Wie hat Corona die Bildung verändert? Dieser Frage geht die neue Ausschreibung des Stifterverbandes nach, der ab jetzt einmal im Monat beispielhafte Schul-Initiativen prämiert. Den Anfang macht im Mai ein Projekt, das die Quinoa-Schule in Berlin gestartet hat. Sie ist eine staatlich anerkannte, freie Sekundarschule im Einzugsbereich von Brennpunktquartieren im Wedding und Gesundbrunnen. Mehr als 80 Prozent der Jugendlichen, die die Schule besuchen, kommen aus einem sozial benachteiligten Umfeld. Sie drohten während des Lockdowns bei der Bildung ins Hintertreffen zu geraten.
Als Antwort auf diese Herausforderung entstand ein Konzept, das auch nach Corona eine wertvolle Basis für digitalisiertes und individualisiertes Lernen bietet. Zum Einsatz kam ein Bündel an Maßnahmen – von der Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit Tablets und Internetzugang über technischen Support bis hin zur Auswahl digitaler Lehrangebote und Medien. Dabei lag besonderes Augenmerk auf personalisiertem Lernen, sodass die Schülerinnen und Schüler zuhause in ihrem eigenen Tempo vorwärtskommen konnten. Darüber hinaus wurden die Lehrkräfte durch Fortbildung und Coaching bei dieser anspruchsvollen Form des Unterrichts unterstützt und ihnen eine eigens dafür berufene EdTech-Spezialistin an die Seite gestellt. Zum Konzept gehörte außerdem die Einführung einer digitalen Schulverwaltung.
Wichtig war auch, das Projekt laufend zu evaluieren. Im Jahr 2020 gab ein Großteil der befragten Schülerinnen und Schüler an, dass sie die Möglichkeiten des individualisierten Lernens eindeutig schätzten. Im Vergleich zu anderen vergleichbaren Schulen in Berlin-Mitte erreichten mehr Jugendliche bei Quinoa einen Abschluss (im Durchschnitt zwölf Prozent mehr) und auch signifikant höhere Abschlüsse (im Durchschnitt ca. 50 Prozent häufiger).
Für die Jury des Stifterverbandes kam es bei der Auswahl des Preisträgers darauf an, dass die Schülerinnen und Schüler von diesen Erfahrungen nachhaltig profitieren: Für die Zukunft will die Quinoa-Schule ihr Konzept noch weiter in Richtung Individualisierung und Digitalisierung der Lernprozesse ausbauen. Personalisiertes Lernen soll auf allen Ebenen eine zentrale Rolle spielen.
Mit der Schulperle möchte der Stifterverband aus der Schulgemeinschaft entstandene Projekte sichtbar machen, die in besonderer Weise das Leben und Lernen an der Schule bereichern und eine chancengerechte, zukunftsgewandte, zeitgemäße Bildung fördern. Jeden Monat wird eine Schulperle vergeben. Die ausgezeichneten Projekte erhalten jeweils 500 Euro Unterstützung und Zugang zum Bildungsnetzwerk des Stifterverbandes. Im Jahr 2022 steht die Schulperle unter dem Thema "Lernen aus der Pandemie". Bewerbungen sind laufend möglich.
ist Programmmanager im Bereich "Programm und Förderung" beim Stifterverband.
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