Stefanie Unger: Wie Unternehmen zukunftsfähig werden

"Mitarbeiter sind auch bereit, durch schlimme Zeiten zu gehen. Die sind bereit, für das Unternehmen geradezustehen. Aber dann muss das Unternehmen das eben auch tun."

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Stefanie Unger: Wie Unternehmen zukunftsfähig werden (Video)
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Was macht Airbnb besser als Uber? Stefanie Unger, CEO von The Agency Berlin, wirft aus Beratersicht einen Blick auf verschiedene Ansätze, wie Unternehmen mit Kunden und Mitarbeitern umgehen. Und sie erzählt, warum eine Rechtsanwaltskanzlei nur Musiker einstellt.

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Transkript des Videos

Unternehmen brauchen schnellere, aber auch persönlichere Kommunikation. Also, man kann ja auch durch Technik ganz individuell Leute ansprechen und muss nicht unbedingt durch eine E-Mail von einem CEO erfahren, dass irgendwie die Gehälter ... dass es keine Gehaltserhöhung in dem Jahr gibt.

Diese ganzen technischen Entwicklungen führen zu einer Anonymisierung von gewissen Prozessen und zu einer gewissen Distanz, und die muss man wieder mit anderen Mitteln aufholen und kompensieren. Und ich glaube, dass da eine viel persönlichere Kommunikation Richtung Mitarbeiter gehen kann, aber auch eine ganz andere, also, man kann eine ganz andere Leidenschaft und Emotion wecken, wenn man Technologie in gewissen Bereichen einsetzt, ob das Virtual Reality ist oder andere Tools.

Insgesamt, glaube ich, dass ein sehr großer Schwerpunkt für Unternehmen werden sollte, dass wir nicht mehr Produkte und Dienstleistungen kaufen, sondern dass wir experiences kaufen, also eigentlich Erfahrung, Abenteuer, und dass es vielmehr ein Erlebnis ist, mit einem Unternehmen zu arbeiten, also, die Mitarbeiter, das Produkt, alles, was drumherum ist, ist Teil dieses Erlebnisses. Ich glaube, dass es einmal auch in Richtung Geschichten erzählen geht, dass man halt viel lebendiger Themen rüberbringt.

Ich finde, dass Airbnb und Uber zwei Unternehmen sind, die wirklich neu und innovativ sind und wahnsinnig viel auch verändert haben in unserer Gesellschaft. Und was ich bei dem Herrn von AirBnB ganz interessant finde, dass er das Thema, also sein Titel heißt "Head of Employee Experience" statt "Personalleiter" oder "Head of HR". Und das wirklich mal zu sehen, also, Airbnb hat schon alleine durch die Funktion sich als Ziel gesetzt, ein belonging zu schaffen, eine Gemeinschaft zu schaffen, eine Heimat zu schaffen und zu bieten. Und das als Unternehmen, was jetzt eigentlich ja nicht ein Familienunternehmen ist, sondern wirklich dann sehr schnell auch gewachsen ist. Aber zu sagen: Wir wollen vernetzt sein in der Gesellschaft, wir wollen unseren Mitarbeitern eine Heimat bieten. Bei Airbnb sind ja interessanterweise die Kunden teilweise auch Mitarbeiter, weil die, die die Wohnungen vermieten, wiederum ja auch die Marke darstellen und verkörpern. Und so haben sie es absolut verstanden, diese komplette Integration der Mitarbeiter in der Gesellschaft, der Kunden und der Gesellschaft selbst, also des Unternehmens auch in der Gesellschaft zu schaffen. Und ich glaube, damit kann man viel mehr bewegen. Also, es ist für die natürlich schon ein Erfolg gewesen alleine aus regulatorischer Sicht, weil sie am Ende, wenn sie sozusagen die Unterstützung der Gesellschaft haben, auch eine andere Unterstützung von der Politik haben und mit gewissen Gesetzen nicht geblockt werden. Das ist zum Beispiel auch, glaube ich, ein Thema, warum Uber hier gescheitert ist, weil die das nicht gemacht haben. Also im Gespräch zu sein, zu erklären, auch zu zeigen, dass man die Gesellschaft, die Stimmen der Gesellschaft mitvertritt und hat. Und ich glaube, dass diese drei Punkte, also die Vernetzung in der Gesellschaft, aber auch den Mitarbeitern eine Heimat bieten bei all den Themen, die sich verändern, den Herausforderungen, die auf Menschen zukommen, brauchen die Menschen irgendwo eine Basis. Und die sind auch bereit, durch schlimme Zeiten zu gehen. Die sind bereit, für das Unternehmen geradezustehen. Aber dann muss das Unternehmen das eben auch tun. Und ich glaube, dass, auch wenn man dieses ganze Thema Work-Life-Balance, ja, das ja auch ein sehr großer Trend war und teilweise ist, dass trotzdem die Mitarbeiter das Gefühl haben wollen, dass sie auch eine Heimat im Unternehmen haben und dass sie sich da ein Stück wohlfühlen und Vertrauen finden.

