Dustmann untersucht, wie Zuwanderung die Löhne und Karrierewege im Gastland beeinflusst. In seinen Studien analysiert er zudem Faktoren, die die politische Einstellung der Bevölkerung gegenüber Zuwanderung erklären. Der mit 50.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis des Stifterverbandes wird für wissenschaftliche Beiträge zu gesellschaftlich wichtigen Herausforderungen verliehen. Er ist damit die deutsche Auszeichnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der wissenschaftsbasierten Politikberatung. Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis wird Dustmann vorbehaltlich der Infektionslage am 25. Oktober 2021 verliehen.
"Christian Dustmanns empiriebasierte und interdisziplinär angelegte Forschung wird stets durch konkrete wirtschafts- und gesellschaftspolitische Fragestellungen geleitet und liefert bedeutende Beiträge zur öffentlichen und politischen Debatte. Beispielsweise haben seine Studien wesentliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Einwanderung auf den Arbeitsmarkt oder zur Integration von Geflüchteten geliefert. Er ist ein gefragter und engagierter Berater und Ansprechpartner für Politik, Institutionen und Medien und versteht es, komplexe Sachverhalte verständlich und überzeugend darzustellen", sagt der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug.
"Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist eine Auszeichnung für wissenschaftsbasierte Politikberatung. Die Preisträgerinnen und Preisträger entwickeln in ihren Forschungsarbeiten Lösungen zum Umgang mit wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen und vermitteln diese aktiv an Politik und Öffentlichkeit. Christian Dustmann engagiert sich seit über 30 Jahren für eine informierte, auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestützte Diskussion zu Migration und Integration. In Zeiten der Flüchtlingskrise in Europa und der Brexit-Entscheidung in Großbritannien ist er eine bedeutende und einflussreiche Stimme in der wissenschaftlichen und politischen Debatte", sagt Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes.
In Deutschland war Christian Dustmann der erste Arbeitsmarktökonom, der sich empirisch mit den Themen Migration und Integration vor allem innerhalb der europäischen Länder auseinandersetzte und neue Forschungsmethoden auf diesem Gebiet entwickelte. In seinen Studien untersucht er, wie sich Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt auswirkt und welche Effekte sie auf den Staatshaushalt hervorruft. So konnte er – entgegen allgemeiner Vorurteile – zeigen, dass europäische Migrantinnen und Migranten im Vereinigten Königreich mehr Steuern zahlen, als sie an Sozial- und Transferleistungen erhalten. In seinen frühen Forschungsarbeiten beschäftigte er sich mit dem Thema der temporären Migration. Seine Ergebnisse belegen, dass das Verhalten im Gastland davon beeinflusst wird, ob Menschen bereits von Beginn an eine Rückkehr in ihr Heimatland planen. Er untersuchte auch, wie sich Investitionen in die Qualifizierung sowie die Bereitschaft der zugewanderten Personen, die Sprache zu erlernen, auf deren Löhne und Karrieren auswirken. Zusätzlich zeigte Dustmann, dass Einwanderung nicht dazu führt, dass einheimische Arbeitskräfte verdrängt werden. Diese treten in der Folge jedoch in geringerem Maße in den Arbeitsmarkt ein. In seiner Forschung untersucht er zudem Faktoren, die die politische Einstellung gegenüber Einwanderung in der Bevölkerung beeinflussen. Hier spielen soziokulturellen Ängste eine weitaus größere Rolle als ökonomische Sorgen der Bürgerinnen und Bürger. Dustmanns empirische Erkenntnisse liefern eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für öffentliche Debatten zur Migrations- und Integrationspolitik.
Dustmann studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld sowie Volkswirtschaftslehre an der University of Georgia/USA. 1992 wurde er am European University Institute in Florenz/Italien promoviert. Er habilitierte sich 1997 in Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie an der Universität Bielefeld. 2004 gründete er das Centre for Research and Analysis of Migration (CReAM) in London und erhielt eine Professur für Volkswirtschaftslehre (Economics) am University College London. Darüber hinaus hatte er bereits mehrere Gastprofessuren unter anderem in Italien, Australien, sowie in Harvard, Princeton, Stanford und Yale in den USA inne. Seit 2012 ist er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften. Zuletzt erhielt er bereits zum zweiten Mal den Advanced Grant des European Research Councils (ERC) zur Förderung seiner Forschung.
Der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis ist der Wissenschaftspreis des Stifterverbandes und mit 50.000 Euro dotiert. Er wird gemeinsam mit der Leopoldina alle zwei Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forscherteams vergeben, die einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bearbeitung gesellschaftlich wichtiger Fragen geleistet haben. Im Jahr 2012 wurde der Bildungsforscher Jürgen Baumert ausgezeichnet, 2014 wurde Ferdi Schüth, 2016 die Psychologin Maggie Schauer und der Psychologe Thomas Elbert sowie 2018 der Stoffwechselforscher Jens C. Brüning geehrt. Den ersten Weizsäcker-Preis erhielt im Jahr 2009 der Wissenschaftler und Bürgerrechtler Jens Reich. Der Preis wird traditionell im Rahmen der Weihnachtsvorlesung der Leopoldina verliehen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie musste die Weihnachtsvorlesung im vorigen Jahr ausfallen. Deswegen wird der Preis Christian Dustmann am 25. Oktober 2021 durch Gerald Haug, Präsident der Leopoldina, und Andreas Barner, Präsident des Stifterverbandes, verliehen.
Ansprechpartnerin bei der
Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Caroline Wichmann
Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
T 0345 47239-800
E-Mail senden