Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis für Johannes Lelieveld
Wie chemische und meteorologische Prozesse auf die Erdatmosphäre einwirken, hat der Chemiker Johannes Lelieveld mit innovativen Messmethoden und Computermodellen untersucht. Seine Forschung lieferte dabei entscheidende Erkenntnisse zur Selbstreinigungskraft der Atmosphäre sowie zu den Einflüssen verschiedener Emissionen auf das Klima und die Gesundheit des Menschen. Dafür zeichnen ihn die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Stifterverband mit dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis 2024 aus. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wird für Beiträge zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Herausforderungen verliehen. Er ist damit die deutsche Auszeichnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der wissenschaftsbasierten Politikberatung.
"Johannes Lelieveld hat mit seiner Forschung maßgeblich dazu beigetragen, dass wir das Zusammenspiel zwischen der Atmosphäre und Prozessen auf der Erde besser verstehen", sagt Leopoldina-Präsidentin Prof. Dr. Bettina Rockenbach. "Der Mensch wirkt durch Luftschadstoffe wie Feinstaub oder Ozon empfindlich auf die Atmosphäre ein. Gleichzeitig ist die Gesundheit des Menschen selbst durch diese Schadstoffe stark belastet. Johannes Lelievelds Forschung zeigt, dass Luftverschmutzung und Klimawandel nicht getrennt betrachtet werden können. Dabei engagierte er sich immer wieder in der Beratung von Politik und Gesellschaft, nicht zuletzt durch seine Mitwirkung an der Leopoldina-Ad-hoc-Stellungnahme 'Saubere Luft'."
"Mit Johannes Lelieveld zeichnen Stifterverband und Leopoldina einen Wissenschaftler aus, der mit seinen Arbeiten eindrucksvoll gezeigt hat, wie exzellente Forschung zur Lösung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen kann", sagt Prof. Dr. Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes. "Seine jüngsten Forschungen zur Luftqualität und zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Emissionen liefern nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern schaffen auch eine fundierte Grundlage für konkrete und umsetzbare politische Entscheidungen. Damit steht er exemplarisch für das Anliegen des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preises: Wissenschaft in den Dienst der Gesellschaft zu stellen."

Prof. Dr. Johannes Lelieveld ist niederländischer Atmosphärenforscher und seit 2000 Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Er entwickelte flugzeuggestützte Messprogramme sowie Computermodelle, die die Wechselwirkungen chemischer und meteorologischer Prozesse simulieren. So konnte er beschreiben, wie Wolken die Chemie des Ozons beeinflussen, wie der asiatische Monsun auf die Regenerationskraft der Atmosphäre einwirkt, aber auch welche Risiken bei Nuklearkatastrophen wie im japanischen Fukushima und ukrainischen Tschernobyl entstehen.
In neueren Forschungen beschäftigte er sich mit den Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit und untersuchte, wie sich Emissionen auf Sterberaten beim Menschen auswirken. Seine Expertise nutzte Lelieveld auch, um Politik und Gesellschaft zu beraten, beispielsweise um zu entscheiden, welche Emissionen prioritär vermindert werden sollten, um Gesundheitsgefährdungen zu senken. Außerdem erarbeitete er Leitlinien, um die Risiken für die öffentliche Gesundheit, die durch Luftverschmutzung und Umweltveränderungen entstehen, zu verringern.
Nach seiner Promotion 1990 in Atmosphärenphysik an der Universität Utrecht/Niederlande und Forschungsstationen an der Universität Stockholm/Schweden sowie der University of California in San Diego/USA erhielt Johannes Lelieveld 1993 eine Professur für Atmosphärenphysik und Atmosphärenchemie an den Universitäten in Wageningen/Niederlande und Utrecht. Seit 2000 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und seit 2002 Professor für Atmosphärenphysik an der Universität Mainz. Johannes Lelieveld ist zudem Mitglied zahlreicher Akademien und Fachgesellschaften wie der Royal Society of Chemistry und der American Geophysical Union. Die Leopoldina nahm ihn 2015 als Mitglied in die Sektion Geowissenschaften auf. Seine Forschung wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt wie der Vilhelm Bjerknes Medal der European Geosciences Union und dem Cardiovascular research high impact award der European Society of Cardiology. Zudem war Lelieveld einer der ersten Wissenschaftler, die vom Europäischen Forschungsrat (ERC) ein "Advanced Research Grant" erhalten haben.
Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes und mit 30.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam mit der Leopoldina alle zwei Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Probleme geleistet haben. Den ersten Weizsäcker-Preis erhielt im Jahr 2009 der Wissenschaftler und Bürgerrechtler Prof. Dr. Jens Reich. Seitdem wurden unter anderem die Meeresforscherin Prof. Dr. Antje Boetius, der Ökonom Prof. Dr. Christian Dustmann und der Neuropsychologe Prof. Dr. Thomas Elbert ausgezeichnet.
Die Preisverleihung findet am 25. November 2025 in Halle (Saale) im Rahmen der traditionellen Weihnachtsvorlesung der Leopoldina statt, die der Preisträger zum Thema "Luftqualität, Klimawandel und Gesundheit" hält.
Mehr Info
Die Leopoldina leistet als Nationale Akademie der Wissenschaften unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.
Im Stifterverband haben sich rund 3.000 Unternehmen, Unternehmensverbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Bildung, Wissenschaft und Innovation gemeinsam voranzubringen. Mit Förderprogrammen, Analysen und Handlungsempfehlungen sichert der Stifterverband die Infrastruktur der Innovation: leistungsfähige Hochschulen, starke Forschungseinrichtungen und einen fruchtbaren Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Pressekontakt

Peggy Groß
ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.
T 030 322982-530
Ansprechpartnerin bei der Leopoldina:
Julia Klabuhn
Kommissarische Leiterin der Abteilung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
T 0345 472 39-800
E-Mail senden