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Wissenschaftskommunikation

Vorsicht, plausibler Unsinn!

Junge Frau, Fake News, Fragezeichen, Skepsis
Foto: iStock

Herr Fecher, als Sie vor drei Jahren bei Wissenschaft im Dialog begonnen haben – was hat Sie damals besonders beeindruckt?
Sehr beeindruckt hat mich die MS Wissenschaft, unser schwimmendes Science Center. Sie tourt jedes Jahr mit einer neuen Ausstellung durchs Land. Ich fand es faszinierend zu sehen, wie dieses Schiff Wissenschaft an Orte bringt, wo Forschung sonst kaum präsent ist. Besonders beeindruckend sind dabei die Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure und das Engagement aller Beteiligten.

Das klingt nach Teamwork auf hohem Niveau. Wie hat sich WiD in den letzten 25 Jahren entwickelt?
Wir sind mit kreativen Formaten gestartet – Science Slams, den Wissenschaftsjahren, ungewöhnlichen Ausstellungen. Ab 2014 kam Citizen Science hinzu, also Projekte, in denen Bürgerinnen und Bürger selbst mitforschen. Heute verstehen wir uns auch als Think Tank: Wir stellen Daten zur Verfügung, etwa mit unserem „Wissenschaftsbarometer“, und vernetzen Kommunikationsfachleute.

Sie probieren ständig Neues aus. Wie entstehen neue Formate, etwa auf TikTok?
Wir schauen uns die Medienwelt an und überlegen, mit welchen Formaten wir junge Leute erreichen – zum Beispiel per Video auf Plattformen wie YouTube oder TikTok. Wichtig ist dabei, kreativ zu sein und aktuelle Trends aufzugreifen. Und wir müssen darauf achten, dass Innovationen zu den Ressourcen passen und gefördert werden können.

25 Jahre Wissenschaft im Dialog

Wissenschaft im Dialog wurde 2000 mit dem Ziel gegründet, das Verständnis der Bevölkerung von Wissenschaft und das Verständnis für die Wissenschaft zu stärken. Heute liegen die Schwerpunkte auf Dialog- und Partizipationsveranstaltungen, der Entwicklung neuer Formate, Breitenkommunikation und Vernetzung.

MS Wissenschaft ankert in Berlin
Foto: Ilja C. Hendel
Ein schwimmendes Science Center mit Exponaten zum Ausprobieren und Mitmachen. Das ist die Idee der MS Wissenschaft.

Woher nehmen Sie die Ideen?
Vieles kommt aus der täglichen Beobachtung des digitalen Raums. 80 Prozent der Jugendlichen sind auf TikTok, aber Wissenschaft ist dort noch wenig sichtbar. Also entwickeln wir in unserem engagierten Team neue Ansätze und testen, was funktioniert.

In Ihrer Organisation haben Sie kürzlich einiges umgebaut. Warum war das notwendig?
Wir wollten effizienter und schlagkräftiger werden. Deshalb haben wir die Angebote gebündelt: Auf vier starke Programme – Innovation, Vernetzung, Wissen und Weiterbildung. Das hat uns erlaubt, schneller auf aktuelle Themen zu reagieren und Synergien zu nutzen. Es war ein Kraftakt, aber das Ergebnis überzeugt.

Ihr Leitbild besagt: „Mit Wissenschaftskommunikation Wandel gestalten“. Das klingt ambitioniert.
Wissenschaft kann die Basis für Entscheidungen liefern – gerade bei Themen wie Klima, Energie oder Gesundheit. Aber klar: Wissenschaft allein löst nicht jedes gesellschaftliche Problem. Es geht uns darum, Expertise einzubringen und ins Gespräch mit der Gesellschaft zu kommen.

Benedikt Fecher
Benedikt Fecher (Foto: Ilja C. Hendel)

„Wissenschaft allein löst nicht jedes gesellschaftliche Problem. Es geht uns darum, Expertise einzubringen und ins Gespräch mit der Gesellschaft zu kommen.“

Benedikt Fecher
Geschäftsführer Wissenschaft im Dialog

Manche Menschen sind Wissenschaft gegenüber skeptisch. Wie gehen Sie damit um?
Skepsis ist legitim und gehört dazu. Die meisten Forschenden machen positive Erfahrungen, wenn sie öffentlich kommunizieren. Trotzdem müssen wir auch gegen Angriffe auf Wissenschaft und Forschende Position beziehen sowie für transparente Kommunikation sorgen.

Was sind für Sie die größten aktuellen Herausforderungen?
Die Digitalisierung verändert alles. Wir konkurrieren mit einer Flut von Informationen – manche davon sind plausibler Unsinn. 

Was ist denn das?
Durch die Künstliche Intelligenz und die Vielzahl an Plattformen kursieren immer mehr Erklärungen für alle möglichen Phänomene, die sich erstmal schlüssig anhören – aber in Wirklichkeit schierer Blödsinn sind. Da wird es zur Herausforderung, mit tatsächlichen wissenschaftlichen Inhalten dagegen anzukommen – auch das ist eine neue Rolle für die Wissenschaftskommunikation.

Wie wichtig ist die Partnerschaft mit dem Stifterverband?
Ohne den Stifterverband gäbe es uns nicht. Er gehört zu unseren Gründern und ist seit 25 Jahren ein Motor für neue Projekte. Diese Zusammenarbeit ist für uns Inspiration und Rückhalt – und ich glaube, da steckt noch viel Potenzial für die Zukunft.

WARUM DAS WICHTIG IST

Wissenschaftskommunikation stärkt das Vertrauen in Forschung und macht komplexe Themen für alle verständlich. In Zeiten von Falschinformationen und schnellen digitalen Veränderungen ist der offene Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft entscheidend: Er ermöglicht fundierte Entscheidungen – und fördert Neugier, Mitgestaltung und Zusammenhalt. Nur so bleibt Wissenschaft relevant und greifbar für uns alle.

Was der Stifterverband für den Dialog Wissenschaft und Gesellschaft tut
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