Die neue Forschungsmethode hat Florian Schmidt von einem Postdoc-Aufenthalt am Massachusetts Institute of Technology, dem MIT, in Cambridge mitgebracht. Antikörper von Alpakas sollen dem Immunologen jetzt auch in Deutschland dabei helfen, das menschliche Immunsystem und die Entstehung von Entzündungen besser zu verstehen. „Alpakas produzieren sehr einfach aufgebaute Antikörper“, erklärt Schmidt. „Sie eignen sich durch ihre kleine Struktur besonders gut für die Forschung.“
Innovationssystem
Spitzenforscher: Willkommen zurück!

Karriere in Deutschland
Dass er nach dem dreieinhalbjährigen Forschungsstipendium wieder nach Deutschland oder Europa zurückgehen würde, stand für Schmidt und seine Lebensgefährtin, die ihn begleitete, dennoch von Anfang an fest – ebenso sein Plan für eine Karriere in der Wissenschaft. Das Leadership-Academy-Programm der German Scholars Organization (GSO) half ihm, diesen Entschluss umzusetzen, und bot ihm zugleich ein Forum, sich mit jungen Forschern in der gleichen Situation auszutauschen.
Die GSO hat sich seit 2003 der Unterstützung von Wissenschaftlern verschrieben, die nach längeren Forschungsaufenthalten im Ausland ihre Karriere in Deutschland fortführen möchten. „Die Gründe sind vielfältig“, weiß Geschäftsführerin Anne Schreiter, die früher selbst als Postdoc in der Soziologie im Ausland forschte. Da kämen Kinder in die Schule, würden Eltern alt oder man sehne sich einfach nach der Heimat. Aber nach Jahren im Ausland fehle den Wissenschaftlern hierzulande oft das Netzwerk und das Wissen über den akademischen und außerakademischen Arbeitsmarkt. Zudem gebe es Spitzenkräfte, für die eine Rückkehr nach Deutschland nur eine Option unter vielen sei. Auf sie geht die GSO aktiv zu: „Gerade diesen Talenten versuchen wir mit unserer Leadership Academy den Standort Deutschland schmackhaft zu machen.“
Spitzenkräfte brauchen Spitzenpositionen
Das Programm bereitet die exzellenten Wissenschaftler auf Führungsaufgaben vor und bietet praktische Hilfen für die Rückkehr an. Die noch junge Academy startet gerade mit 25 Forschern in die zweite Runde. „Wir sind keine Headhunter und auch kein Jobcenter“, betont Schreiter, „aber über unsere Netzwerke und Partner können wir persönliche und institutionelle Kontakte herstellen.“
Denn Spitzenkräfte kommen nur, wenn es auch Spitzenpositionen für sie gibt. Dabei sind insbesondere Stellen im Wissenschaftsbetrieb dünn gesät. Laut dem aktuellen Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs sind nur 19 Prozent aller Promovierten in Deutschland, die jünger als 45 Jahre sind, an einer Universität tätig, ein Bruchteil davon hat eine Professur inne. Häufig gibt es nur befristete oder administrative Stellen oder eine wissenschaftliche Mitarbeit.
Beruflicher Kurswechsel
Dass sie nach Deutschland zurückkehren würde, war für die heute 34-Jährige nicht von Anfang an ausgemacht. Das Leadership-Academy-Programm der GSO gab ihr die entscheidenden Impulse. So reifte schließlich auch Köhlers Entschluss zum beruflichen Kurswechsel. Ein Fernstudium als Personal and Business Coach legte den Grundstein für den beruflichen Neustart.
Dem Umweltbereich ist Köhler treu geblieben. Heute arbeitet sie an der Graduiertenschule HIGRADE am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Sie erarbeitet die Curricula für die rund 300 Promovierenden des Instituts, entwickelt neue Konzepte und ist für die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern verantwortlich. „Der Umgang mit Menschen und die Lehre machen mir Spaß“, erzählt Köhler und strahlt.
Dass Deutschland künftig mehr Spitzenforscher braucht, die ihr Know-how in den unterschiedlichsten Branchen und Sektoren der Gesellschaft einbringen, glaubt auch Christin Skiera, Jurymitglied in der Auswahlkommission für das GSO-Academy-Programm und bis vor Kurzem wissenschaftliche Referentin in der Geschäftsstelle des Hightech-Forums beim Stifterverband. Auch die Wirtschaft brauche kluge Köpfe auf allen Ebenen. Skiera: „Nicht nur Großkonzerne, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen brauchen Anschluss an international erfahrene Forscher.“ Denn sie könnten dafür sorgen, dass neue Erkenntnisse der Wissenschaft und Impulse aus der Wirtschaft schneller ins Unternehmen einfließen.
Das hat man auch im Hightech-Forum, dem Beratungsgremium der Bundesregierung zur Umsetzung der Hightech-Strategie, erkannt. Die Expertenrunde unter dem Vorsitz von Stifterverband und Fraunhofer-Gesellschaft hat gerade Handlungsempfehlungen zur Internationalisierung der Innovationspolitik erarbeitet und lobt die GSO Leadership Academy als Best-Practice-Beispiel für den Wissenstransfer. Das Konzept, Wissenschaftler mit Unternehmen, aber auch mit dem öffentlichen Dienst und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen zu verzahnen, sei richtungsweisend.

Gehen Deutschland die Spitzenforscher aus?
