Das sind Ergebnisse einer Sonderbefragung des Stifterverbandes im Rahmen des Hochschul-Barometers Aktuell.
Die Hochschulleitungen sehen sich durchaus in der Lage, den Lehr- und Prüfungsbetrieb im beginnenden Sommersemester übergangsweise digital sicherzustellen. In einer Sonderbefragung des Hochschul-Barometers Anfang April 2020 sagen knapp 90 Prozent der Hochschulen, dass sie sich (eher) gut gerüstet fühlen, den Semesterstart übergangsweise mit digitalen Lehrveranstaltungen zu organisieren. Selbst für den Fall, dass im gesamten Sommersemester keine regulären Präsenzveranstaltungen und Prüfungen möglich sein sollten, können drei Viertel der Lehrveranstaltungen und knapp zwei Drittel der Prüfungen digital durchgeführt werden.
Die Hochschulleitungen sehen die Corona-Beschränkungen nicht nur als Herausforderung. Mehr als 90 Prozent der Hochschulen empfinden die aktuelle Situation auch als Chance, sich im Bereich digitalen Lernens und Lehrens langfristig besser aufzustellen.
Gefragt, wo sie dringend finanzielle Unterstützung benötigen, erklären die Hochschulleitungen, dass sie fast die Hälfte zusätzlicher finanzieller Mittel in den Ausbau ihrer IT-Infrastruktur und IT-Ausstattung investieren würden. Sie würden jeden vierten Euro für den personellen und technischen Ausbau des mediendidaktischen Supports und im Bereich E-Learning einsetzen. Zu etwa gleichen Teilen würden die Hochschulen zusätzliche finanzielle Mittel für den Aufbau digitaler Beratungs- und Betreuungsangebote für Studierende (15 Prozent) sowie für die Anschaffung von Software-Lizenzen (16 Prozent) ausgeben.
Neben finanzieller Unterstützung wünschen sich die Hochschulen laut Studie auch eine Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Prüfungen. Dies gaben 85 Prozent der Hochschulen an. Nur sieben Prozent der Hochschulen sprachen sich dagegen für ein sogenanntes Nicht-Semester aus. Das heißt, eine große Mehrheit (93 Prozent) der Befragten unterstützt die politische Entscheidung, das Sommersemester durchzuführen.
"Notgedrungen haben die Hochschulen in kürzester Zeit einen Kultur- und Strukturwandel eingeleitet", sagt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. "In einem rasanten Tempo haben sie ihre Präsenzlehre auf virtuelle Formate umgestellt. Wie nachhaltig der Prozess sein wird, wird sich zeigen. Die Erfahrungen mit dem Digitalisierungsschub sollten nun wissenschaftlich und pädagogisch begleitet werden, um daraus für die Zukunft zu lernen."
"Insgesamt erlebt die gesamte Wissenschaft derzeit in vielen Bereichen eine bemerkenswerte Öffnung", so Meyer-Guckel weiter. Mehr als 70 Prozent der Hochschulen geben an, ihre Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen rund um die Corona-Sondersituation zu stärken. Über die Hälfte der Hochschulen wollen einen schnelleren interdisziplinären und internationalen Austausch von Forschungsergebnissen ermöglichen durch den verstärkten Einsatz von Open-Science-Methoden wie Open Data. Nahezu ebenso viele Hochschulen geben an, ihre Forschenden darin zu unterstützen, sich verstärkt in der Kommunikation mit der Gesellschaft sowie in der Politikberatung einzubringen.
Auch in der aktuellen Hochschul-Forschung spielt die Corona-Pandemie eine große Rolle. Knapp die Hälfte der Hochschulen – und fast drei Viertel der staatlichen Universitäten – beteiligt sich in der Forschung verstärkt an der Suche nach Lösungen in der momentanen Sondersituation, beispielsweise bei der Erforschung von Arzneimitteln oder der gesellschaftlichen Folgen der Kontaktsperre. Nur ein Drittel der Hochschulen gab an, keine kurzfristigen Anpassungen in diesen Bereichen vorzunehmen.
Das Hochschul-Barometer ist ein Stimmungsbarometer deutscher Hochschulleitungen. In einer jährlichen, repräsentativen Umfrage wollen der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung von allen Hochschulleitungen in Deutschland wissen, wie sie ihre momentane Situation und ihre Perspektiven einschätzen. Vor dem besonderen Hintergrund der Corona-Pandemie hat sich der Stifterverband entschieden, erstmals eine Sonderbefragung zusätzlich zur jährlichen Hochschul-Barometer-Befragung durchzuführen. Mit insgesamt 168 teilgenommenen Hochschulen konnte eine hohe Rücklaufquote von 43 Prozent erreicht werden.
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".
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