Terminkalender
Überblick über öffentliche Veranstaltungen im Rahmen der zweiten Ausschreibung von "Eine Uni – ein Buch"
Rassismus und völkisches Denken sind mit der Entnazifizierung Deutschlands nicht verschwunden – im Gegenteil: Diese Einstellung war und ist Nährboden für Gewalt, denkt man etwa an die NSU-Morde oder an die zahlreichen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und Geflüchtete in den letzten Jahren – 2016 allein 3.533 solcher Angriffe. Die OTH Amberg-Weiden führt mit dem Max-Reger-Gymnasium Amberg ein kooperatives Leseprojekt gegen Rechtsextremismus durch, in dessen Zentrum das Buch "Ein deutsches Mädchen" von Heidi Benneckenstein steht. Darin erzählt die Autorin über ihre Kindheit in einer Nazi-Familie, wie sie diese Ideologie von Kindesbeinen an vermittelt bekam und wie sie sich im Jugendalter von dieser Nazi-Umklammerung befreite.
Die Schülerinnen und Schüler aller 10. Klassen des Max-Reger-Gymnasiums lesen das Buch als Schullektüre und halten ihre Leseeindrücke in Form von Lesetagebüchern fest. Auszüge daraus werden auf Plakaten und anderen Druckerzeugnissen zusammentragen und am Campus, aber auch in Cafés und städtischen Einrichtungen platziert und dienen der Reflexionsanregung im öffentlichen Raum zum Thema Rechtsextremismus. Neben einem Lese-Café am Tag der offenen Tür der Hochschule wird im Sommersemester 2018 die Wanderausstellung "Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen" des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. am Campus in Amberg Station machen und Raum für den Austausch zu rechten Ideologien geben. Im Wintersemester 2018/19 wird dieser Austausch durch die Vorführung des Films "Blut muss fließen – Undercover unter Nazis", verbunden mit einem Vortrag des Regisseurs und Produzenten Peter Ohlendorf sowie mit einem Beobachter der bayerischen Nazi-Szene, fortgesetzt. An einem Messetag "Bürgerschaftliches Engagement und Demokratie" im Herbst stellen sich gemeinnützige Organisationen aus dem sozialen, kulturellen oder ökologischen Bereich den Hochschul- und Schulmitgliedern vor. Zum Abschluss des Projekts "Wehret den Anfängen! Ein Leseprojekt gegen Rechtsextremismus" sind eine Ausstellung der Zitat-Plakate, weiterer Auszüge der Lesetagebücher und ein Vortrag über Demokratieförderung geplant.
Das Buch "Wissenschaft und Kreativität. Eine Selbstvergewisserung" entstand 2017 als Festgabe zum 60. Geburtstag der Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel. In der Zeitschrift "Forschung und Lehre" hatte sie unter dem Motto "Bringt mir einen kleinen Amadé!" mehr Freiraum für Kreativität im überbürokratisierten und ökonomisierten Wissenschafts- und Hochschulsystem eingefordert. Daraus erwuchs die Idee, den bayerischen Wissenschaftsminister, die bayerischen Universitätspräsidenten, die Mitglieder des Augsburger Universitätsrats und weitere Entscheidungsträger zu diesem zentralen Thema wissenschaftlichen Denkens zu befragen. Das Buch wurde so zur Selbstvergewisserung einer ganzen Region.
"Wissenschaft und Kreativität" bietet den Gegenentwurf zu einem Trend, der wissenschaftliches Denken und Arbeiten in Schablonen presst, der die Universität wie ein Unternehmen behandelt, "in dem Schrauben produziert werden" (Zitat aus "Wissenschaft und Kreativität"). Es geht darum, Universität und Wissenschaft von Fesseln zu befreien und das kreative, spielerische, absichtslose Element wieder hervorzuholen, das für wissenschaftliches Arbeiten zentral ist. Im Mittelpunkt steht das Glück des Findens und Erfindens, des Forschens und Erfahrens.
