Der Stifterverband hat Hochschulkonzepte gefördert, die Lehramtsstudierenden ermöglichten, Sprachunterricht für Flüchtlinge zu geben. Das Angebot zum Spracherwerb wurde dadurch erhöht, und die engagierten Studierenden sammelten schon während ihres Studiums wertvolle praktische Erfahrungen für ihren späteren Beruf.
Zehn Hochschulen wurden mit jeweils bis zu 60.000 Euro von Mitte 2017 an zwei Jahre lang gefördert. Die ausgewählten Hochschulen standen für unterschiedliche Ansätze, wie Lehramtsstudierende praxisnah interkulturelle Kompetenzen sowie ihre Kompetenzen im Rahmen der Ausbildung in DaZ (Deutsch als Zweitsprache) und in DaF (Deutsch als Fremdsprache) erwerben und reflektieren können.
Koordination sprachlicher Unterstützung geflüchteter Schülerinnen und Schüler
Bei dem Projekt sollen Lehr-Lern-Veranstaltungen der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache (DiDaZ) umgestaltet werden. Theorie- und Praxisanteile werden so verbunden, dass die Lehramtsstudierenden zentrale Kompetenzen für das Unterrichten von Kindern mit Migrationshintergrund erwerben. Inhaltlich will der Kurs Lehramtsstudierenden das Know-how vermitteln, individuelle Fördermaßnahmen auf der Grundlage einer angemessenen Diagnostik durchzuführen.
Zusätzliche Netzwerkarbeit hat das Ziel, einen "Arbeitskreis Sprachförderung" aufzubauen. Damit wird auch die Möglichkeit geschaffen, Expertise über das Seminar hinaus zugänglich zu machen (zum Beispiel durch Informationen auf einer Online-Plattform bzw. durch persönliche Beratung).
Sprachförderung und Transkulturelle Sensibilität in der Lehrerbildung
Das Projekt möchte Studierende auf die Sprachförderung mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen vorbereiten: Insbesondere die Gestaltung der Praxisphase geht über traditionelle Lehr-Lern-Formate hinaus, indem Ansätze der Kulturellen Bildung und der Erlebnis- bzw. Begegnungspädagogik integriert werden. Das Projekt ist es fest in der Lehramtsausbildung der Ruhr-Universität Bochum (RUB) für Gymnasien und Gesamtschulen verankert. Mit ca. 2.000 Studierenden ist der Studiengang "Master of Education" der größte Masterstudiengang an der RUB.
Mit dem Projekt werden die Aktivitäten, die zur Entwicklung des Moduls "Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte" sowie einer Reihe weiterer Projekte im Bereich der Sprachförderung führten, sinnvoll weiterentwickelt und ergänzt.
Sprachbrücken – Ein Netzwerkprojekt der Dortmunder Schulen, Universitäten und Stadt
Sprachbrücken schlägt das Projekt zwischen dem Erlernen der deutschen Alltagssprache und der stärker auf den fachunterrichtlichen Kontext bezogenen Bildungssprache. Der Ausbau der Alltagssprache und der Aufbau der Bildungssprache sollen auch im Fachunterricht erfolgen.
Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen Universität, Schule und Stadt vertieft. Des weiteren werden Sprachbrücken geschlagen zwischen Praxis und Wissenschaft, indem die Lehr-Lern-Prozesse erforscht und Verknüpfungen mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum Fachlernen bei Mehrsprachigkeit hergestellt werden. Ziel ist es, einen Beitrag zu einer weiterentwickelten Didaktik des sprach- und fachintegrierten Unterrichts für neu Zugewanderte zu leisten.
Spracherwerb im Spannungsfeld interkultureller pädagogischer Beziehungen (SIB)
Das Projekt trägt dazu bei, das Erweiterungsfach "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) stärker zu profilieren. Es soll insbesondere die Entwicklung und Erprobung eines nach Alter und Schulart differenzierten Kernbausteins für das Curriculum an der TU Dresden vorantreiben.
