildcharakter verleiht der Stifterverband dem Projekt "Blinden-Kit" die Hochschulperle des Monats November.
"Ein schönes Projekt mit großem Praxisbezug und sozialer Komponente. Die Beteiligten aus den unterschiedlichen Institutionen – Hochschule und Stadtmuseum – konnten ihre jeweiligen Stärken einbringen und so zu mehr Barrierefreiheit beitragen", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Das Blinden-Kit ist ein maßgefertigter Wagen mit crossmedialen Materialen wie Tastreliefs, Audiodateien und Modellen. Studierende des Seminars "Crossmedia" im Studiengang Intermediales Design haben in Abstimmung mit blinden Beratern an der Entwicklung und Umsetzung gearbeitet. Sie haben für jeden Ausstellungsraum des Stadtmuseums ein eigenes Blinden-Kit entwickelt. Realisiert wurde das Projekt mit Unterstützung der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz, der Nikolaus-Koch-Stiftung und der Europäischen Investitionsbank.
Hochschulperlen sind innovative, beispielhafte Projekte, die in einer Hochschule realisiert werden. Weil sie klein sind, werden sie jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken. Der Stifterverband möchte 2017 die vielfältigen und innovativen Schnittstellen von Hochschulen zu gesellschaftlichen Partnern sichtbar werden lassen. Jeden Monat stellt er eine Hochschulperle vor, die einen Beitrag zur Kultur einer "kooperativen Hochschule" leistet. Aus den Monatsperlen wird im Januar 2018 per Abstimmung die Hochschulperle des Jahres gekürt.