Nun geht es darum, das Buch zu lesen und zu diskutieren sowie Kreativität in der Universität einzufordern. Dies geschieht in Ringveranstaltungen und Ausstellungen, in einem "Science Slam" mit Wettbewerb. Das Thema wird in Lehrveranstaltungen eingebunden, in einem Forum auf der Facebook-Seite der Universität sowie in Workshops für die Verwaltung diskutiert. Erreicht werden sollen alle Ebenen der Universität. Kreativität ist Teil des Menschenbildes, das die Universität vermitteln will, und sie ist eine Schlüsselqualifikation. Es geht der Universität Augsburg darum, das Thema "Wissenschaft und Kreativität" ins Zentrum der universitären Diskussionskultur zu stellen und ihm einen breiten Raum zu geben.
Das Buch "95 Anschläge. Thesen für die Zukunft" vereinigt Texte von 95 Autorinnen und Autoren, die analog zu Luthers Thesen vom Oktober 1517 Fragen, Forderungen und Visionen im Kontext der heutigen Zeit formulieren. Gemeinsam ist allen Texten, dass sie einer zeitlosen, Nationen und Räume überspannenden Ethik verpflichtet sind. Sie behandeln Fragestellungen zu Bildung, Gerechtigkeit, Globalisierung, Nachhaltigkeit, Politik und Wissenschaft.
Die Auseinandersetzung mit den immer noch zukunftsfähigen Ideen der Reformation soll mit dem Ende des Jubiläumsjahres 2017 nicht zu Ende sein, sondern auch an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften weitergeführt werden. Die vielstimmigen und anregenden 95 Texte sollen das Leitbild der Hochschule illustrieren und statusgruppenübergreifend zu einer Auseinandersetzung mit dessen Inhalten anregen: die Verpflichtung zur Humanität, das humanistische Bildungsideal, der multidisziplinäre Ansatz sowie die Anleitung zum selbstständigen und kritischen Denken und zur wertschätzenden Kommunikation.
Geplant sind zwei öffentliche Gesprächsabende mit Autorinnen und Autoren des Buches zu den Themen "Nachhaltigkeit und Entwicklung" und "Civic Education". Weiterhin werden in allen Lehrveranstaltungen des Sommersemesters 2018 ausgewählte Kapitel besprochen und eigene Thesen formuliert, die Botschafterinnen und Botschafter in das "95-Anschläge-Forum" des Campus-Management-Systems eingeben. Die Thesen der Studierenden werden somit für alle Hochschulangehörigen digital diskutierbar. Eine These wird als "These der Woche" auf Flipcharts präsentiert, die zu Schreibgesprächen einladen. Darüber hinaus sind eine Podiumsdiskussion mit dem Johanniterorden zum Thema "Humanität im 21. Jahrhundert" sowie eine gemeinsame Veranstaltung mit Mitarbeitenden in der Flüchtlingsarbeit und Geflüchteten geplant. Das Projekt "Eine Uni – ein Buch" soll über das Sommersemester 2018 hinaus durch einen Schreibwettbewerb fortgesetzt werden, an dem alle Mitglieder der Akkon-Hochschule teilnehmen können.
Im Mittelpunkt des Programms steht Mary Shelleys 1818 erschienener Roman "Frankenstein; or, The Modern Prometheus", der ein Höhepunkt der Tradition der Schauerromantik darstellt und für viele Literaturwissenschaftler auch als der erste moderne Science-Fiction-Roman gilt.
Mit "Frankenstein – It’s Alive!!" möchte das Bard College Berlin zwei Pfade betreten. Einmal will es die fast unheimliche Aktualität von Mary Shelleys Roman vor Augen führen. Man kann Frankenstein als Symbol menschlicher Neugier und genialer schöpferischer Kraft verstehen, als Warnung vor dem bedingungslosen Fortschrittsglauben sowie vor unkontrollierter und unverantwortlicher Entdeckerlust. Man kann seine Kreatur dementsprechend als das erschreckende Resultat grenzüberschreitender Forschung und menschlicher Hybris betrachten, als ungeheures Ergebnis künstlicher Fortpflanzung und als ersten Schritt auf dem Weg zu einem neuen Menschenbild im Zeitalter biogenetischer Forschung und der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Oder man kann die Kreatur aus einer historischen und sozialpolitischen Perspektive als einen unverstandenen "Fremdkörper" in einer gleichförmigen, homogenen Gemeinschaft interpretieren ... und so sind die Interpretationsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte für zeitgenössische Diskurse längst nicht erschöpft.
