An den Hochschulen sind Frauen in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) immer noch unterrepräsentiert. Obwohl sie dafür keineswegs weniger Talent als ihre männlichen Altersgenossen mitbringen, wählen sie solche Studiengänge weitaus seltener – im Jahr 2019 kam in der Informatik auf drei Studenten nur eine Studentin. Dem will die Sophia.T gGmbH entgegenwirken und hat ein Studienvorbereitungsjahr speziell für junge, an MINT interessierte Frauen konzipiert.
Bei proTechnicale können bis zu 15 Abiturientinnen elf Monate lang ihr Talent für Naturwissenschaften und Technik ausprobieren – und entdecken, was ihnen Spaß macht, bevor sie sich für ein Studium entscheiden. Neben theoretischen Grundlagen geht es auch um Persönlichkeitsbildung, zum Beispiel in Sachen Rhetorik und Selbstmanagement. Darüber hinaus eröffnet das Projekt Einblicke in die spätere Arbeitswelt. Dazu gibt es Fachseminare und Praxiserfahrung bei Partnerorganisationen wie Lufthansa Technik, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und SeaRengergy.
Als Ergänzungsschule ist proTechnicale durch die Stadt Hamburg anerkannt. Die Teilnehmerinnen erhalten 30 bis 40 Stunden Unterricht pro Woche. Dozentinnen und Dozenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, der TU Hamburg und der Gewerbeschule G15 leiten die Teilnehmerinnen in den Seminaren an. Die Ehemaligen des Projekts, das es bereits seit dem Jahr 2010 gibt, fungieren als Mentorinnen.
Mittlerweile hat proTechnicale mehr als 115 junge Frauen beim Übergang von der Schule ins Studium begleitet. 90 Prozent der Absolventinnen haben sich für ein technisches Fach entschieden, und keine hat ihr Studium abgebrochen. Die ehemaligen Teilnehmerinnen haben ihren Karriereweg als Wissenschaftlerinnen, Ingenieurinnen oder Informatikerinnen erfolgreich eingeschlagen. Unter ihnen befindet sich sogar eine Patentinhaberin.
Mit diesem Projekt hat die Sophia.T gGmbH ein einzigartiges Angebot geschaffen, um junge Frauen im MINT-Bereich zu fördern, so die Jury des Stifterverbandes. Sie beeindruckte ebenfalls, dass es um weit mehr als nur um die Vermittlung fachlicher Kompetenzen geht. Denn proTechnicale stärkt auch die Persönlichkeiten der Teilnehmerinnen, damit sie in einer oft noch von Männern dominierten Arbeitswelt ihren Weg gehen.
Mit seinem Wettbewerb Bildungsorte ruft der Stifterverband alle Schulen sowie zivilgesellschaftlichen Projekte und Initiativen in ganz Deutschland auf, sich um den mit 2.500 Euro dotierten Preis zu bewerben. Wer Bildungsort des Monats ist, kann Bildungsort des Jahres werden und damit weitere 7.500 Euro Preisgeld bekommen. Der Wettbewerb Bildungsorte hat jedes Jahr ein anderes Schwerpunktthema und zeichnet inspirierende Orte guter Bildung aus. Sie sollen Kindern und Jugendlichen in besonderer Weise Lust auf Bildung machen, positive Lernerfahrungen bieten sowie Neugier und Wissbegier wecken. Das diesjährige Thema lautet: Bildung in Zeiten digitaler Transformation. Für eine Bewerbung stellen sich die Projekte mit einem kurzen Video oder nur schriftlich vor. Die Bewerbung kann online eingereicht werden.