Immer wieder haben Krisen zu einem Kulturwandel geführt. Oft entstand aus einer akuten Bedrohung nachhaltiger Fortschritt. Bei aller gebotenen Vorläufigkeit aktueller Beobachtungen scheint sich dies gerade in der Wissenschaft abzuzeichnen: Die Art und Weise, wie wir Forschung, akademische Lehre und Kommunikation betreiben, hat sich in den vergangenen Wochen so sehr gewandelt, dass dies die Welt der Wissenschaft nachhaltig verändern kann. Zwar sind auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen derzeit geschlossen und abgeschottet. Tatsächlich aber durchlebt die Wissenschaft einen gewaltigen Öffnungsprozess. Mit rasanten Erkenntnisgewinnen in kürzester Zeit durch kollektiven Wissensaustausch – auch ohne Konferenztourismus.
Impact of Science
Nutzt die Krise!

Und auch das macht Hoffnung: Tagtäglich treten Forschende in öffentlichen Foren und sozialen Medien auf, geben schnelle Updates, diskutieren Risikoeinschätzungen, informieren über Fortschritte und Grenzen der Forschung und mehren ihre eigenen Erkenntnisse durch das Wissen und die Datenerhebungen von Regionen, öffentlicher Verwaltung und Bürgern.
„Es gibt noch viele Stolpersteine auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kultur offener Wissenschaft. Das Momentum, das unser Umgang mit dem Coronavirus ausgelöst hat, sollte jetzt aber genutzt werden, um aus einer Krise heraus einen dauerhaften Kulturwandel zu erzeugen – für die Wissenschaft und die Gesellschaft. “

Wenn online gestützte Lehre mit Modulen stattfindet, die andere erstellt haben, braucht man neue Regeln: andere Lehrdeputate, ganz neue Stellenprofile. Bislang gibt es Professoren und Wissenschaftliche Mitarbeiter, warum soll es künftig nicht auch Lehrkuratoren, Online-Coaches oder sogenannte Instructional Designer geben, die Lehrformate entwickeln? All das braucht neue digitale Infrastrukturen, Zeit und Geld.
Diese Beispiele machen deutlich: Es gibt noch viele Stolpersteine auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kultur offener Wissenschaft. Das Momentum, das unser Umgang mit dem Coronavirus ausgelöst hat, sollte jetzt aber genutzt werden, um aus einer Krise heraus einen dauerhaften Kulturwandel zu erzeugen – für die Wissenschaft und die Gesellschaft.
Dieser Artikel erschien zuerst am 18. März 2020 in der Wochenzeitung DIE ZEIT und wurde für die Veröffentlichung auf MERTON leicht aktualisiert.
.jpg),[CC BY-SA 3.0]( https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode) Foto: W. Hermann (Fotostab am IfP - Institut für Publizistik FU Berlin), [FU 76-77 (2.7)]( https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FU_76-77_(2.7).jpg),[CC BY-SA 3.0]( https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)](/sites/default/files/styles/780x440/public/fu_76-77_2.7_16_9.jpg?itok=qPhoUACQ)