Das Schicksal von Dominik Brunner hat viele Menschen bewegt. Im September 2009 hatte der 50-Jährige an einem S-Bahnhof in München vier jüngere Schüler schützen wollen, die von zwei Jugendlichen bedroht wurden. Es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung, nach der Brunner verstarb. Der Vorfall gab den Impuls zur Gründung des Zivilcourage für ALLE e.V. im Mai 2010, der sich mit Information und Trainings für mutiges Handeln stark macht – für den Fall, dass man Zeuge wird, wenn andere Menschen Opfer von Gewalt zu werden drohen.
Seit gut zehn Jahren vermittelt der in München ansässige Verein Kompetenz, um sich in riskanten Situationen für Schwächere einzusetzen, ohne sich selbst und andere zu gefährden. Die Theorie fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und geht Hand in Hand mit praktischen Übungen. Solche Schulungen hat "Zivilcourage für ALLE" nicht nur für die Erwachsenenbildung konzipiert, sondern insbesondere auch für weiterführende Schulen ab der achten Jahrgangsstufe entwickelt.
Altersgerecht und praxisnah durch Rollenspiele erfahren die Jugendlichen in einem halbtägigen Zivilcourage-Schultraining, wie sie in brenzligen Situationen eingreifen können. Themen wie Mobbing oder Stammtischparolen, aber auch die psychologischen Hintergründe von Hilfe kommen bei den Schulungen zur Sprache. Die Trainings sind methodisch abwechslungsreich, mit Diskussionen, Vorträgen, Arbeit in Kleingruppen und Übungen. Der Aktionsradius des 20-köpfigen Vereins ist bislang hauptsächlich München und Umgebung. Zunehmend gibt es aber auch Anfragen aus anderen Regionen Bayerns. Bis zur Corona-Pandemie haben rund 20 Trainings pro Jahr in Kooperation mit Schulen stattgefunden.
"Diese wertvolle Initiative führt vor Augen, dass Zivilcourage auch zu einer umfassenden Bildung gehört", erklärt Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft, über den 100. Primus-Preisträger. "Es wäre schön, wenn solche Trainings an Schulen einen festen Platz einnähmen, ähnlich wie Erste Hilfe oder Verkehrserziehung."
Einhundertmal wurde der Primus-Preis bis jetzt an kleine, vorbildliche Bildungsprojekte vergeben. Damit hat die Stiftung Bildung und Gesellschaft Initiativen gefördert, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Die Konzepte sind auch auf andere Regionen übertragbar und docken an das staatliche Bildungssystem an. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Im Jahr 2021 geht die Auszeichnung mit modifiziertem Konzept wieder neu an den Start.