Die Innovationslücke und mögliche Handlungsoptionen
Schauen wir auf die Innovationslücke und mögliche Handlungsoptionen für die Politik. Drei ausgewählte Beobachtungen des Berichts, die auch in Deutschland interessieren müssen.
- Erstens: Geringe Anzahl großer Technologieunternehmen. Der wesentliche Grund für die Produktivitätslücke zu den USA sind deren Erfolge in digitalen und aufstrebenden Deep-Tech-Technologien. Rund 70 Prozent der Foundational AI Models wurden seit 2017 in den USA entwickelt. Und der Blick in die privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt: In den USA sind die Top-Investoren mittlerweile nicht mehr im Automobil- oder gar Pharma-, sondern im Technologiesektor angesiedelt. In Europa dominieren weiterhin Automobilunternehmen die Liste der Top-Investoren in Forschung und Entwicklung.
- Zweitens: Mangelnde Kommerzialisierung von Innovationen. Europas Grundlagenforschung und Patentaktivitäten sind zwar noch wettbewerbsfähig – 17 Prozent aller globalen Patente im Jahr 2021 entstanden in Europa (USA: 21 Prozent; China: 25 Prozent). Aber es fehlt an europäischen Hochschulen in der Weltspitze, und die Verwertung des Wissens bleibt weit hinter den Möglichkeiten – nur ein Drittel der Patente in Europa wird kommerziell verwertet.
- Drittens: Fehlender Fokus auf Disruption und Fragmentierung in der europäischen Forschungs- und Innovationsförderung. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegen die Forschungs- und Innovationsausgaben aller EU-Regierungen zusammen gleichauf mit den USA, aber nur etwa ein Zehntel wird auf europäischer Ebene gemeinsam investiert. Und während die EU im Jahr 2024 gut 256 Millionen Euro für disruptive Innovation ausgibt (EIC Pathfinder), investierten die USA ganze 6,1 Milliarden US-Dollar (DARPA und "ARPAs").
Alle drei Ergebnisse illustrieren: Mit kleineren Konjunkturmaßnahmen, mit Aufstockung von Förderbudgets oder der Entwicklung einzelner Fördermaßnahmen werden wir keinen Unterschied machen. Es braucht mindestens eine kleine Revolution. Denn die strukturellen Herausforderungen erfordern ein Neudenken der Forschungs- und Innovationspolitik und damit neue Prioritäten. Von BDI bis zum Start-up-Verband – aktuell werden viele Analysen und Empfehlungen öffentlich. Die Ergebnisse spiegeln diesen grundsätzlichen Eindruck in unterschiedlichen Facetten wider.
Wie können wir also Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wieder stärken – in Deutschland und Europa? Diese Frage gilt es jetzt zu lösen. Ich glaube, wir müssen stärker gemeinsam wirken, in Bildung, Wissenschaft und Innovation. Wir müssen unsere Kräfte bündeln und das auf allen Ebenen.