Der Praxisanteil wird durch die Integration von Service-Learning-Angeboten im Bereich "Deutsch als Zweitsprache" erhöht. Die Ausbildungs- und Reflexionsfelder "Inter-/Transkulturalität" und "Spracherwerb" werden inhaltlich und methodisch miteinander verschränkt. Außerdem soll der fachliche Austausch innerhalb der Wissenschaft und mit Akteuren der praktischen DaZ-Ausbildung initiiert werden.
Sprachliche Bildung – Forschendes Lernen. Qualifizierung von Lehramtsstudierenden für die erfolgreiche Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen (SprachFoLL)
Eine besondere Herausforderung stellt für alle Beteiligten der Übergang vom reinen Sprachunterricht in DaZ-Klassen hin zum Regelunterricht dar. Durch die Einbeziehung von Master-of-Education-Studierenden sollen der DaZ-Unterricht, die sprachliche Bildung im Fachunterricht und somit langfristig die schulische Integration an zwölf Kooperationsschulen in Schleswig-Holstein verbessert werden. Zu diesem Zweck fördern Studierende im Rahmen eines Service-Learning-Ansatzes zwei Semester lang Schüler mit geringen Deutschkenntnissen sowohl in DaZ-Klassen als auch im Fachunterricht. Sie unterstützen die hauptverantwortlichen Lehrkräfte durch Hospitationen, Teamteaching und eigenständigen Unterricht, so dass im Unterricht eine stärkere Differenzierung und Individualisierung des Lernens stattfinden kann.
Die Tätigkeit der Studierenden an den Kooperationsschulen ist in ein Qualifizierungsprogramm eingebunden, das den Rahmen für das zweite zentrale Projektziel darstellt: die Vermittlung theoretischer Kenntnisse und unterrichtspraktischer Erfahrungen sowie deren Reflexion bei der Bearbeitung einer Forschungsfrage.
KiSs KinderSprache stärken – Sprachförderung für Kinder und Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen
Das Projekt zielt darauf ab, die Sprachkompetenzen von Schülern mit geringen Deutschkenntnissen zu fördern sowie ihr sprachliches Selbstkonzept zu stärken. Die Lehramtsstudierenden können innerhalb des Projekts ihre professionellen Kompetenzen durch die Entwicklung von Routinen im Prozess individueller Förderung ausbilden, weiterentwickeln und reflektieren.
Das Projekt setzt sich konzeptionell aus drei Säulen zusammen. Die erste ist die individuelle Diagnose sprachlicher Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen mit geringen Deutschkenntnissen. Die zweite Säule stellt eine individuell gestaltete Sprachförderung mündlicher und schriftlicher Kompetenzen dar, und die dritte beinhaltet die Qualifizierung der Studierenden. Hinzu kommt die Entwicklung von Materialien wie zum Beispiel eines Sprachförderkoffers, den die Schule nach Ende der Projektphase weiter verwenden kann.
Vielfalt stärken – Sprachbildung an Berufskollegs: Neu Zugewanderte begleiten und Lehramtsstudierende ausbilden
Das Projekt widmet sich dem akuten Mangel an qualifizierten Lehrkräften an Schulen für das Unterrichten neu zugewanderter Schüler. Gleichzeitig fühlen sich Lehrer, die diese Schüler unterrichten, nicht ausreichend für diese Aufgabe ausgebildet. Dies gilt insbesondere für Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen, da neu zugewanderte Schüler dort überproportional stark vertreten sind.
In dem Projekt werden Studierende für die sprachliche Begleitung und das Unterrichten von Flüchtlingen an berufsbildenden Schlen ausgebildet und in das Unterrichten einbezogen. Dies erfolgt durch enge Theorie-Praxis-Verzahnung: Konkret werden die Studierenden in einem Vorbereitungsseminar auf das Unterrichten neu zugewanderter Schüler vorbereitet. Sie absolvieren für die Dauer eines Schulhalbjahrs eigenen Unterricht und besuchen ein Begleitseminar. Der Fokus des Projekts liegt dabei auf der für die berufliche Bildung relevanten Sprachebene sowie auf dem Schreiben selbst.