BMW hat einen sehr innovativen Ansatz bzw. eine Kooperation, das heißt "Urban-X". Und die haben in Brooklyn sozusagen einen Standort etabliert, wo sie alle sechs Monate zehn Unternehmen reinnehmen, denen 100.000 Dollar geben und die begleiten, dort sich zu etablieren und auch groß zu werden, sie auch unterstützen mit dem Netzwerk und den Ressourcen auch von BMW selbst. Und deren Ziel von diesem Investment ist nicht rein, damit sozusagen Profit zu generieren schnell, sondern sie wollen das Leben in Städten verbessern, also übernehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung durch Technologie oder durch Design. Und ich finde, es ist halt unheimlich langfristig gedacht und gesehen, weil am Ende, also, es ist speziell für die Marke Mini, am Ende kriegen sie einen ganz anderen Einblick, was die gesellschaftliche Entwicklung von Städten betrifft. Also, sie wissen, was die Leute eigentlich sich wünschen, was für ein Bedarf da ist, was für Trends da sind. Und sie können so als Mini sich ganz anders auf ihre Zielgruppe einstellen, und sie haben halt für sich begriffen: Wir sind kein Autohersteller mehr, sondern wir sind eine Experience-Marke, also eigentlich eine Dienstleistungsmarke. Wir bieten Services, und das wird ja gerade für die Automobilbranche noch ein wahnsinniger Wandel zu sagen: Wir verkaufen nicht mehr dieses Produkt Auto, sondern wir verkaufen alles drumherum. Und ich glaube, das betrifft viele Branchen. Und ich bin auch davon überzeugt, dass eine der Werte, Diversity, nochmal eine ganz andere Rolle spielen muss, gar nicht nur im Sinne von kultureller Diversity, sondern auch von den Hintergründen, von den Erfahrungsspektren, dass man sich halt mal einen Musiker reinholt, dass man sich mal einen Designer reinholt. Ich hatte einen Vorstand auch interviewt, der mir gesagt hat: Es gibt eine Kanzlei, die stellen nur Musiker ein. Und die haben natürlich auch einen Anwaltshintergrund, aber die haben einfach identifiziert, dass Musiker gerade aus einem Orchester ein ganz anderes Gefühl für Themen haben, also dieses Thema emotionale Intelligenz im Gerichtssaal und so viel besser sozusagen argumentieren können, Entscheidungen treffen können. Und das fand ich einen sehr interessanten Ansatz, und ich glaube, also, ich bin fest davon überzeugt, dass gerade auch die großen Unternehmen sich viel mehr Diversity, sagen wir, intellektuell hereinholen sollten von anderen Bereichen, die sie so vielleicht vorher gar nicht auf dem Radar hatten.