Viele junge Geflüchtete leiden unter Isolation. Sie leben unter ihresgleichen in Flüchtlingsunterkünften und besuchen Vorbereitungsklassen mit anderen Neuangekommenen. Doch gleichzeitig gibt es eine Vielzahl von soziokulturellen Bildungsangeboten in Hamburg, die Kindern und Jugendlichen kostenfrei offen stehen – nur wissen sie oft nichts davon. Diese Informationslücke zu schließen, ist der Grundgedanke hinter dem Projekt "Yalla! Rein in die Stadt", das bei einer Ideenwerkstatt gemeinsam mit jungen Flüchtlingen entwickelt wurde.
Yalla ist ein Videokanal, der die Jugendlichen mit für sie relevanten Informationen versorgt, in einer leicht zugänglichen Form. In mehrtägigen Workshops lernen die jungen Leute die Grundlagen der Videoproduktion. Die Themen und Drehorte suchen sie sich selbst aus. Die Videos entstehen dann vor Ort – zum Beispiel im Kulturcafé, im Museum oder auf einer Fahrradtour. So entstehen zum einen wertvolle Beiträge, die im Internet für alle verfügbar sind. Zum anderen bildet sich eine Gruppe, die sich sozial engagiert und gegenseitig unterstützt.
Bislang haben rund 90 Jugendliche an zehn Video-Workshops teilgenommen. Mehr als 50 Videos über interessante Angebote und Orte sind bereits auf der Yalla-Website zu finden. Die Jugendlichen, die beim Projekt mitmachen, profitieren durch neue Freundschaften, machen spannende Erfahrungen und erhalten einen Einblick in den Medienbereich. Die Organisatoren vom GWA St. Pauli, einem gemeinnützigen Verein für Gemeinwesen-, Sozial- und Kulturarbeit, haben schon Anfragen erhalten, wie sich das Konzept auch andernorts aufsetzen ließe.
Für die Preisjury war wichtig, dass nicht nur die Jugendlichen, die direkt am Projekt teilnehmen, profitieren. Die dabei entstandenen Videos können vielmehr übers Internet andere Geflüchtete erreichen und darüber hinaus wirken. Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft: "Yalla macht Mut, sich die Stadt zu erobern."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Die Wahl zum Primus des Jahres 2019 findet Anfang 2020 statt.
Der Sonder-Primus Startklar ergänzt 2019 den Primus-Preis und wird viermal im Jahr an zivilgesellschaftliche Initiativen vergeben, die Jugendliche auf dem Weg in die Berufswelt unterstützen. Dies können beispielsweise Projekte sein, die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung begleiten, Angebote, die Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Ausbildung erleichtern, oder Initiativen, die junge Menschen mit fehlender oder geringer Ausbildung auf die Berufswelt vorbereiten. Der Sonder-Primus Startklar ist mit 1.000 Euro dotiert. Zusätzlich erhalten die ausgezeichneten Initiativen je 500 Euro für den Besuch einer Weiterbildung. Die randstad stiftung fördert den Sonder-Primus Startklar. Bewerbungen sind jederzeit möglich.