In nur acht Wochen haben rund 20 Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren das Stück "Die wertvolle Kette" eigenständig entwickelt und zur Aufführung gebracht. In Workshops haben sie selbst die Themen festgelegt, Szenen und Musikstücke geschrieben und die Choreografie eingeübt. Der Begriff Werte spielte dabei eine zentrale Rolle: Alle Jugendlichen haben sich eine Bühnenfigur überlegt und was ihr so wichtig wäre, dass sie dafür kämpfen würde. So entstand die "wertvolle Kette", ein symbolhafter Schatz, der dem Stück den Namen gab.
Die Kursleitung leitete ihre Schützlinge nur soweit an, dass sie selbst aktiv werden konnten. Dazu gehörte auch das Drumherum: das Design eines Plakates für die Aufführung sowie die Bühnentechnik.
Geprobt und gespielt wurde in der Villa Wertvoll, einem Kulturzentrum, an dem die Kinder und Jugendliche aus dem Magdeburger Problemviertel Neue Neustadt ihre künstlerischen Fähigkeiten entdecken und entfalten können. Es ist eines der wenigen außerschulischen Angebote für die Jugendlichen vor Ort – trotz hohen Bedarfs an Förderung insbesondere für Mädchen und Jungen, die unter schwierigen Verhältnissen aufwachsen.
Der Theaterworkshop, der im Herbst 2019 stattfand, war nur die erste Projektphase. "Fast alle der beteiligten Jugendlichen haben sich bereits für das nächste, längerfristig angelegte Projekt angemeldet", berichtet Alexander Heinrich von Sunrise Magdeburg. Denn es geht darum, Bindungen aufzubauen: "Trotz der Kürze des ersten Projektes haben wir bereits erlebt, dass Jugendliche nach Problemen zuhause oder in der Schule die Villa Wertvoll als sicheren Raum für Gespräche gesucht und gefunden haben."
"Das Vertrauen und die kreative Arbeit stärken das Selbstwertgefühl und ermutigen die Kinder und Jugendlichen darin, dass sie selbst etwas schaffen können", meint Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Dies ist ein wichtiger Schritt für sie, um dann selbst aktiv ihr Umfeld und ihre eigene Zukunft zu gestalten."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert.