Es gibt meist wenig Berührungspunkte zwischen Schülern und geistig Behinderten – doch der Sport bietet eine Chance, Barrieren im Kopf abzubauen. An dem zweitägigen Projekt der Gesundheits- und BehindertenSportGemeinschaft (GBSG) Herford nehmen Realschüler oder Gymnasiasten der 8. und 9. Klasse teil. Zunächst informiert Projektleiterin Sandra Pohlmann, eine examinierte Ergotherapeutin, die Jugendlichen darüber, wie sich die Einschränkungen ausprägen und wie sie das für sie fremde Verhalten der Behinderten einordnen können.
Nach dieser theoretischen Vorbereitung planen die Schüler dann eine Sportstunde, die sie gemeinsam mit Menschen mit Handicap abhalten. "Die Schüler können sich gut auf die einzelnen Personen einstellen, an den richtigen Stellen motivieren oder gegebenenfalls Hilfestellung leisten", berichtet Sandra Pohlmann, die Erste Vorsitzende der GBSG Herford. "Die behinderten Sportler freuen sich sehr über die für sie nicht selbstverständliche Zuwendung und sind höchst motiviert."
Am zweiten Projekttag lernen die Schüler bei einem Besuch einer Werkstatt für Behinderte den Arbeitsalltag der Menschen kennen, mit denen sie zuvor Sport getrieben hatten. Die Schüler können sehen, welche Arbeiten trotz Behinderung möglich sind und wie wichtig diese Arbeit für jeden einzelnen ist. Sie werden dabei auch über die Möglichkeiten informiert, ein freiwilliges soziales Jahr oder Schülerpraktika in diesem Bereich zu leisten.
Das nun ausgezeichnete Projekt unterstützt wichtige Bildungsziele, indem es Toleranz, Respekt und Teilhabe von Behinderten am gesellschaftlichen Leben über den Sport vermittelt. "Davon profitieren nicht nur die Schüler, die oft zum ersten Mal mit geistig behinderten Menschen in Kontakt kommen", erklärt Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Diese Art der aktiven Inklusion ist auch für die Menschen mit Handicap etwas Besonderes, da solche Begegnungen nicht unbedingt zu ihrem Alltag gehören."
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Das Voting, um den Primus des Jahres 2019 zu ermitteln, findet am 21./22. April 2020 statt – jede und jeder kann mitmachen.