Das sind Ergebnisse der Studie "Private Hochschulen – Entwicklungen im Spannungsfeld von akademischer und gesellschaftlicher Transformation", die der Stifterverband herausgegeben hat.
Private Hochschulen erleben in den letzten zehn Jahren einen enormen Studierendenzuwachs. Im Vergleich zu 2010 hat sich die Studierendenzahl verdoppelt. Etwa 244.000 Studierende sind an einer der 106 privaten Hochschulen eingeschrieben. Das heißt, fast jeder elfte Studierende (8,5 Prozent) in Deutschland entscheidet sich dafür. Das liegt vor allem an den praxisnahen und flexiblen Studienformaten. Der hohe Grad an Digitalisierung privater Hochschulen ist ebenfalls ein deutlicher Vorteil gegenüber staatlichen Hochschulen.
Die Ergebnisse der Stifterverbands-Studie verdeutlichen: Anders als vielfach diskutiert, sind private Hochschulen nicht primär für Elite-Studierende interessant. Mehr als 90 Prozent der Hochschulen bilden ältere, oft berufstätige und in Teilzeit Studierende aus. 48 Prozent aller Teilzeit- und 41 Prozent der Fernstudierenden in Deutschland sind an einer privaten Hochschule, um sich weiterzuqualifizieren. Die mit Abstand meisten Studierenden an privaten Hochschulen sind in Nordrhein-Westfalen immatrikuliert, gefolgt von Hessen, Hamburg und Berlin. Eine hohe Unternehmensdichte oder große Studierendennachfrage sind unter anderem Gründe für die Konzentration auf einige Bundesländer. Der Großteil der privat Studierenden (knapp 70 Prozent) ist in Wirtschafts-, Rechts- oder Sozialwissenschaften eingeschrieben.
Obwohl private Hochschulen wichtige Akteure im Hochschulsystem sind, gibt es unterschiedliche Rahmenbedingungen für staatliche und private Hochschulen: Private Hochschulen finanzieren sich zu 75 Prozent aus Studienbeiträgen, staatliche Hochschulen dagegen vor allem aus öffentlichen Trägermitteln (73 Prozent). Öffentliche Drittmittel spielen bei privaten Hochschulen kaum eine Rolle. Noch sind sie oft von Bund-Länder-Programmen ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass sie sich an möglichen Wettbewerben für öffentliche Fördermittel nur selten beteiligen.
"Um das Potenzial der gesamten Hochschullandschaft zu heben, müssen öffentliche wettbewerbliche Förderprogramme künftig auch für private Hochschulen geöffnet werden. Diese müssen sich dann auch intensiv daran beteiligen", sagt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. "Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass das hohe Maß an Digitalisierung und die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft die Attraktivität privater Hochschulen ausmachen. Diese können flexibler auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren."
Ein Blick auf den gesamten Hochschulsektor zeigt, dass insbesondere durch die Transformation der Gesellschaft, durch die dynamischen Entwicklungen in der Arbeitswelt und in der Wissensökonomie die bisherigen Standards von Hochschulgovernance und Qualitätssicherung an privaten und staatlichen Hochschulen im Wandel sind. "Um auch in Zukunft ein innovatives, qualitativ hochwertiges und diverses Bildungsangebot zu sichern, benötigen die Hochschulen mehr Freiräume für disruptive Innovationen, ohne die bewährten Standards aufzugeben", so Meyer-Guckel weiter. Denn in großen Kooperationsnetzwerken müssen Hochschulleitungen anders agieren und Interessen ausbalancieren als bisher. Um die Qualität künftiger Studienabschlüsse zu sichern, sollten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einen gesellschaftlichen Diskurs darüber führen, wie Absolvierende durch Ausbildung bestimmter Kompetenzen befähigt werden, auch in Zukunft erfolgreich zu sein und eine demokratische Gesellschaft zu gestalten.
Im Stifterverband haben sich rund 3.000 Unternehmen, Unternehmensverbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Bildung, Wissenschaft und Innovation gemeinsam voranzubringen. Mit Förderprogrammen, Analysen und Handlungsempfehlungen sichert der Stifterverband die Infrastruktur der Innovation: leistungsfähige Hochschulen, starke Forschungseinrichtungen und einen fruchtbaren Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.