Allgemein gilt KI als Teilbereich der Informatik, der sich mit maschinellem Lernen befasst; inzwischen ist KI aber in verschiedensten Disziplinen längst zum Forschungs- und Anwendungsgegenstand geworden. „Die KI erforscht und verwendet Methoden, die es dem Computer ermöglichen, Aufgaben zu lösen, für die ein Mensch Intelligenz einsetzt”, sagt Gerd Reis, stellvertretender Direktor des Forschungsbereichs Augmented Vision am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Eine allgemeingültige Definition von KI ist dies hingegen nicht, weil allein der Begriff „Intelligenz” nicht eindeutig definiert ist.
KI Skills
„Künstliche Intelligenz wird die Medizin stark verändern“


Die ersten intelligenten Computer
Schon Ende der 1950er entstand mit der Entwicklung erster Computer auch immer wieder der Versuch, menschliche Wahrnehmung und menschliches Handeln automatisiert durch Computer nachzubilden. Doch erst die technologischen Entwicklungen in jüngster Zeit haben dazu geführt, dass die KI immer stärker in den Fokus gelangt ist – denn lange Zeit waren Computer schlicht zu langsam, um Ergebnisse mit praktischer Relevanz berechnen zu können.
Im Vordergrund der Entwicklung stand lange Zeit das Lösen von komplexen Aufgaben. Doch inzwischen sind Computer sogar in der Lage, einzelne Informationen miteinander zu verknüpfen und dadurch weiter zu lernen. Entscheidend dafür war insbesondere die Entwicklung sogenannter neuronaler Netze. Diese sind dem menschlichen Gehirn nachempfunden und ahmen die Funktion vereinfacht nach. „Dennoch ist es vom Vorgehen etwas ganz anderes, als Denken und Lernen bei Menschen funktioniert”, sagt Reis. „Wenn ich einem Kind eine Katze zeige, wird es nur ein Beispiel brauchen, um sämtliche Katzen zu identifizieren. Einem Computer hingegen muss ich sehr viele Bilder von Katzen zeigen und dennoch ist der Computer anfälliger, eine Katze nicht als solche zu identifizieren. Er geht nicht intuitiv vor.”

Doch nicht nur die Entwicklung der Software war eine entscheidende Voraussetzung, um die Algorithmen zu trainieren. „KI funktioniert nur mit großen Datenmengen. Deswegen ist die Digitalisierung die notwendige Bedingung, dass KI auch angewandt werden kann,” sagt Klemens Budde, Leitender Oberarzt an der Charité Berlin und Leiter der Arbeitsgruppe „Gesundheit, Medizintechnik, Pflege“ der Plattform Lernende Systeme.
Denn bei all den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten gibt es auch Bedenken, welche Auswirkungen KI auf unser tägliches Leben haben wird. Insbesondere, wenn es auch um den Umgang mit persönlichen Daten geht, die beispielsweise in der Medizin ausgewertet und verarbeitet werden. „Neben der Datenanwendung und der Datenverknüpfung ist der Datenschutz ein zentraler Aspekt bei der praktischen Umsetzung von KI”, sagt Budde. „Das unterscheidet uns in Europa grundlegend von dem Ansatz in den USA, wo die kommerziellen Interessen viel stärker im Vordergrund stehen und von China, wo der Staat die Daten zu eigenen Zwecken nutzt. Mit unserem europäischen Ansatz wollen wir eigene ethische Prinzipien etablieren. Vor allem wollen wir verhindern, dass kommerzielle oder staatliche Interessen den Datenschutz unserer Bürger beeinträchtigen.”
Auch die Sorge, KI würde den Menschen in vielen Berufen langfristig ersetzen, wird immer wieder diskutiert. Die Experten teilen diese Angst jedoch nicht. „Die KI kann nicht empathisch sein, daher wird sie den Menschen nie vollständig ersetzen”, ist sich Reis sicher. Auch Budde sieht die KI nicht als Konkurrenz für seine Tätigkeit: „Meiner Ansicht nach wird sich KI vor allem als Assistenzsystem in der Medizin etablieren, welches den Arzt primär unterstützt und monotone, sich wiederholende Aufgaben übernehmen könnte.”
Doch damit das gelingt, braucht es insbesondere die Politik und Medien, die den Sorgen der Gesellschaft entsprechend begegnen: „Die Politik muss bestimmte Rahmen setzen, wie man KI am besten einsetzen kann, die Medien hingegen sollten die neuen Möglichkeiten ergebnisoffen kommunizieren. Denn die KI als solche ist nur ein Tool, dass sich sowohl zum Nutzen als auch zum Schaden der Gesellschaft einsetzen lässt”, so Reis.
Hintergrund
Dieser Artikel erschien zuerst auf Die Debatte. Das ist ein gemeinsames Projekt von Wissenschaft im Dialog (WiD), dem Science Media Center Germany (SMC) und der TU Braunschweig, gefördert vom Stifterverband. Das Projekt möchte zeigen, dass Wissenschaft zu aktuellen gesellschaftlichen Themen viel beizutragen hat. Die jüngste Debatte beschäftigt sich mit KI. Auf dem Blog finden sich vertiefende Hintergrundartikel und Interviews zu gesellschaftsrelevanten Themen. In regelmäßigen moderierten Live-Debatten beantworten zudem Experten die Fragen des Publikums. Überzeugungen und Wissen werden hier einander gegenübergestellt.
