Markus Voß: Digital ist kein Selbstzweck
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) hat einen digitalen Campus erprobt. Markus Voß Studiendekan Maschinenbau, schildert seine Erfahrungen.
Sucht euch Verbündete, wenn es darum geht, eine Digitalisierungsstrategie für eine Hochschule zu entwickeln! Das empfiehlt Jana Hagalsch, Koordinatorin E-Learning/Digitalisierung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. Denn eine solche Strategie ist nicht bloß eine technische Frage, sondern berührt den Kern von Hochschuldidaktik: Wie muss gute Lehre eigentlich aussehen?
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden wurde vom Stifterverband und von der Heinz Nixdorf Stiftung im Rahmen des Programms Hochschulbildung und Digitalisierung gefördert.
Autor: Claas Vorhoff
Produktion: KUXMA GmbH & Co. KG
Unsere Hochschulleitung hat mich und den Prorektor Lehre und Studium Professor Sonntag Ende 2015 aufgefordert, eine Strategie für die Digitalisierung in der Lehre zu erstellen.
Das haben wir in einem relativ langen Prozess und in intensiven Gesprächen auch mit der Hochschulleitung in 2016 gemacht. Die zentrale Annahme ist dabei, eine Kombination von Maßnahmen, also von Top-down- und Bottom-up-Maßnahmen, Unterstützung der Lehrenden mit einer Serviceeinheit im Bereich Produktion von Medien und E-Learning-Inhalten, stetige Weiterbildung im Haus sowohl im Bereich E-Learning, Mediendidaktik als auch Didaktik und Unterstützung sozusagen von seiten der Hochschulleitung in diesem Bereich.
Wir haben an der HTW Dresden jahrelang sozusagen bottom-up, sind wir bottom-up vorgegangen, haben einzelne Lehrende in einzelnen Fakultäten gehabt, die Inhalte entwickelt haben, die damit Fachkollegen dann sozusagen anstecken. Das funktioniert eigentlich immer ganz gut. Was mir jahrelang gefehlt hat, war ein Statement der Hochschulleitung zu diesem Thema. Das hat immerhin sieben, acht Jahre gedauert. Jetzt haben wir das Statement der Hochschulleitung und den Wunsch, uns stärker in diese Richtung zu entwickeln.
Wenn man Lerninhalte digitalisieren möchte, wäre tatsächlich mein Tipp: Sucht euch Verbündete! Verbündet euch, lernt voneinander und tauscht Lehrmaterialien aus! Wie man es ja jetzt auch mit dieser ganzen Diskussion um offene Bildungsressourcen sozusagen anstrebt. Natürlich klappt das von Fachdidaktik zu Fachdidaktik unterschiedlich gut, und man muss sehen, wie ganz konkret die Lerninhalte in dieser digitalen Form aufbereitet sind. Aber das wäre sozusagen mein Tipp: Kooperiert miteinander!
Ich habe durch das Projekt total viel gelernt. Es hat wirklich angefangen mit einem reinen Content-Projekt, das diese Richtung, aus der ich eigentlich komme, Entwicklung von Online-Lernangeboten, und ich habe den Strategieansatz dahinter erst sehr viel später verstanden oder auch das Entwickeln einer Strategie habe ich so zum ersten Mal gemacht. Und ich habe dadurch sehr viel gelernt über Prozesse innerhalb einer Hochschule, über Change Management, über Kommunikation.
Ich habe jetzt in diesem ganzen Strategieerarbeitungsprozess festgestellt, dass es eigentlich nicht so sehr um Digitalisierung in der Lehre geht. Es geht vielmehr um einen Diskurs über gute Lehre. Wie muss gute Lehre aussehen, dass Studierende nachher die Hochschule verlassen und in einer zunehmend digitalisierten Welt sich zurechtfinden? Dass sie vielleicht auch in zehn, 20 Jahren in ganz komplexen Situationen noch adäquat reagieren können. Und dort muss Lehre anders aussehen als wie sie in vielen Hochschulen derzeit ist. Wir haben immer noch ganz oft dieses klassische Vorlesen. Lehre muss sehr viel aktivierender sein, muss forschungsbasierte Ansätze in sich tragen. Und all das Lehrenden zu vermitteln, auch den eigenen Lehrprozess zu verändern, ist, glaube ich, eine sehr schwierige Aufgabe.