Der traut sich was! Das mag manch einer gedacht haben, als Uve Samuels vor zwei Jahren sein Buch „Das Kapital 4.0“ veröffentlichte. Denn wer sein Buch „Das Kapital“ nennt, muss sich an gewissen anderen Vorbildern messen lassen. Für Samuels ist sein Buch, das den Untertitel „Daten sind das neue Kapital“ trägt, aber nur eine logische Fortsetzung der Gedanken von Karl Marx. „Damals ging es um nationalökonomisches Denken, um die Entrechtung der Arbeiter und den Wohlstand einiger weniger auf Kosten vieler“, erläutert der Geschäftsführer der privaten dualen Hochschule HSBA. „Heute denken wir globalökonomisch, doch es sind ebenfalls wenige, die ihren Wohlstand auf Kosten anderer generieren: die Big Four der Digitalisierung – Google, Amazon, Facebook und Apple. Um dem etwas entgegenzusetzen, brauchen wir neue Teilhabemodelle – Genossenschaftsmodelle für Internetplattformen, wenn Sie so wollen –, über die Inhalte gemeinsam von vielen verwaltet und geteilt werden können.“
Future Skills
Daten sind das neue Kapital

Digitalisierung als Chance

Uve Samuels gehört zu den Menschen, für die ein Glas eher halb voll als halb leer ist. Das gilt auch für das Thema Digitalisierung. Mit notorischen Pessimisten, für die die voranschreitende Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt vor allem Teufelswerk und nicht auch Chance ist, kann der 51-Jährige nicht viel anfangen. Samuels erinnert das an die Zeit vor mehr als 100 Jahren, „als große Teile der Gesellschaft Automobile für gefährlichen Irrsinn und die Telefonie für eine überschätzte Erfindung hielten“.
Heute lacht man über solches Unken, dabei unterscheidet es sich gar nicht so sehr von dem der Digitalisierungsskeptiker des 21. Jahrhunderts. „Digitalisierung findet so oder so statt. Wir können sie nicht mehr aufhalten – und sollten das auch gar nicht versuchen, sondern ihre Möglichkeiten optimal nutzen und mögliche Risiken immer im Blick behalten und beherrschen lernen“, betont Samuels. Das soll auch den Studierenden vermittelt werden. Gemeinsam mit rund 250 Partnern aus der Wirtschaft bietet die 2004 gegründete HSBA sieben duale Bachelor- und fünf Masterstudiengänge im Wirtschaftsbereich an, in denen 32 Professoren sowie zahlreiche Lehrbeauftragte unterrichten. Darüber hinaus gibt es verschiedene Weiterbildungsangebote in MBA-Studiengängen und Seminaren. Und egal ob Business Administration, Business Informatics, Logistics Management oder Media Management & Communication – inhaltlich im Curriculum fest verankert sind immer die Themen Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0.
„Digitalisierung findet so oder so statt. Wir können sie nicht mehr aufhalten – und sollten das auch gar nicht versuchen, sondern ihre Möglichkeiten optimal nutzen und mögliche Risiken immer im Blick behalten und beherrschen lernen.“

Wir dürfen die Zukunft nicht den anderen überlassen

„Auf dem Feld der künstlichen Intelligenz passiert gerade weltweit so viel – wir dürfen diesen Zug nicht einfach abfahren lassen.“ Samuels sagt es mit Nachdruck. Als Forscher hat er sich während seines Masterstudiums und seiner Promotionszeit im britischen Loughborough mit Robotik, Computer Vision und Mikrosystemtechnik beschäftigt. Das treibt ihn heute noch um. Denn: „Statt immer darauf zu verweisen, wie gefährlich unkontrollierte KI werden kann, etwa wenn es ums autonome Fahren geht, sollte man sich anschauen, wie viele Unfälle und Probleme gerade auch durch KI vermieden werden könnten – und wie wir KI so entwickeln, dass wir die Kontrolle behalten.“

SERIE „WEITER.DENKER“
Die Digitalisierung verändert die Art, wie wir arbeiten. Doch sind wir darauf vorbereitet? Welche Kompetenzen müssen wir dafür mitbringen und wie vermitteln wir diese? Wie müssen wir Bildung, Wissenschaft und Innovation weiterdenken, um wirtschaftlich, technologisch und gesellschaftlich nicht den Anschluss zu verlieren. In der Reihe „Weiter.Denker“ stellen wir Personen vor, die bereits vorbildliches leisten, die weiterdenken und versuchen, unsere Zukunft aktiv zu gestalten.
