Die Richard-Merton-Ehrennadel wurde auf der Jahresversammlung des Stifterverbandes am 24. Mai 2018 in Berlin verliehen. Die undotierte Auszeichnung geht an Persönlichkeiten, die sich ganz besonders für die Förderung der Wissenschaft, die Stärkung des Stiftungsgedankens und die Förderung des Allgemeinwohls einsetzen.
Juliane Diller wuchs in Lima und im peruanischen Urwald auf, wo ihre Eltern die Forschungsstation "Panguana" gründeten. Tragische Bekanntheit erlangte sie nach einem Flugzeugabsturz im Dschungel am Heiligabend 1971. Die damals 17jährige überlebte das Unglück, alle anderen Insassen – darunter auch ihre Mutter – starben. Juliane Dillers Lebensgeschichte, die sie in ihrer Autobiographie "Als ich vom Himmel fiel" niederschrieb, wurde von Werner Herzog verfilmt. Aktuell entsteht in Hollywood der Film "Girl Who Fell From The Sky", der 2019 in die Kinos kommen soll.
Die promovierte Biologin und stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung München übernahm nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 2000 die Leitung der Station in Peru und organisiert heute regelmäßig Forschungsexpeditionen dorthin. 2014 gründete sie die Panguana Stiftung, die den dauerhaften Betrieb der Station sichert.
Reinhard Christian Zinkann, geschäftsführender Gesellschafter der Miele & Cie KG und amtierender Schatzmeister des Stifterverbandes, würdigte in seiner Laudatio insbesondere das unermüdliche Engagement von Juliane Diller und ihr stifterisches Wirken: "Ihre persönliche Geschichte hat Ihnen gezeigt, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben und sich durchzubeißen – in einem fremden Land, durch bürokratische Mühlen und durch den fast undurchdringlichen Regenwald. (…) Es ist beeindruckend, wie Sie sich für Panguana, für die Wissenschaft, den Natur- und Umweltschutz und die Gesellschaft einsetzen. Zudem sind Sie eine herausragende Botschafterin der Stiftungsidee und zeigen, dass privates Engagement viel bewirken kann."
Zu den großen Erfolgen von Juliane Dillers Arbeit gehöre, dass ein Großteil des Panguana-Geländes kürzlich zum Naturschutzgebiet erklärt werden konnte. Durch diesen Akt wurde die faszinierende Natur vor Zugriffen von außen – wie durch Brandrodung oder illegale Goldwäsche – geschützt und der Erhalt der einmaligen Artenvielfalt gesichert. Durch den Zukauf von Parzellen wird das Gelände immer weiter vergrößert.
Zahlreiche soziale Projekte – unter anderem in Schulklassen – vermitteln, dass der Erhalt und Schutz des Regenwaldes von Panguana nicht nur zentral für die Lebens- und Zukunftsqualität der Einwohner, sondern langfristig auch für ganz Peru sowie für das Weltklima von Bedeutung ist. Die Station hat sich zu einer international renommierten Forschungsstätte entwickelt, auf der die wissenschaftliche Erkundung des komplexen und labilen Lebensraumes Regenwald im Mittelpunkt steht: Mehr als 180 Publikationen, darunter viele Diplom- und Doktorarbeiten, erschienen im Laufe des nunmehr 50-jährigen Bestehens von Panguana.
Die höchste Auszeichnung des Stifterverbandes ist benannt nach Richard Merton (1881 bis 1960). Merton war Industrieller, Politiker und Stifter, der zu den Gründern des ersten Stifterverbandes von 1920 gehörte. Ab 1936 wurde er von den Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus allen öffentlichen Ämtern gedrängt und konnte 1939 mit knapper Not nach England entkommen. Merton kehrte 1947 nach Deutschland zurück, widmete sich dem Wiederaufbau der Metallgesellschaft und der Neugründung des Stifterverbandes. Merton war von 1949 bis 1953 dessen erster Vorsitzender.
Zuletzt erhielten die Auszeichnung der Aufsichtsratsvorsitzende der Linde AG Wolfgang Reitzle im Jahr 2016, der Stifter und Ex-Daimler-Benz-Vorstandschef Edzard Reuter im Jahr 2014 und der langjährige Präsident des Stifterverbandes Arend Oetker im Jahr 2013.