Interdisziplinäre MINT-Formate in der Hochschule – was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?
Studie von Stifterverband und Technopolis: Deutschland sollte sich als Vorreiter für interdisziplinäre MINT-Formate positionieren.
Interdisziplinäre Formate in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINTplus) könnten ein erfolgreicher Ansatz im Kampf gegen den Fachkräftemangel sein. Mit klaren Strategien und validierten Maßnahmen kann sich das deutsche Hochschulsystem international als MINTplus-Vorreiter positionieren. So das Fazit der gemeinsamen Studie "Interdisziplinäre MINT-Formate in der Hochschule – was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?" von Stifterverband und Technopolis. Der Stifterverband ruft deshalb Hochschulen auf, sich mit innovativen, interdisziplinären Studiengängen für die MINTchallenge plus zu bewerben.
Interdisziplinäre MINT-Formate in Studium und Lehre sollen MINT-Themen interessanter und lebensnäher machen, um schnell zu innovativen Lösungen für komplexe Fragestellungen zu kommen. Es ist auch eine große Chance mehr, vor allem auch weibliche Studierende, für MINT-Fächer zu gewinnen und gleichzeitig wichtige Zukunftskompetenzen unter MINT-Studierenden zu vermitteln. Diese Formate existieren jedoch selbst im europäischen Ausland lediglich als Leuchtturmprojekte und sind nicht systemisch in den Hochschulen verbreitet. Auch gibt es bisher keine wissenschaftlich fundierte Evidenz über die Wirksamkeit dieser Formate.
Das sind Ergebnisse der Studie "Interdisziplinäre MINT-Formate in der Hochschule – was kann Deutschland von anderen Ländern lernen?". Der Stifterverband und Technopolis haben untersucht, in welcher Form MINTplus-Formate an internationalen Hochschulen umgesetzt werden und wie deutsche Hochschulen davon lernen können. Es zeigt sich, dass auch im europäischen Ausland keine expliziten Strategien auf politischer oder Hochschulebene existieren, um MINT interdisziplinärer oder ganzheitlicher zu lehren und zu erforschen.
"Deutschland könnte mit einer nationalen MINTplus-Strategie zum internationalen Pionier und Vorreiter werden", sagt Pascal Hetze des Stifterverbandes. "MINTplus-Formate in Studium und Lehre machen die MINT-Studiengänge für mehr Studierende zugänglicher und attraktiver. Sie leisten somit einen Beitrag, die MINT-Fachkräftelücke langfristig zu schließen. MINTplus-Ansätze gibt es einige, systemisch hemmende Faktoren wenige. In erster Linie stehen institutionelle und hochschulkulturelle Hürden im Weg. Das heißt, die Hochschulen haben es selbst in der Hand, neue Wege in Studium und Lehre zu erproben."
Um MINTplus an Hochschulen umzusetzen, braucht es vor allem strategische Anreize, flexible Strukturen sowie eine offene Kultur für neue Lehr- und Lernansätze. Der Stifterverband empfiehlt ein verstärktes Monitoring und Evaluierung von MINTplus-Formaten, um deren Potentiale zur Stärkung der MINT-Fachkräfte bewerten zu können.
Um den Prozess zu unterstützen, hat der Stifterverband gemeinsam mit der Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung die MINTchallenge plus "Mit interdisziplinären MINT-Studiengängen erfolgreich mehr Fachkräfte gewinnen" initiiert. Gesucht werden interdisziplinäre Studiengänge im MINT-Bereich, die durch innovative Ansätze mehr Studierende gewinnen, Abbruchquoten verringern oder neue Zielgruppen (insbesondere mehr Frauen) erreichen. Die besten fünf Ideen werden mit je 5.000 Euro ausgezeichnet. Das Geld soll zur Evaluation der genannten Ziele verwendet werden und somit zur Verbesserung der Datenlage beitragen.