Gunter Dueck: Entschlossenheit & Kreativität

"Was du jetzt entscheiden kannst, entscheide jetzt. Man hat aber manchmal keine Lust."

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Gunter Dueck: Entschlossenheit & Kreativität (Video)
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Die Mailbox voll und der Kopf leer? Wenn zu viel auf einen einprasselt, bleibt keine Luft für kreatives Arbeiten. Gunter Dueck, Philosoph mit Managementerfahrung, hat ein paar Tipps parat, wie man durch die richtige Entscheidungsfreude seine Zeit nicht vergeudet.
 

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Autor: Timur Diehn
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes

 

Transkript des Videos

Ich bin jetzt sehr oft auf Reisen. Die Hälfte der Mails ist irgendwelcher Mist, also Newsletter, die ich unermüdlich abbestelle.

Ich weiß nicht, ob ich das Sonderopfer bin, weil ich ja bei Konferenzen immer auf der Adressenliste bin, und dann kriege ich von allen Firmen, die da Stände bezahlt haben, die kriegen wohl dann auch die Visitenkarten von allen, und dann wird man bombardiert. Ich versuche erstmal alles loszuwerden. Und alles, was ich jetzt beantworten kann, beantworte ich jetzt. Also Fragen: Hast du am 1. März 2018 Zeit? Dann kann ich ja/nein antworten, muss in den Kalender gucken. Solche Dinge mache ich immer absolut sofort. Wenn es ein bisschen Zeit braucht, also, ich soll die Präsentation schicken oder einen Artikel schreiben, dann schreibe ich wenigstens eine Zeile zurück: Der Artikel kommt in drei Tagen. Und dann kommt das gleich in den Kalender. Der kommt dann auch. Ohne jede Ausnahme. Glaub' schon. Also, ich verhau keine Termine, wenn die im Kalender stehen. Es ist einfach so eiserne Disziplin ein bisschen. Ich habe das im Management vorher gelernt, die haben gesagt: Lies keine E-Mail zweimal. Oder besser ausgedrückt: Was du jetzt entscheiden kannst, entscheide jetzt. Man hat manchmal keine Lust. Also, da fragt einer: Kannst du mal irgendwie für die Kirche das und das tun? Mja, vielleicht doch, aber eigentlich, der Wille sagt unten: Nein! Und das Herz sagt: Sei nicht so hartherzig! Und die führen dann so einen Kampf aus. Aber man weiß schon, in dem Augenblick, wo man die Mail liest: Der Wille will nein sagen. Und dann soll man einfach nein schreiben. Sonst gärt das im Bauch rum. Oder ein Mitarbeiter sagt, er möchte eine Gehaltserhöhung. Dasselbe: Das Herz sagt ja, die Faktenlage oder mein Budget oder der Bauch sagt nein. Und man weiß ganz genau, was die Entscheidung ist, die ist: Nein! Aber das Herz sagt: Ich mag nicht so eine Mail schreiben. Und dann zieht man das so raus, und dann kommt er noch her und sagt: Warum kriege ich keine Antwort? Dann ist er vielleicht schon wieder sauer auf mich oder sowas. Dann ist es manchmal einfach besser, sowas: "Nein, das Budget gibt es nicht her, komm in einem halben Jahr wieder!" Irgendwie Knack. Und damit vertut man sagenhaft viel Zeit, dass man Entscheidungen, die eigentlich klar sind, dass man die nicht so richtig begründen mag oder nicht gleich so raushauen mag. Dann ist so ein Widerstreit in einem drin. Und das kostet wahnsinnig viel Zeit. Es ist besser, das wegzumachen. Das habe ich gelernt. Einfach gleich.

Ich muss irgendwie auch meine Psyche sauber halten, nicht nur die Inbox, sondern es geht sehr darum, die Psyche in Balance zu halten. Also, ich habe das so manchmal auch gemacht, dass ich Dinge, die absolut gräßlich sind, die man vielleicht mit abgewogenem Zorn beantworten müsste, dass ich die einfach sammele, und ich mach dann eine bestimmte Stunde, sagen wir Freitagmorgen, dass es am Wochenende nicht rumgärt. Freitagmorgen 8 bis 10 wird scharf geschossen. Das stört, auch wenn ich jetzt auch so Bücher schreibe, dann muss ich ja in einen Flow reinkommen und kreativ sein. Und wenn dann das Herz sagt: Guck mal, da ich noch einer, der hat dich gerade geärgert! Oder er will was, und du kannst ihm nicht helfen usw. Und dann zieht das Kernspeicher von meiner Kreativität ab. Das heißt, ich habe nicht mehr das volle Gehirn. Ich stelle mir das so vor wie ein normales System. Ich habe einen Mac, der hat irgendwie 8 Gigabyte Hauptspeicher und ein Gigabyte ist Firefox, ein Gigabyte Chrome, ein Gigabyte Mail usw. Das addiert sich so. Und dann, wenn man im Rest irgendwas macht, dann hat man relativ wenig Speicher noch zur Verfügung. Und den muss man einfach frei kriegen. Für echte Kreativität sollte es besser sein, ich habe nur eine Anwendung auf dem Computer. Wir schließen alle Anwendungen, und das hat jetzt den vollen Speicher. Und den vollen Prozessor. Die meisten Leute haben dann so Nebenprozesse im Kopf laufen, und das nimmt sehr viel Kreativität raus, auch Entschlossenheit. Die Prozesse laufen dauernd im Hintergrund, also am Wochenende, wenn ich, der Chef sagt, ich soll irgendwas Montag um 10 schicken, dann sage ich: Schaffe ich das usw.? Dann denkt man immer wieder darüber nach. Und man muss das vielleicht mal so wie ein Computer sehen: Wie entscheide ich, wie ich den Prozessor und die Festplatte irgendwie arrangiere, dass die harmonisch arbeiten? Und dann ist es besser, diese Konflikte einfach zu bereinigen. So habe ich mir das überlegt. Und eine gute Idee ist einfach, alles gleich zu erledigen.