Andererseits möchte die Hochschule auch der Autorin Mary Shelley selbst einen Platz geben. Ähnlich wie ihre Kreatur evozieren und reflektieren die Biographie und Persönlichkeit von Mary Shelley sowie die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Romans Frankenstein viele der Fragen und Themen, die auch die Gegenwart bestimmen, einschließlich Aspekte des Feminismus, der Geschlechtertheorie, der Familiendynamik und sogar der #MeToo-Debatte ... Im Jahr 2018, genau zweihundert Jahre nach der Veröffentlichung ihres Schlüsselwerkes, könnte Mary Shelley mit der Erzählung ihrer Biographie mühelos jedes Auditorium in Deutschland mit Studierenden füllen.
Das Bard College Berlin plant den Roman Frankenstein im Herbstsemester 2018 als Lektüre in unseren Lehrplan einzubinden und will ein Programm anbieten, in dem fünf thematische Komplexe des Romans in öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt werden: Frankenstein und die Künste; Frankenstein und die Wissenschaften; Frankenstein und Politik; Frankenstein und die Gesellschaft und Mary Shelley.
"King Cotton" (2014) erzählt die Geschichte des globalisierten Kapitalismus am Beispiel der Baumwolle. Dieser Rohstoff hat in einem machtvollen Gewebe aus Produktions- und Handelsketten erstmals weit voneinander entfernt liegende Regionen systematisch miteinander verflochten. Die weltumspannende Stoff-Geschichte des Historikers Sven Beckert reicht von der Einbindung der europäischen Baumwollproduktion in den transatlantischen Sklavenhandel über den Kolonialismus bis hin zur Etablierung globaler Märkte in der Gegenwart. Das Buch macht schwer fassbare Verbindungen ganz konkret sichtbar: Verbindungen zwischen Erinnerungslücken und Gegenwartspolitik, zwischen Plantagen und Häfen, zwischen Webstühlen und Freihandelszonen, zwischen Gewalt früher und Gewalt und Ungleichheit heute.
Das Projekt der Universität Bremen "Global Cotton: Eine Uni – ein Buch – eine Stadt" spinnt die Idee der Sichtbarmachung von Verbindungen in dreierlei Richtung weiter.
"Global Cotton: Eine Uni – ein Buch – eine Stadt" macht die Universität in einer Serie von Lese-Ereignissen als Beziehungsgeflecht erfahrbar und verbindet sie mit Institutionen und Menschen in der Stadt Bremen.
Abschlussbericht (PDF)
Programmheft (PDF)
Aldous Huxleys Roman "Brave New World" beschreibt einen totalitären Weltstaat im Jahr 2540, der am vermeintlichen Gipfel des Fortschritts angekommen ist. Konformität, Stabilität und Zufriedenheit gelten als höchste Güter dieser Gemeinschaft, für die ihre Mitglieder ihre Individualität und ihre Mündigkeit opfern. Die "schöne neue Welt" ist eine Klassengesellschaft, zusammengehalten durch Social Engineering, die staatlich verordnete Droge Soma und die Erziehung zu systemkonformen Menschen.
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) möchte diesen Klassiker der Weltliteratur neu lesen. Die Lektüre von "Brave New World" entspricht dem Geist ihres Namenspatrons Heinrich Heine, der als engagierter Dichter gegen Untertanengeist, Unterdrückung, politische wie religiöse Dogmen und für Toleranz, Autonomie und Freiheit gekämpft hat. Zudem bietet der Roman viele Anknüpfungspunkte für verschiedene Forschungsbereiche der HHU. So betrachten Wirtschaftswissenschaftler Herausforderungen von Globalisierung und Konsum, Naturwissenschaftler diskutieren Chancen und Risiken von Gentechnik, und Geisteswissenschaftler fragen nach der Freiheit des Individuums und dem Verhältnis vom Eigenen und Fremden. Dabei sollen auch Herausforderungen unserer zukünftigen Gesellschaft (zum Beispiel globale Märkte, Foodsecurity, Genome Editing) und die Rolle von Wissenschaft und Bildung für diese Entwicklungen in den Blick genommen werden.
