Gunter Dueck: Zorn & Trump
Warum fühlen so viele Leute von der Politik im Stich gelassen? Querdenker Gunter Dueck hat sich seinen Reim auf den Erfolg von Populisten gemacht. Und er hat eine Idee, wie man dem Zorn begegnen kann.
Eigentlich müssten Schulen sich in Zeiten der Digitalisierung vor allem um die Persönlichkeitsbildung der Kinder kümmern, meint Philosoph und Querdenker Gunter Dueck. Und was macht man? Man drückt ihnen nur ein Tablet in die Hand!
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Autor: Timur Diehn
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Im Grunde brauchen wir halt eine Bildungsrevolution, weil wie gesagt alles jetzt Software wird, so halbwegs. Und weil das Materielle mehr durch Roboter geregelt wird.
Wir wissen ganz genau, wie wir sein müssen, nämlich so wie Richard von Weizsäcker oder Michelle Obama. Diese Rollenmodelle sind ja da. Und dann müssten wir auch die Erziehungsrollenmodelle so machen, dass wir das irgendwo so hinkriegen. Und das ist meine Basisklage. Das hat wenig mit dem Internet zu tun. Das Internet erzwingt, dass wir jetzt höhere Persönlichkeiten sein müssen. Und was machen die Leute? Sie geben jedem ein Tablet. Also, diese Persönlichkeitsfrage wird praktisch nicht diskutiert, sondern sie geben jedem ein Tablet und diskutieren, ob ein Lehrer die auch bedienen können müsste. Das ist einfach haarsträubend. Und an das Erziehungssystem geht keiner ran. Ich meine, wenn ich höhere Persönlichkeiten brauche, dann werden die ja quasi so bis zum dritten Lebensjahr, also bis Entry vom Kindergarten irgendwo schon geprägt. Das heißt, ich muss im Grunde den Leuten das Erziehen beibringen.
Dann brauchen wir halt eine Vorstellung, welche Berufe eigentlich in Zukunft noch da sein werden und welche Fähigkeiten die brauchen. Und so weit ich sehe, das ist auch unbestritten, also, ich predige das seit zehn Jahren, ich war erst ein bisschen unsicher, weil ich der einzige Rufer in der Wüste bin, dann fühlt man sich irgendwie komisch. Also, das war bei mir jetzt immer. Die Leute sagen: Guck, du bist immer zehn Jahre oder sechs Jahre zu früh dran. Dann sag ich: Ja, das merke ich auch. Dann fühlt man sich immer mit den Thesen so ein bisschen einsam. Jetzt kommen ja immer die Einschläge näher, jetzt schreiben sie seit einem halben Jahr: Die Hälfte der Berufe verschwindet. Das steht in meinem Buch "Professionelle Intelligenz". Das habe ich, glaube ich, 2009 oder 2010 geschrieben. Ich glaube, 2010. So, das ist sechs Jahre her. Bis jetzt hat man nichts gemacht! Es braucht einfach zehn Jahre, bis sie überhaupt das Problem erkennen. Und das Problem ist, dass wir zusätzlich zu den Fähigkeiten, sowas wie Programmieren, sowas, die Hardcore-Skills Mathe, Deutsch, zusätzlich eben höhere Persönlichkeiten sein müssen. Also, es gibt natürlich immer noch so Programmierexperten, die können so sein wie sie wollen, also müssen einfach technische Spitzenspezies sein, aber zunehmend müssen die eben auch mit Kunden diskutieren und verhandeln, sind in verschiedenen Projekten, müssen mit den Projektleitern klar kommen, in Meetings sich durchsetzen usw. Und dann kommt raus, dass wir eigentlich eine höhere Persönlichkeit haben müssen. Wir können einfach nicht so Servicewüste Deutschland haben. Bin ich nicht zuständig! Also, wir jammern ja so. Das geht in einem hochmodernen Hochleistungsteam nicht, dass einer sagt: Du, da bin ich nicht zuständig. Und dann hacken sie sich im Meeting, ob er das jetzt machen muss oder nicht. Sondern man hilft sich. Es heißt ja Teamarbeit usw. Teamarbeit heißt einfach, dass alle vernünftige Persönlichkeiten sind, die irgendwie miteinander auch auskommen können und miteinander agieren können. Und das lernt man aber nicht. Das ist nicht Gegenstand der Erziehung. Also, die Erziehung war früher einfach: Du sollst brav sein. Punkt. Keine Baustelle machen. Du darfst nicht hauen. Also, die Aggression wird völlig rausdiskutiert, rausgeholt, und man sagt einfach: Meine Mutter hat immer gesagt: Wer Willen hat, kriegt was auf die Brillen! Also, du kriegst einen drauf, wenn du irgendwas sagst hier so und musst jetzt gehorchen. Man muss erstmal Lehrling sein, die Klappe halten, und dann später als Meister darfst du dann rumschreien. Was alles falsch ist, aus heutiger Sicht. Aus heutiger Sicht muss ich auch in der Schule lernen, wie ich mit Konflikten umgehe. Ich habe nicht gesagt, dass ich mich ducken soll. Also, das Flight Animal oder Fluchttier, also, das wurde uns beigebracht: Halt die Klappe, wenn der Lehrer was sagt! Und sowas wie Angriffstier, was heute bei Verhandeln, Verkaufen ganz gut ist, wenn man ein bisschen so tougher sein kann, das wurde uns ganz rausgekämmt. Und jetzt sollen wir in der richtigen Wirklichkeit plötzlich Projekte leiten, mit anderen Leuten klarkommen, auch die uns anbrüllen als Kunden immer noch höflich umgehen, und das sind ja so aggressive Stimmungen, und jetzt muss ich mit diesen aggressiven Dingen dann unter Umständen auch klarkommen. Oder auch ganz harte Verhandlungen führen. Ich muss ja jetzt irgendwie Leute haben, die so ein Brexit verhandeln.