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Zukunftsmission Bildung · Lehrermangel

Neue Wege ins Klassenzimmer

Das Foto zeigt zwei Rolltreppen sowie eine Treppe, die über die beiden Rolltreppen führt. Die Rolltreppen laufen gerade aus.  Die moderne aus Metall bestehende Treppe überquert die Rolltreppen, jedoch versetzt im Zickzack.
Foto: iStock.de/Ilbusca

Der Weg als Lehrkraft an die Schule führt in der Regel über ein grundständiges Lehramtsstudium mit anschließendem Referendariat. Aktuell reichen die so qualifizierten Lehrkräfte allerdings nicht aus, um den Bedarf an Lehrkräften an unseren Schulen zu decken. Im Masterplan Lehrkräftebildung empfiehlt der Stifterverband daher unter anderem die Einführung sogenannter Quereinstiegsmasterstudiengänge. Diese sollen langfristig einen qualitätsgesicherten Ausbau des Quer- und Seiteneinstiegs ermöglichen und gleichzeitig den Einstieg in den Lehrkräfteberuf erleichtern. Auch die Universität Flensburg geht diesen Weg und hat einen Master of Vocational Education eingeführt. Er ermöglicht es Personen mit Bachelor- oder Diplomabschluss in einer technischen Fachrichtung, in einen Lehramtsmasterstudiengang für berufsbildende Schulen zu wechseln, denn hier ist die Lehrkräftelücke besonders groß. Voraussetzung ist, dass man vor dem Studium bereits eine Berufsausbildung oder ein Praktikum von mindestens zwölf Monaten absolviert hat. Nach dem Master folgt dann das Referendariat an einer berufsbildenden Schule. Das umfasst eine große Bandbreite an Schulformen von der Berufsvorbereitung über die duale berufliche Erstausbildung (klassische „Berufsschule“) sowie schulische Berufsausbildungen bis hin zu beruflichen Gymnasien.

Der Stifterverband hat im Rahmen der Allianz für Lehrkräfte gemeinsam mit der TÜV SÜD Stiftung zwölf Deutschlandstipendien für diese Quereinstiegsmaster für berufliche Schulen eingerichtet. Gefördert werden Studierende an der Technischen Universität Berlin und der Europa-Universität Flensburg, die sich für einen Lehramtsmaster eingeschrieben haben. Das Besondere: Die Stiftung hat den Fördereranteil der Stipendien auf 300 Euro aufgestockt. Zusammen mit den 150 Euro, die der Bund pro Deutschlandstipendium gibt, stehen Studierenden wie Alexander Finke (siehe Interview unten) damit insgesamt 450 Euro im Monat zur Verfügung. Ziel der Stipendien ist, die Attraktivität der Quereinstiegs-Masterstudiengänge zu erhöhen, was langfristig dazu beitragen kann, mehr Studierende zu rekrutieren und ihren Verbleib bis zum erfolgreichen Studienabschluss und den Einstieg in den Lehrkräfteberuf zu unterstützen.

Alexander Finke
Alexander Finke (Foto: Damian Gorczany)

„Ohne das Stipendium müsste ich jobben, und dadurch würde sich meine Studiums- und Ausbildungs­phase in die Länge ziehen.“

Alexander Finke
studiert in Flensburg Lehramt für berufsbildende Schulen im Quereinstiegsmaster

Herr Finke, Sie sind selbst ehemaliger Berufsschüler. Woran erinnern Sie sich aus dieser Zeit?
Ich denke total gern daran zurück: Es herrschte eine lockere Atmosphäre – ganz anders, als ich das vorher beim Abitur kennengelernt habe.

Woran lag es?
Wir waren alle zielstrebiger. Alle wollten, so wie ich ja auch, Industriemechaniker werden, und dafür brauchten wir nun einmal die Inhalte aus der Berufsschule. Beim Abitur habe ich bei vielen so eine Antihaltung als Grundstimmung ausgemacht: Wofür brauche ich um Himmels willen den Satz des Pythagoras, wenn ich doch später Anwalt, Kaufmann oder Germanist werden will? Diese Einstellung habe ich an der Berufsschule nicht mehr gespürt.

 

Zur Person

Alexander Finke studiert in Flensburg Lehramt für berufsbildende Schulen. Zuvor hat er eine Lehre zum Industriemechaniker absolviert und ein Bachelorstudium in Maschinenbau abgeschlossen. Bei seinem Studium wird er mit einem Deutschland­stipendium der TÜV SÜD Stiftung unterstützt, das die Stiftung gemeinsam mit der Allianz für Lehrkräfte eingerichtet hat. 