Im Rahmen der sechsteiligen Veranstaltungsreihe "Heine meets Huxley" und der dreiteiligen "Nachlese auf dem Sonnendeck" sollen Studierende, Mitarbeiter der Universität und Düsseldorfer Bürger in den Dialog treten. Zu den geplanten Aktionen auf dem Campus und in der Stadt gehören Experteninterviews, Vorträge, Debatten, eine Ausstellung, ein Slam und ein Filmabend. Interaktive Parts wie Workshops, Speed-Dating oder Abstimmungen beziehen die Leser mit ein. Eine Guerilla-Plakataktion wird auf das Programm aufmerksam machen, und die auf dem Campus ausgelegten Leseexemplare sollen zur Lektüre anregen.
Um das Buch auszuwählen, liefen an der Fachhochschule Erfurt ziemlich viele Vorschläge durch den Ideenfilter. Dieser wurde angeworfen, um Ideen aller Hochschulmitglieder zu sammeln, zu filtern und schließlich per Abstimmung das Konzentrat zu bekommen: "Die Psychopathen sind unter uns".
Ein Satz, der sich im Buch als wesentlich erweist, ist die Frage: "Was ist eigentlich nochmal?" Diese Frage bietet Stoff für zahlreiche Diskussionen. Die Hochschule plant, sich dem Thema des Grenzbereichs Normalität/Verrücktheit auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu nähern, gerne auch provokativ. Angedacht sind eine thematisch passende Lehrveranstaltung zum Thema Othering, Improtheater, Filmvorführungen oder eine historische Auseinandersetzung mit dem Thema Verrücktheit. In Kooperation mit einer Kunstschule soll auch die künstlerische Auseinandersetzung viel Raum finden und die Möglichkeit schaffen, Bürger Erfurts auf nicht ausschließlich wissenschaftlichem Weg an die Hochschule zu locken.
Gemeinsam stellen sie sichj der Frage: Wie verrückt sind wir? Denn wie ein selbsternannter Experte schon feststellte: "Normalität ist eine Konvention. Vom Individuum unabhängig und doch im Alltag einem jedem gängig."
In seinem Buch "Müdigkeitsgesellschaft" beschreibt der Autor Byung-Chul Han die perfide Selbstausbeutung der Menschen in der Leistungsgesellschaft durch eine maximale Optimierung des eigenen Handelns. Der Mensch wird zu einer Maschine, die bis zur Erschöpfung störungsfrei funktionieren soll.
Im Rahmen des Projektes "Eine Uni – ein Buch" wird sich die Theologische Hochschule Friedensau mit diesem Phänomen auseinandersetzen – das gleichzeitig die Unmenschlichkeit der Leistungsgesellschaft vor Augen führt. Sie lädt dazu die Hochschul-Community wie Dozenten, Studenten, Mitarbeiter, aber insbesondere auch die Einwohner von Friedensau und der Umgebung ein, über diese Problematik ins Gespräch zu kommen und ganz praktisch "Entschleunigung" zu üben.
Dafür bietet die Hochschule zunächst allen Mitarbeitern und Studierenden eine Pause in ihrer Studien- oder Arbeitszeit an. Das heißt: Im Sommersemester 2018 soll wöchentlich über drei Monate hinweg am Mittwochvormittag eine halbe Stunde Zeit für Besinnung und Ruhe sein. Diese "halbe Stunde" setzt sich aus einer kurzen Andacht, gemeinsamem Gesang und Gebet zusammen. Alle Studierenden sind außerdem eingeladen, sich auf generationenübergreifenden Spaziergängen zu entschleunigen. Dafür möchte die Hochschule Bewohner aus dem örtlichen Seniorenheim gewinnen, um gemeinsam mit den Studierenden einen Ausflug ins Grüne zu machen.
Zu Beginn des Wintersemesters 2018/2019 werden zum Thema Vorträge zur wissenschaftlichen Diskussion anregen. Referenten sprechen zu Themen wie "Burnout-Risikogruppen" und "Der Ruhetag in den Religionen". Zum internationalen Tag der Menschenrechte wird ein Vortrag das Recht auf Gesundheit behandeln. Abschluss des Programms zur "Müdigkeitsgesellschaft" ist eine Podiumsdiskussion, zu der der Autor Byung-Chul Han eingeladen sein wird.
