Die Debatte über das Verhältnis von Wirtschaft und Wissenschaft wird unter falschen Vorzeichen geführt. Denn während die Kritik am angeblich wachsenden Einfluss der Industrie auf die Hochschulforschung immer lauter wird, passiert tatsächlich genau das Gegenteil: Die Wirtschaft zieht sich aus den Hochschulen zurück. Deutsche Unternehmen forschen lieber im Ausland. Das mag die Kritiker beruhigen, für den Standort aber ist es ein Alarmsignal. Wir brauchen nicht weniger Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen, sondern mehr.
Innovationssystem
Fortschritt durch Kooperation

Engagement der Wirtschaft ist unverzichtbar
Wir sollten diese Warnsignale ernst nehmen, bevor sich die hoch qualifizierte Arbeit langfristig dorthin verlagert, wo die Know-how-Basis sitzt. Deshalb müssen wir rechtzeitig die richtigen Rahmenbedingungen schaffen: Spitzenwissenschaftler nach Deutschland holen, ausgewogene Regeln finden, wie Hochschulen transparent über ihre Forschung für Unternehmen informieren, und nicht zuletzt für ein positives Klima der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sorgen.
Es sollte konsensfähig sein, dass unser Forschungs- und Innovationssystem ohne den Beitrag der Wirtschaft viel weniger leistungsfähig wäre. Daraus folgt, dass ihr Engagement für die Wissenschaft nicht verwerflich, sondern erforderlich ist. Deutschland braucht eine Forschungskultur, die auf den Innovationsfaktor Kooperation setzt, auf den Transfer von Wissen, Ideen und Personen, die sich in den verschiedenen Sphären von Hochschule, Unternehmen, Labor und Ministerium auskennen.
Sich in den verschiedenen Sphären auszukennen, heißt auch: den Partner verstehen und respektieren. Es gab problematische Einzelfälle, aber die meisten Unternehmen wissen, wie wichtig die Unabhängigkeit der Forschung ist, und sie sind im eigenen Interesse gut beraten, daran nicht zu rütteln. Schließlich erwarten sie von den Hochschulen gerade das, was sie selbst nicht können: Grundlagenforschung auch ohne konkrete Anwendungsbezüge.
