Seit November 2020 ist die „Neue Leipzig-Charta“ das europäische Leitbild für eine moderne Stadtentwicklung. Sie betont die transformative Kraft der Städte für das Gemeinwohl und plädiert für „gerechte“, „grüne“ und „produktive“ Städte.
Die Corona-Krise und die aktuelle Flutkatastrophe haben deutlich gemacht, dass gerade die Idee der „produktiven Stadt“ in vielerlei Hinsicht neu gedacht werden muss. Das ist auch eine Herausforderung für eine diese Veränderungen in Städten begleitende Wissenschaft.
Innovationssystem
Warum wir „produktive“ Städte neu denken müssen

Wie moderne Stadtplanung gelingt
Die „robuste Stadt“ wird nicht von heute auf morgen erfunden. Das hinter einem solchen Leitbild liegende Umbauprogramm ist gewaltig und muss in langen Linien gedacht werden. Es umfasst technische, ökonomische, politisch-institutionelle und kulturelle Dimensionen (vier Dimensionen einer urbanen „Zukunftskunst“):
- Technisch geht es um (dezentrale) Infrastruktureinrichtungen auch der Risikovorsorge, einer Neuverteilung des Straßenraums, einer Aufwertung von „Stadtgrün“ und „Stadtblau“ (das heißt Wasserinfrastrukturen in der Stadt) in „Schwammstadt“-Konzepten, um neue Formen dezentraler und regenerativer Energieversorgung.
- Ökonomisch gewinnt eine „Wirtschaftsförderung 4.0“ an Bedeutung, die viel stärker als bisher auf lokale Wirtschaftskreisläufe und neue Wirtschaftsformen als stabilisierende Bausteine für urbane Produktivität setzt.
- Politisch-institutionell setzt die Stadt der Zukunft in sehr viel stärkerem Maße auf die Bedeutung und Integrationskraft von Quartieren. Sie stärkt die Bürgerbeteiligung und politische Bedeutung dezentraler Einheiten in Städten. (Beispiel)
- Kulturell geht die „produktive“ Stadt der Zukunft einher mit neuen Vorstellungen urbaner Lebensqualität: Aufenthaltsqualität, Klimagerechtigkeit, Vielfalt, Quartiers- und Nachbarschaftsorientierung werden zum Orientierungspunkt wünschenswerter Urbanität. Diese Veränderung läuft jedoch nicht konfliktfrei. Sie braucht Raum und Zeit für Entwicklung.
„Der Wandel zu robusten Städten braucht neue Formen der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in Städten. Und er wird nicht ohne eine enge Begleitung durch wissenschaftliche Einrichtungen gelingen.“
Schon die vielen Dimensionen, in denen sich der Wandel zu robusten Städten vollzieht, machen deutlich, dass ein solcher Umbau neue Formen der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in Städten braucht. Und er wird nicht ohne eine enge Begleitung durch wissenschaftliche Einrichtungen gelingen. Transdisziplinäre Institutionen der Stadtforschung wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) das Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU), das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) sowie die Stadtforschung im Leibniz-Verbund, die Forschungseinrichtungen des Ecological Research Network (Ecornet) oder die Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF) und universitäre Zentren der Stadtforschung (Gesamtübersicht) werden hier zu wichtigen Vermittlern: Sie machen globales und nationales Best-Practice-Wissen verfügbar, begleiten Städte bei der Umgestaltung und organisieren auf diese Weise den Transformationsprozess mit.
Städte sollten die Chance nutzen – in enger Kooperation mit der Wissenschaft –, zukunftsfähiger und robuster zu werden und damit eine neue Produktivität zu entwickeln.
