Dirk Ahlborn: Was Start-ups immer noch ausbremst

"Innovation wird immer schneller, und Regulation ist leider nicht so schnell. Da klopft dann halt einer an die Tür und sagt: Nee, das darfst du nicht machen!"

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Wird Hyperloop das Transportwesen revolutionieren? Die Idee: Eine Kapsel, die durch eine Röhre mit Unterdruck rast, soll Reisende so schnell wie ein Flugzeug an ihr Ziel bringen. Doch wie bei jeder Innovation ist vom Konzept bis zur Realisation ein weiter Weg. Gründer Dirk Ahlborn erklärt, weswegen viele Start-ups nicht vom Fleck kommen.
 

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Autor: Timur Diehn
Produktion: Markus Müller, Christian Slezak
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Also, ich glaube, grundsätzlich ist es sehr, sehr schwierig, dass eine Innovation von Großunternehmen kommt.

Du musst halt Schritt für Schritt immer vorwärts gehen und auch zeigen und beweisen, dass es dann doch geht. Und letztendlich wenn du sehr disruptive Sachen angehst, gibt es immer Leute, die ein offenes Ohr dafür haben. Wir putzen keine Klinken.

Hyperloop ist letztendlich eine neue Form des Transports. Man muss sich das so vorstellen: eine Kapsel mit knapp 30 Leuten, die innerhalb einer Röhre schwebt. Innerhalb dieser Röhre kreiert man einen Unterdruck, so dass diese Kapsel sehr schnell wie ein Flugzeug, das in sehr hohen Höhen fliegt, praktisch ohne Widerstand und daher sehr wenig Energie durch diese Röhre von einem Ort zum nächsten fahren kann. Das gesamte System ist gepowert über alternative Energie. Das heißt, wir benutzen Wind, Sonne, kinetische Energie und je nach Klima eventuell auch Geothermie, um mehr Energie zu produzieren als wir eigentlich verbrauchen. Was den großen Vorteil hat, dass unsere Betriebskosten sehr, sehr gering sind. Und, ja, dadurch können wir halt dann ein System anbieten, was in sehr kurzem Zeitraum profitabel sein kann. Was es so heutzutage gar nicht gibt, weil alle Bahnen, U-Bahnen der Welt von Steuerzahlersubventionen abhängig sind.

Also, ich war Teil eines gemeinnützigen Inkubators, der von NASA gefördert wurde, und wir haben an einem neuen Gründungsmodell gearbeitet. Wir benutzen ja das Internet heutzutage für fast alles. Wir bekommen unsere, also, wir holen uns unsere Reinigung übers Internet. Wir kaufen Lebensmittel. Wir finden unseren Freund oder Freundin aus dem Internet. In Amerika kann man sogar geschieden werden. Aber wenn es zur Firmengründung kommt, ist man immer noch alleine, vielleicht mit einem Kumpel in der Bar, also in der Kneipe mit einem Bier, und man fängt einfach an, darüber zu reden, und findet das toll, fängt an, daran zu arbeiten, und sechs Monate später findet man vielleicht heraus, dass die Idee doch nicht so toll war, dass es gar kein Problem ist, das Leute haben oder dass man nicht wirklich herausgefunden hat, wie man da jetzt auch Geld mit machen kann. Wenn man jetzt aber 500 oder 1000 Leute hätte, die leidenschaftlich für dasselbe sind, die einem ihre wahren Meinungen sagen, die ihre Ideen geben, vielleicht ihre Verbindungen, die mit bestimmten Aufgaben helfen, dann kann man eine bessere Firma gründen. Die vorherigen Probleme sind die größten Probleme, also der größte Grund, warum neue Firmen nicht erfolgreich sind. Und man kann jetzt übers Internet letztendlich mit den besten Leuten in der Welt arbeiten und selbst sehr große Projekte angehen, ohne unbedingt viele Millionen Euros oder Dollars zu haben. Man kreiert eine Community, die was bewegen möchte. Ich bin persönlich ein großer Fan von Open Source, das heißt, Open Source haben wir in den meisten Elektronikprodukten, in der Software, im Software-Bereich auf jeden Fall, und es funktioniert sehr gut. Aber es funktioniert leider nicht sehr gut, wenn man eine normale kommerzielle Firma gründen möchte, weil es ja eigentlich jedem gehört. Was wir gemacht haben, ist, wir haben jetzt Open-Source-Methoden genommen, diese adaptiert, um eine Firma zu gründen, die aber trotzdem einen Wert hat. Das heißt, anstatt dass einfach jeder eine Lizenz bekommt, um es zu benutzen, bekommt halt jeder einen bestimmten Anteil an der Firma, und dadurch kann man halt auch unheimlich viel machen und sehr viel Innovation betreiben. Ich persönlich bin der Meinung, dass das das neue Modell der Firmengründung ist für die Zukunft.

Eines der größten Probleme, die ich wie gesagt in der Innovation sehe, sind halt die Regulationen. Innovation wird immer schneller, und Regulation ist leider nicht so schnell. Wir schauen uns halt auch an insgesamt, selbst wenn wir die On-demand-Economy nehmen zum Beispiel, die ja eigentlich fast in Deutschland gar nicht existiert, liegt es ja eigentlich nur daran, dass die Regulationen nicht da sind. In Amerika wird jetzt schon diskutiert: Brauchen wir neue Verträge, neue Beschäftigungsverträge? Weil es gibt ja eine komplett neue Workforce. Wenn ich morgen keine Arbeit mehr habe in Amerika, dann fahre ich am nächsten Tag Lift oder U-Bahn. Die Leute haben die Möglichkeit. Oder sie können was anderes machen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, um Geld zu machen, extra über Wasser zu bleiben. Es ist halt eine komplett neue Situation. Und, ja, wenn du etwas machen möchtest oder etwas hast, kannst du es anbieten. Alles wird als Service angeboten. Das sind natürlich Sachen, wo wir in Deutschland meiner Meinung nach ein bisschen hinterher sind, weil wie gesagt die Regulationen nicht da sind. Man versucht neue Innovationskonzepte in bestehende Kasten zu packen, was häufig halt auch gar nicht machbar ist. Und das ist ein Problem. Jetzt ist Uber vielleicht nicht das beste Beispiel, weil sie sehr aggressiv sind und sicherlich von der Politik nicht unbedingt gemocht werden. Aber das sind ja nicht die Einzigsten. Und wenn ein Gründer nach neuen Konzepten sucht und das eigentlich so von der Gesetzeslage nicht möglich ist, dann, ja, ist es sehr schwierig gerade in Deutschland, wo halt solche Sachen dann schon ... Da klopft dann schon mal einer an der Tür und sagt: Nee, das darfst du nicht machen! Da sind andere Länder vielleicht ein bisschen flexibler.