Pointiert, wissenschaftlich fundiert, streitbar und in anschaulicher, nachvollziehbarer Sprache begründet der Autor Niko Paech die Notwendigkeit eines grundsätzlichen Umdenkens, das sowohl gesellschaftlich-politische Vorgaben wie auch persönliche Haltungen betrifft. Das Buch "soll den Abschied von einem Wohlstandsmodell erleichtern, das aufgrund seiner chronischen Wachstumsabhängigkeit unrettbar geworden ist". Es greift damit ein Thema auf, das zu einer Lebens- bzw. Überlebensfrage der modernen Gesellschaft im globalen Kontext geworden ist. Die Position, die der Autor vertritt, ist radikal. So zeigt er auch die Ambivalenzen einer unreflektierten Vorstellung von "grünem Wachstum" auf und stellt sie als nicht zielführend dar. Diese Positionierung fordert zu Auseinandersetzung und kontroverser Diskussion geradezu heraus.
Genau dies erwartet sich die Evangelische Hochschule Nürnberg, indem sie das Buch in den Mittelpunkt des Projekts stellt und es mit dem Schwerpunktthema der Hochschule für das Jahr 2018, "Nachhaltigkeit", verbinder. Es entspricht der universitären Diskussionskultur, die sich in Rede und Gegenrede, in These und Antithese, in der sachbezogenen, argumentativen, leidenschaftlichen Disputation entwirft. In der Auseinandersetzung mit dem Buch soll dies hochschulweit in den 14 Bachelor- und Masterstudiengängen ermöglicht werden.
Dazu werden verschiedene Formate genutzt. Zu ihr gehören etwa eine öffentliche Vorlesungsreihe zum Thema "Wieviel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens". Im Rahmen eines "Philosophie-Cafés" werden die Thesen von Paech in Pro- und Contra-Statements über ein ganzes Semester intensiv diskutiert. In allen Studiengängen wird das Thema an geeigneter Stelle aufgegriffen. Einen besonderen Akzent bildet der "Dies academicus" im November 2018, zu dem der Autor selbst erscheinen und sich der Diskussion stellen wird. Vielfältige kulturelle Begleitveranstaltungen runden das Programm ab. Mit einer Abschlussveranstaltung im Januar 2019 soll eine Selbstverpflichtung einhergehen, die den Nachhaltigkeitsgedanken im Blick auf die Hochschule verbindlich konkretisiert.
Herbert Wehner geht in seinem Text, den er im Winter 1942/43 als kommunistischer Funktionär in einem schwedischen Gefängnis verfasste, der Frage nach, wie die NSDAP in der Weimarer Republik zu einer Massenbewegung werden und die Macht erlangen konnte. Dabei arbeitet er besonders die Fähigkeit des Nationalsozialismus heraus, jedem einzelnen den Eindruck zu vermitteln, eine auf seine Bedürfnisse abgestimmte Politik zu betreiben und dies als mit dem nationalen Interesse identisch erscheinen zu lassen. Für ihn ist die nationalsozialistische Bewegung das Produkt eines spezifischen Massenbewegungssystems. Es wird nicht durch die Attraktivität einer Emanzipationsvision, die in der Idee des universalen Rechts wurzelt, sondern durch künstliche Manipulationen angetrieben. Wehner liefert dadurch originelle An- und Einsichten über die nationalsozialistische Politik, die auch für eine Auseinandersetzung mit gegenwärtigen rechtsradikalen politischen Strömungen aufschlussreich sind. Wehner selbst führte seine schriftliche Auseinandersetzung mit dem NS-System zur unbedingten Hochschätzung der Demokratie und zum Bruch mit dem Kommunismus.
Die Leitfrage, unter der das Buch gelesen und diskutiert wird und unter der zugleich auch die Veranstaltungen aller Formate stehen, lautet: Wie kann verhindert werden, dass antidemokratische Kräfte und Strömungen in einem demokratischen Land so stark werden, dass es ihnen gelingt, die Macht zu übernehmen? Als Formate der Auseinandersetzung sind Filmvorführungen, Lehrveranstaltungen, Vorträge und (Podiums-) Diskussionen sowie kreative Aktionen (Diskussion in der Fahrrad-Rikscha, Escape-Room, Theaterstück) vorgesehen, an denen alle Mitglieder und Angehörige der Universität beteiligt werden. Über die Universität hinaus finden Kooperationen mit der Hochschule für Musik, dem DGB, der saarländischen Arbeitskammer und dem Saarländischen Staatstheater statt.
Mehr Info auf der Website des Universität des Saarlandes
Abschlussbericht (PDF)