Starke Mädchen, starke Frauen – Durch Sprache fördern
Mit dem Projekt sollen die bereits vorhandenen Angebote für angehende Lehrkräfte in den Bereichen Sprachförderung mit dem Thema Frauen-/Mädchenförderung verknüpft und dadurch auch die interkulturelle Kompetenz der Studierenden ausgebaut werden. Die zukünftigen Lehrkräfte sollen darin geschult werden, besonders auf den Förderbedarf der Mädchen zu achten und im engen persönlichen Austausch mit den Schülerinnen Vorurteile abzubauen. Die Lehramtsstudierenden sollen die Fähigkeit entwickeln, individuelle Interessen, Stärken, Schwächen und das Entwicklungspotenzial der Mädchen zu identifizieren sowie Entwicklungsprozesse anzuregen. Dabei geht es insbesondere um den Aspekt der Berufsorientierung und um den Ausbau sprachlicher Kompetenzen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Thema Beruf stehen.
Mit Sprache zur Fachkompetenz – Sprachlernen in den MINT-Fächern
Das Projekt widmet sich der Förderung von Fachsprache, die – trotz der zentralen Bedeutung des Fachunterrichts für den schulischen Erfolg – für viele Schüler mit Deutsch als Fremd-/Zweitsprache eine Herausforderung darstellt. Dies liegt unter anderem an fachsprachlichen Besonderheiten (Fachtermini, Satzstrukturen, Textaufbau) und den für den jeweiligen Fachunterricht spezifischen Sprachhandlungsmustern. Dieser Aspekt kommt in herkömmlichen, fachungebundenen DaF-/DaZ-Fördermaßnahmen zu kurz.
Der sensible Umgang mit der Sprache im Fachunterricht bedarf allerdings eines hohen Reflexionsvermögens seitens der Fachlehrkraft, was in der Regel nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann und auch nicht autodidaktisch zu erwerben ist. Deshalb setzt sich das Projekt zum Ziel, Studierende bereits in der ersten Phase der Lehramtsausbildung mit dem sensiblen Umgang mit Sprache im Fachunterricht vertraut zu machen. Das Konzept basiert auf der Verbindung von theoretischem Wissen und der Erprobung von Handlungsalternativen in der schulischen Praxis, um die Studierenden auf die sprachliche und kulturelle Vielfalt in den Klassen systematisch vorzubereiten.
Zentrum für Migrations- und Integrationsstudien "Migration – Gesellschaft – Schule" (MiGS)
An der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd entsteht derzeit ein Zentrum für Migrations- und Integrationsstudien (MiGS). Schwerpunkt des Zentrums soll die Einrichtung eines Graduiertenkollegs sein, das sich mit der Erforschung von Auswirkungen von Migration insbesondere auf den ländlichen Raum beschäftigt.
Darüber hinaus sollen an der Hochschule vorhandene, einschlägige Forschungsaktivitäten, Aus- und Fortbildungsangebote und Initiativen gebündelt und damit Synergien geschaffen werden. So soll zum Beispiel das im Rahmen des Stifterverband-Programms "Spracherwerb stärken – Lehramtsstudierende gewinnen" geförderte Projekt mit der Einführung eines interdisziplinären Zertifikatsstudiengangs zum Thema "Sprachsensibler Fachunterricht" weitergeführt werden. Das ebenfalls bereits existierende Fortbildungsangebot für Lehrer und Multiplikatoren soll ausgeweitet werden und Themen wie Umgang mit Mehrsprachigkeit, sprachsensibler Fachunterricht, Umgang mit Traumata etc. behandeln. Ebenfalls geplant sind die Unterstützung von Verwaltungen im Diversity Management, die Begleitung von Unternehmen, die sich für die Integration von geflüchteten in der Ausbildung engagieren, sowie die virtuelle Aufbereitung von Fortbildungsmodulen. Mit dieser Ausrichtung will sich das MiGS als zentraler Partner in der Region für Fragen rund um die Themen Migration, Integration und Flucht etablieren.
