Immer wieder kommt es vor, dass Jugendliche aus dem Schulsystem herausfallen, weil sie in einer schwierigen Lebenssituation stecken – wie etwa junge Mütter, Flüchtlinge, Jugendliche mit psychischen Belastungen oder einem Drogenproblem. Aber nicht wenige wollen dennoch ihr Leben selbst in die Hand nehmen und streben einen Bildungsabschluss an. Ihnen greift ein in Mannheim beheimatetes Projekt unter die Arme.
Das andere SchulZimmer bereitet zehn junge Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren darauf vor, einen Haupt- oder Realschulabschluss zu schaffen. Entscheidend ist dabei die engmaschige, individuelle Betreuung durch ein zehnköpfiges, sehr heterogenes Team aus Lehramtsstudierenden, pensionierten Lehrkräften und anderen ehrenamtlichen Helfern. Gemeinsam lernen die Jugendlichen in einer ungezwungenen Atmosphäre und in ihrem eigenen Tempo.
Der Unterricht findet von Montag bis Freitag drei Stunden lang nachmittags statt. Die Schülerinnen und Schüler haben aber vorher Gelegenheit, Hilfe und Rat zu ihrer persönlichen Situation zu erhalten – damit der Kopf frei ist fürs Lernen. Alle haben einen eigenen Lernplan. Die Fortschritte werden nach den Unterrichtseinheiten zusammen mit der Lehrkraft reflektiert und protokolliert. Die kleinen Unterrichtsgruppen ermöglichen nahezu eine 1:1-Betreuung.
Das Projekt ist im Oktober 2018 gestartet. Die ersten Abschlussprüfungen, die als sogenannte Schulfremdenprüfung an staatlichen Mannheimer Schulen stattfinden, wurden bereits bestanden. Doch damit ist die Projektarbeit noch nicht zu Ende: Coaches unterstützen ihre Schützlinge anschließend beim Berufseinstieg. Das andere SchulZimmer finanziert sich zurzeit ausschließlich aus Spenden und großem ehrenamtlichen Engagement.
"Das Projekt macht Schulabbrechern Mut und gibt ihnen praktische Unterstützung auf dem Weg, ihr Bildungsziel doch noch zu erreichen", resümiert Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Es zeigt nicht nur, dass sie es trotz schwieriger Startbedingungen schaffen können, sondern auch, wie eine Schule aussehen mag, die sich ganz individuell um Jugendliche kümmert."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Die Wahl zum Primus des Jahres 2019 findet Anfang 2020 statt.
Der Sonder-Primus Startklar ergänzt 2019 den Primus-Preis und wird viermal im Jahr an zivilgesellschaftliche Initiativen vergeben, die Jugendliche auf dem Weg in die Berufswelt unterstützen. Dies können beispielsweise Projekte sein, die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung begleiten, Angebote, die Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Ausbildung erleichtern, oder Initiativen, die junge Menschen mit fehlender oder geringer Ausbildung auf die Berufswelt vorbereiten. Der Sonder-Primus Startklar ist mit 1.000 Euro dotiert. Zusätzlich erhalten die ausgezeichneten Initiativen je 500 Euro für den Besuch einer Weiterbildung. Die randstad stiftung fördert den Sonder-Primus Startklar. Bewerbungen sind jederzeit möglich.