Susanne Weissmann: Wir brauchen eine digitale Gesamtstrategie

"Wenn wir einen Experimentierraum haben, dann können wir besser entscheiden: Macht denn digital angereicherte Lehre überhaupt Sinn? Haben wir da einen echten Mehrwert oder behaupten wir ihn nur?"

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Bietet digitale Hochschullehre einen konkreten Mehrwert oder ist das nur eine Behauptung? Das Learning Lab der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm wollte als Experimentierraum dabei helfen, Antworten zu finden. Wie TH-Vizepräsidentin Susanne Weissmann berichtet, haben viele Hochschullehrer die Chance ergriffen, Erfahrungen zu sammeln. Und gelernt habe sie auch, dass man Kollegen gegenüber, die mit der Digitalisierung noch fremdeln, Geduld haben müsse.

Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm wurde vom Stifterverband und von der Heinz Nixdorf Stiftung im Rahmen des Programms Hochschulbildung und Digitalisierung gefördert.

Autor: Claas Vorhoff
Produktion: KUXMA GmbH & Co. KG

Transkript des Videos

Das Projekt, das uns gefördert wurde, wir nennen es "Learning Lab", das ist ein Experimentierraum, in dem wir digitale oder digital gestützte Lehre ausprobieren wollten.

Wir haben in diesem Raum sowohl Lehrende als auch teilweise Studierende, die was einfach selber machen wollten, unterstützt, ihre Lehrveranstaltungen entweder digital ein Stückchen zu verändern oder vielleicht auch ganz neu zu konzipieren. Oder Dinge auszuprobieren wie Erklärvideos selber zu produzieren oder mit bestimmten Feedbacksystemen zu arbeiten, um das dann in die Lehre einflechten zu lassen. Ein Raum des Austausches, der Beratung, so in etwa.

Die Zielvorstellung war zu sagen: Wenn wir einen Experimentierraum haben, dann, glauben wir, können wir besser entscheiden und auch gemeinsam im Kollegium besser entscheiden: Macht denn digital angereicherte Lehre, also wir arbeiten nicht rein online, sondern wenn, dann geblended, macht es überhaupt Sinn? Haben wir da einen echten Mehrwert oder behaupten wir ihn nur? Und kommen wir über den Punkt hinweg zu sagen: Wir legen PDFs in Lernmanagementsystemen ab oder gibt es da so ein bisschen mehr? Und geglückt ist uns, dass wir das, was wir erreichen wollten, tatsächlich erreicht haben. Das heißt, es ist uns gelungen, genügend Kollegen und Kolleginnen im Haus zu gewinnen, die gesagt haben: Ach, ich habe Lust, was auszuprobieren! Also Experimentierfreude zu wecken, das ist uns gelungen, und wir wollten ja Prototypen auch erstellen, das hat gut geklappt. Wir wollten letztendlich auch eine Wissensbasis schaffen und Wissen zusammentragen. Wir wollten eine Vernetzung haben. Da hat uns das Lab sehr geholfen. Was wir, glaube ich, übersehen haben oder nicht besonders bedacht haben: Wir haben verschiedene Projekte zum Thema Lehren und Lernen im Haus, und ich glaube, die müssen wir noch ein bisschen besser zusammenspannen, damit es da keine Konkurrenzeffekte gibt oder diskutiert werden muss: Was ist jetzt nötig oder was ist die bessere Idee? Das würde ich beim nächsten Mal von Anfang an nochmal besser im Blick gehabt haben. Das wäre für mich persönlich so eine Lektion, die gelernt werden musste.

Was ich auch heute nochmal gelernt habe und auch gut bestätigen kann: Das eine ist, auf die sogenannten Promotoren zu setzen, klar, die was voranbringen. Die haben viele Vorteile, haben aber manchmal den Nachteil, dass sie eine gewisse Empathielosigkeit gegenüber denjenigen entwickeln, die eher Furcht haben, da weiterzugehen. Und ich glaube, wir brauchen auch nochmal eine sehr explizite Kultur zu sagen: Also, wer letztendlich mit der Digitalisierung noch fremdelt, ist erstmal auch ganz in Ordnung. Und wir müssen vielleicht auch nochmal genau hingucken, wer sind eigentlich auch so Gestalter im Haus und mit wem wollen wir uns nochmal auch sehr stark auseinandersetzen und für die Ideen gewinnen.

Also, wir haben tatsächlich noch keine digitale Gesamtstrategie, also weder für die Gesamthochschulentwicklung, was wünschenswert wäre, aber ich komme auf den Punkt gleich nochmal zurück, und auch für die Lehre in dem Sinne noch nicht explizit, außer dass wir uns darauf verständigt haben zu sagen: Digitale Lehre ist sinnvoll. Was uns aber gelungen ist, ist, Erfahrungen zu schöpfen, die jetzt auch in den Fakultäten verankert sind, weil sie die Kollegen direkt machen konnten, die jetzt dazu geführt haben, dass wir auch ein Mandat aus der erweiterten Hochschulleitung bekommen haben zu sagen: Wir brauchen eine digitale Gesamtstrategie. Wir würden die gerne entwickeln. Wir würden die auch gerne mit Zielvereinbarungen verbinden. Und das ist natürlich ein Schritt weiter, mit dem wir fast nicht, auf den wir fast nicht zu hoffen gewagt haben.