Gunter Dueck: Batterien & kalte Füße
Feststoffbatterien haben das Zeug, die Elektromobilität entscheidend nach vorne zu bringen. Doch deutsche Unternehmen scheuen das Risiko, in Zukunftstechnologien zu investieren. Aber vielleicht aus gutem Grund?
Wenn die Wirtschaft die Digitalisierung meistern soll, braucht sie richtig gutes Personal. Aber woher nehmen? Und: Wie erkennen Personaler, die von Programmieren keinen Schimmer haben, überhaupt die Top-Leute? Das fragt sich Gunter Dueck, Philosoph und Start-up-Mitgründer. Und warnt vor einem Fehler, den viele Unternehmen in der Personalarbeit begehen.
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Die Zukunftsmacher und ihre Visionen für Bildung und Ausbildung, Forschung und Technik
Autor: Timur Diehn
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes
Wir haben das Problem, dass wir so viele deutsche Unternehmen haben, die sind Weltklasse in dem, was sie machen. Und wenn jetzt die Digitalisierung kommt, müssen sie natürlich auch in Digitalisierung Weltklasse sein. Sie können also jetzt nicht mit Stümperleuten anfangen.
Es muss gar nichts mit Digitalisierung zu tun haben. Wenn ich einfach von Dieselautos auf Elektroautos gehe, dann muss ich hinterher Weltklasse-Elektroautos bauen, nicht irgendwelche, sondern die besten. Und die Frage ist: Wie kriege ich Leute, die Elektroautos bauen? Oder wie kriege ich Leute, die Digitalisierung dann wirklich hinkriegen können? Die das auch gleich auf Weltklasse machen. Das ist eine gute Frage. Und das weiß man ja gar nicht. Also, wenn ich jetzt Elektroingenieure oder Batteriefachleute einkaufe oder digitale oder IT-Fachleute, die werden überall gesucht, und die können sich fast eine Stelle aussuchen, und dann möchte ich ja gute haben. Und welches sind gute? Wieviel müssen die bezahlt bekommen? Die verlangen dann auch eine echt interessante Arbeit, also in dem Sinne, dass wenn sie schon was Neues in die Company reinbringen, dass sie auch entscheiden dürfen, wie das gemacht wird. Dass die Leute nicht sagen: Nee, ich möchte es doch wieder durchschnittlich oder so wie früher oder irgendwie. Dann sagen sie: Nein, jetzt echte Innovation, sonst kündige ich usw.! Dann hat man diese ganzen Problematiken. Ich rede da gerade mit so HR-Abteilungen, also war jetzt auf HR-Kongressen, Human Resources, also Personaler-Kongresse. Die sehen das Problem noch so gar nicht. Die setzen dann Anzeigen in die Zeitung: Ich suche einen IT-Menschen. Dann kriegen sie welche. Die wissen zum Teil dann, wenn die noch nicht IT-affin sind, wissen sie ja gar nicht, ob sie gut sind. Bei IT ist es so, dass ein schlechter gegen einen besseren vielleicht nur halb so viel arbeitet. Da gibt es Tests. Also, wenn man normierte Tests hat, also nur Programmieren in einer bestimmten Programmiersprache, dann gibt man denen eine Aufgabe, und die Aufgabe kann man dann in einer bestimmten Zeit und mit bestimmt viel Fehlern dann erledigen. Und der Unterschied zwischen den besseren und den schlechteren ist 1:2. Das sind aber Standardaufgaben. Das sind Aufgaben, die im Prinzip jeder kann. Und dann wird nur Zeit und Fehlerhäufigkeit gemessen. Und da ist schon der Leistungsfaktor dann 2:1. Also, die echt mäßigen, Note 4 minus, bis 1 ist dann eher Faktor 1:3. Wenn ich jetzt aber Aufgaben nehme, die ein normaler Mensch gar nicht kann, dann ist der richtige Superstar irgendwie den Faktor 1000:1 besser. Dann stellt sich auch die Frage: Soll der tausendfach Gehalt kriegen? Kann ich ja sagen. Das ist auch so bei Werbetexten, so irgendwie: Hallo