Website des Zentrums für Migrations- und Integrationsstudien
Fachbezogenes Sprachlerncoaching für den gymnasialen Bildungsweg – Zusatzqualifikation für Lehramtsstudierende aller Fächer
Das Projekt ist einerseits ein Unterstützungsangebot für Gymnasien mit Vorbereitungsklassen (VKL). Durch zusätzlich Sprachvermittler werden die VKL-Lehrkräfte entlastet, und es ergeben sich vielfältige Möglichkeiten für differenzierte Angebote, um der sprachlich heterogenen Schülerschaft gerecht zu werden. Andererseits handelt es sich auch um ein praxisorientiertes Ausbildungskonzept für Studierende des gymnasialen Lehramts aller Fächer.
Die Lehramtsstudierenden erwerben eine Zusatzqualifikation, die auf den Berufsalltag in sprachlich und kulturell heterogenen Schulklassen vorbereitet. Sie lernen, individuelle Übergänge von der Vorbereitungs- in die Regelklasse zu gestalten und Fachthemen sprachsensibel und sprachbildend zu vermitteln. Von zentraler Bedeutung ist neben Inhalten der Fremdsprachendidaktik und des fachbezogenen Sprachlernens die schrittweise Hinführung zu einem fachbezogenen Sprachlerncoaching. Das Ausbildungskonzept wird flankiert durch eine Begleitforschung zur Sprachvermittlungs- und Coachingtätigkeit von Lehramtsstudierenden.
Spracherwerb ist der wichtigste Schritt zu einer erfolgreichen Integration von Flüchtlingen, denn er ist die Voraussetzung für gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe. Die vorhandenen Angebote zum Spracherwerb reichen aber nicht aus. Es gilt deshalb, schnellstmöglich das Angebot deutlich auszubauen und dafür zeitnah zusätzliche Ressourcen zu erschließen. Studierende, die sich in der Sprachvermittlung an Flüchtlinge engagieren, sammeln gleichzeitig wertvolle Praxiserfahrungen.
Die sprachliche Integration von Flüchtlingen und Migranten ist essenziell für ihre gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe, und die solide Beherrschung der deutschen Sprache ist nicht zuletzt eine grundlegende Voraussetzung für den Arbeitsmarkteintritt. Trotz der zahlreichen Förderprogramme und Budgeterhöhungen fehlt es an qualifiziertem Lehrpersonal für den Sprachunterricht an Schulen. Die vorhandenen personellen Ressourcen sind inzwischen größtenteils ausgeschöpft und so gilt es, an anderer Stelle zeitnah Personalressourcen zu aktivieren.
Verbunden mit der Förderung war die Teilnahme am Netzwerk "Stark durch Diversität: Förderung interkultureller Kompetenzen in der Lehrerausbildung". Ziel der Netzwerkarbeit war es insbesondere, sich auf der Grundlage der Projekterfahrungen über den Stellenwert interkultureller Kompetenz in der Lehrerbildung zu verständigen. Dabei sollten geeignete Modelle für den Kompetenzerwerb diskutiert und die Rolle von DaZ/DaF in diesem Kontext reflektiert werden. Um die Perspektive der Netzwerkarbeit auf interkulturelle Kompetenzen erweitern zu können, wurden weitere Projekte in das Netzwerk eingeladen. Das Netzwerk war eine gemeinsame Initiative der Schöpflin Stiftung, der Stiftung Mercator und des Stifterverbandes.
Die Ausschreibung erfolgte im Rahmen des Sonderprogramms Integration durch Bildung des Stifterverbandes.