Sie hatten zunächst andere Berufsziele. Wann genau kam Ihnen erstmals der Gedanke, ins Lehramt zu gehen?
Das erste Mal kam mir der Gedanke noch während der Lehre. Da habe ich einen Lehrer erlebt, der ein richtiges Vorbild war. Er hatte es geschafft, einen Draht zu uns Schülern aufzubauen und immer wieder eine Verbindung zwischen den theoretischen Inhalten und der Praxis im Betrieb herzustellen. Das konnte er deshalb so gut, weil er selbst früher die Lehre durchlaufen und viele Anekdoten parat hatte.

Trotzdem haben Sie selbst nach Ihrer Lehre aber erst einmal einen anderen Weg gewählt. Warum?
Die Firma, bei der ich damals gearbeitet habe, hat mir ein duales Maschinenbaustudium ermöglicht. Ich habe den Bachelor sogar in Regelstudienzeit abgeschlossen, aber mir war schnell klar: Das Ingenieurdasein ist nichts für mich. Aber zum Glück gab es während des Studiums ein Wahlpflichtfach namens „Einführung in die Berufsbildungspädagogik“. In dem Moment habe ich mich an meine Erfahrungen aus der Ausbildung erinnert – und mich schließlich für das Lehramtsstudium entschieden.

Hat Ihnen das Stipendium, das Sie von der TÜV SÜD Stiftung bekommen, bei der Entscheidung geholfen?
Es ist ein großer Pluspunkt, auf jeden Fall. Ohne das Stipendium müsste ich jobben, und dadurch würde sich meine Studiums- und Ausbildungsphase noch weiter in die Länge ziehen. Und noch eins ist für mich wichtig: Dass ich im Ehrenamt tätig bin, aus einer Nichtakademikerfamilie stamme und gute Leistungen im Bachelorstudium erbracht habe – das wurde beim Stipendium zum ersten Mal wertgeschätzt!

Standen Sie inzwischen eigentlich schon einmal als Lehrer vor einer Klasse?
Ja, ich war mal für eine Woche an einer Lehrwerkstatt für Umschüler. Und das hat mich richtig beeindruckt: Mit wie viel Engagement die bei der Sache waren – das fand ich toll. Sogar in den Pausen haben sie an ihrem Werkstück weitergearbeitet; sie sollten ein Stück Stahl feilen. Dieses Feilen gehört zu jeder Lehre dazu, die ersten Wochen macht man nichts anderes – daran habe ich mich natürlich aus meiner eigenen Lehre erinnert. Und genau deshalb konnte ich schnell Vertrauen aufbauen, weil ich ja die gleichen Erfahrungen gemacht habe wie die jetzigen Schülerinnen und Schüler.

Länderkarte von Deutschland, in dem Bundesländer grün eingefärbten wurden, die bereits Quereinstiegsmasterstudiengänge in das Lehramt anbieten
Grafik: Novamondo
Sieben Bundesländer haben 2025 den Quereinstiegsmaster bereits als reguläres Angebot in die Lehrkräftebildung aufgenommen.

Weiß Ihr damaliger Berufsschullehrer, der Sie so inspiriert hatte, dass Sie bald sein Kollege sein werden?
(lacht) Ja, ich bin mit ihm immer noch in Kontakt. Ich habe mich bei ihm gemeldet, als bei mir die Entscheidung gefallen ist, jetzt selbst Berufsschullehramt zu studieren. Er hat sich aufrichtig gefreut.

 

Das Interview ist erstmals im Jahresbericht des Stifterverbandes „Orientierung Richtung Zukunft“ im Juli 2025 erschienen. 

Mehr Lehrkräfte für die Zukunft

Gemeinsam mit starken Partnern treibt der Stifterverband in der Zukunftsmission Bildung die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung voran. Die Allianz für Lehrkräfte sorgt dafür, dass mehr Menschen den Weg in den Lehrberuf finden und mit den richtigen Kompetenzen ausgestattet werden. Wie das gelingt? Mit konkreten Maßnahmen, mutigen Reformen und starken Partnern. Was sie gemeinsam 2024 bereits erreicht haben, lesen Sie im neuen Jahresbericht des Stifterverbandes

Zum Beitrag „Neue Impulse für die Lehrkräftebildung: Was wir in der Allianz für Lehrkräfte bereits bewirkt haben“
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