Leute, mein Produkt ist so gut, und es ist rot und klingelt oder sowas. Irgendso blöde Texte kann ja jeder schreiben, aber irgendwie so, dass ich mir ein Jingle einfallen lasse wie "Red Bull bekommt Flügel" oder so, sowas ganz Geniales, das jeder Deutsche weiß, das ist dann so in der Nähe von Kunst. Das kann ich nicht unbedingt einkaufen. Wenn man jetzt aber neue Gebiete implementiert, also wie Elektromotoren, was wir jetzt immer dran haben, oder IT, dann gehört da eine gewisse Expertise dazu, wer gut ist oder nicht. Ich muss wissen, wenn ich Kunst haben will, ist Kunst gut oder nicht? Sieht alles so aus wie ein Bild, und eines kostet eine Million, und eines kostet zehn Euro. Und was ist der Unterschied? Und da fehlt uns dann auch das Gefühl dafür, den Personalern dann auch. Und dann fragt man sich: Was machen wir jetzt eigentlich, wenn ich so eine Firma umstelle? Dann müsste man sagen, dass die Personalabteilung jetzt aufgestockt werden müsste. Die müssen jetzt eigentlich mehr Kenntnisse haben. Sozusagen wenn ich alle Leute auswechsle gegen Top-Top-Top-Leute, dann muss ich ja irgendwie die auch anziehen können. Ich muss auch die Firmenkultur so haben, dass die bei einem gerne arbeiten möchten usw. Diese Probleme stehen natürlich in jeder Zeitung, aber es geschieht eigentlich nichts. Die setzen weiterhin Zeitungsanzeigen rein und sagen: Der Bewerber soll gewisse Eigenschaften haben, die ein Personaler beurteilen kann. Also, der ist belastbar, willig, alles zu arbeiten, hat ein gutes Kommunikationsverhalten, sieht ganz gut aus, wenn er sich einen Anzug anzieht usw., ist analytisch klug usw., weiß viel, ist gebildet, hat den Abschluss usw. Was in den Zeitungsanzeigen steht, sind lauter messbare Eigenschaften, die ein Personaler alter Schule irgendwie gut beobachten kann. Wenn er jetzt aber drin haben soll, er soll nur gut in IT sein, das weiß er ja gar nicht. Oder sich mit neuen Technologien wahnsinnig gut auskennen, das weiß er auch nicht. Dann nehmen sie wieder alter Schule Leute, die einen analytischen Geist haben usw. Wenn da drin steht, kreativ soll der sein, dann, glaube ich, wissen die wenigsten Personaler, was das sein soll. Weil sie so selber nicht so arbeiten. Und dann müsste man im Grunde das Personalwesen ganz umstellen. Ich habe jetzt mal auch so als steile These verbreitet, dass Personalwesen eigentlich eine Key-Kompetenz von der Firma sein müsste, also dass der Kern der Firma ist, im Wandel gute Leute anzuziehen. Und jeder Unternehmer, jedem Unternehmer wird gesagt: Have - also im Englischen: Have the ability to work only with the best! Also, man muss als Innovator die Fähigkeit haben, die besten Leute anzuziehen, und die bringen dann auch irgendwie die Milliarden da zustande. Man kann das nicht mit irgendwelchen Leuten hinkriegen, die man so kriegt. Ich habe ganz viel gesehen, wenn man so Innovationscenter oder Exzellenzcenter oder sowas aufbaut bei Firmen, dann machen sie so Showcases und machen schöne Tapeten und schöne Ausstellungsräume. Und dann suchen sie irgendeinen Manager, der gerade mit der Karriere am Ende ist, der ist so 60 Jahre, wartet noch auf seine Frühpensionierung, und dann sagen sie: Du machst jetzt Leiter von dem Exzellenzcenter und führst unsere Dinge vor! Und dann müsste man eigentlich so richtig die Besten reinpumpen und sagen: Jetzt macht mal was! Nicht nur irgendwie Showcases für Kunden, sondern macht mal echte Innovation! Und alle Lehren von Innovationen sagen: Man muss das mit den Besten hinkriegen, die also unternehmerischen Geist haben.