Viele Geflüchtete, die in den letzten Jahren nach Deutschland kamen, wissen nicht, wie lange sie hier bleiben werden. Insbesondere für die Kinder, die normalerweise sehr schnell in einer neuen Umgebung Wurzeln schlagen, bedeutet dies eine Herausforderung: Wenn sie in ihre Heimat zurückkehren, sollen sie nicht ein zweites Mal in ein gänzlich fremdes Land kommen. Vor allem sollen sie auch weiterhin den Kontakt zu ihren Verwandten behalten können, die oft in den unterschiedlichsten Ländern Zuflucht gefunden haben.
Damit Kinder etwa aus Syrien ihre Muttersprache nicht vergessen, geben ihnen ehrenamtliche Helfer aus dem Kreis der Flüchtlinge einmal pro Woche Arabisch-Unterricht. Unterstützung erhalten sie durch den Internationalen ökumenischen Arbeitskreis Hand-in-Hand e.V., der Materialien und Räume zur Verfügung stellt. Ziel ist, dass Kinder, die nur zeitweise ihre Heimat kennen gelernt haben, ihre Sprachkenntnisse auffrischen. Nicht wenige haben nur kurz oder keine Schule besucht. Besonderer Wert wird deshalb auf das Erlernen der arabischen Schrift gelegt, so Mamdoh Sattouf, der Initiator der Kurse. Der Agraringenieur hatte selbst fünf Jahre in Braunschweig gelebt und promoviert, kehrte dann in seine Heimat Syrien zurück, floh 2015 vor dem Bürgerkrieg und lebt seitdem in Herzogenrath.
Zu den Inhalten des Unterrichts, der altersdifferenziert in drei Klassen an jedem Samstagvormittag stattfindet, gehört auch die Begegnung mit der arabischen Kultur und den Traditionen. So wurde bereits zweimal ein Theaterstück einstudiert und aufgeführt. Die im Jahr 2017 gestarteten Kurse haben insgesamt dafür gesorgt, dass die Kinder neue Freundschaften und Kontakte geknüpft haben und sich die Geflüchteten stärker wertgeschätzt fühlen, so die Projektträger. Anfangs besuchten 10 bis 15 Kinder den Unterricht, mittlerweile sind es fast 40 Kinder.
Neben dem Arabisch-Unterricht möchte der Internationale ökumenische Arbeitskreis "Hand-in-Hand" e.V. im nächsten Schuljahr auch regelmäßige Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung anbieten.
"Dieses ungewöhnliche Bildungsangebot adressiert einen Bedarf in der Flüchtlingsarbeit, den viele nicht auf dem Radar hatten", meint Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Besonders dass Geflüchtete dabei ehrenamtliches Engagement selbst in die Hand nehmen, hat die Jury überzeugt."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Die Wahl zum Primus des Jahres 2019 findet Anfang 2020 statt.
Der Sonder-Primus Startklar ergänzt 2019 den Primus-Preis und wird viermal im Jahr an zivilgesellschaftliche Initiativen vergeben, die Jugendliche auf dem Weg in die Berufswelt unterstützen. Dies können beispielsweise Projekte sein, die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung begleiten, Angebote, die Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Ausbildung erleichtern, oder Initiativen, die junge Menschen mit fehlender oder geringer Ausbildung auf die Berufswelt vorbereiten. Der Sonder-Primus Startklar ist mit 1.000 Euro dotiert. Zusätzlich erhalten die ausgezeichneten Initiativen je 500 Euro für den Besuch einer Weiterbildung. Die randstad stiftung fördert den Sonder-Primus Startklar. Bewerbungen sind jederzeit möglich.