Hochschulen sollten aktive Gestalter in der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sein – davon sind 96,2 Prozent der Hochschulleitungen überzeugt. Dabei sind gesellschaftliche Herausforderungen für die Profilbildung der Hochschulen aus Sicht der Präsidentinnen und Präsidenten sowie Rektorinnen und Rektoren wichtiger als wissenschaftliche oder förderpolitische Faktoren. Doch eine Mehrheit benennt auch Zielkonflikte zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und dem Exzellenzanspruch in der Forschung. Rund 40 Prozent der staatlichen Universitäten möchten deshalb nicht, dass sich Hochschulen an der gesellschaftlichen Wirkung ihrer Aktivitäten messen lassen müssen.
Gefragt nach den sechs zentralen Forschungsfeldern zum Thema Forschung und Innovation der Bundesregierung weisen Sie vor allem den Themen Nachhaltigkeit, klimaneutrales Wirtschaften und Digitalisierung eine besondere Bedeutung zu. Dabei setzen sie auf die Zusammenarbeit mit externen Akteuren: Mehr als 90 Prozent aller Hochschulen wollen mehr in innovationsorientierte Projekte mit Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft investieren. Das sind Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des Hochschul-Barometers, die der Stifterverband zusammen mit der Heinz Nixdorf Stiftung jährlich unter den Hochschulleitungen durchführt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Hochschulen integrieren Nachhaltigkeit immer mehr in die Lehre: Jede zweite Hochschule verfügt über mindestens einen Studiengang zu Nachhaltigkeit, und jede dritte plant (weitere) Studiengänge. Aber nicht nur in der Kompetenzvermittlung spielen Hochschulen eine wesentliche Rolle: Sie haben den Handlungsbedarf beim Thema Nachhaltigkeit auch für die eigene Institution erkannt: Ein Viertel der befragten Hochschulen gibt an, bereits über eine Nachhaltigkeitsstrategie zu verfügen, weitere zwei Drittel planen eine solche. Viele Hochschulen gehen dabei auch in die praktische Umsetzung: Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Hochschulen verfügt bereits über ein nachhaltiges Energiemanagement.
Die Stimmung an den Hochschulen ist trotz einer Abfolge gesellschaftlicher Krisen nahezu stabil. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt sie zwar leicht, bleibt aber mit 29,5 Punkten (Skala: minus 100 bis plus 100) verhalten positiv. Die durch die Exzellenzstrategie geförderten Universitäten zeigen sich vor allem bei den Rahmenbedingungen (Autonomie, Ausstattung, Finanzen und Personal) deutlich unzufriedener als in den Vorjahren. Aufgrund ihrer Größe könnten sie von der geplanten Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) wenig profitieren. Auch die Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit sinkt im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem in der Lehre schätzen die Hochschulen die Lage schlechter ein als im Vorjahr: Der Wechsel von analoger auf digitale und inzwischen oft hybride Lehre scheint nicht folgenlos geblieben zu sein.
Insgesamt stimmen die hochschulpolitischen Vorhaben der Bundesregierung die Hochschulen positiv. Gefragt nach der Relevanz verteilen die Hochschulen im Durchschnitt die meisten Punkte auf die Dynamisierung des Zukunftsvertrags "Studium und Lehre stärken" (19,4 von 100 Punkten), dicht gefolgt vom Bundesprogramm "Digitale Hochschule" (17,8 Punkte) sowie der geplanten Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) mit 16,8 Punkten.
Das Hochschul-Barometer ist ein Stimmungsbarometer deutscher Hochschulleitungen. In einer jährlichen, repräsentativen Umfrage wollen Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung von allen Rektoren und Präsidenten der Hochschulen in Deutschland wissen, wie sie ihre momentane Situation und ihre Perspektiven einschätzen. Die Befragung für das nächste Hochschul-Barometer beginnt Mitte Dezember. Alle gewonnenen Erkenntnisse des seit 2011 erhobenen Hochschul-Barometers finden Sie im Datenportal des Stifterverbandes.
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".
T 030 322982-506