Joana Breidenbach: Technik, die wirklich was bewegt
Auch für gemeinnützige Organisationen und Sozialunternehmen ist die Digitalisierung eine große Herausforderung. Und Schwarmintelligenz lässt sich für die gute Sache einsetzen.
Millionengehälter für Manager? Die Wirtschaft dürfe Populisten keine unnötigen Angriffsflächen bieten, warnt Jürgen Heraeus, Aufsichtsratsvorsitzender der Heraeus Holding. Wenn Vorstände wie Vorbilder agierten, würde manch Diskussion die Schärfe genommen. Und beim Thema Globalisierung dächten Populisten einfach zu kurz.
Jürgen Heraeus war Gast bei der am 5. April 2017 vom Stifterverband veranstalteten Diskussion "Folgekosten des Populismus".
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Die Wirtschaft muss natürlich auch gegenhalten, darf dem Populismus keine offenen Flanken bieten.
Wo jeder einleuchtend sagt: Wie kann eigentlich ein Vorstandsvorsitzender, wie im Fall von Volkswagen, 17 Millionen verdienen, und der Aufsichtsrat sagt: Das hat sich aus der Rechnung so ergeben. Also, da kann man einen Cut machen und sagen: Bei vier oder fünf oder sechs Millionen ist Schluss, und da ist das ganz einfach zu regeln. Es kommt natürlich stark von Amerika, wo ja Vergütungen bezahlt werden, die sich unseren Vorstellungen völlig entziehen. Aber die Angst, dass die deutschen Manager dann alle nach Amerika gehen, weil dort besser bezahlt wird ... Es sind, glaube ich, vier gegangen, die anderen sind gar nicht genommen worden. Also, insofern brauchen wir da keine Sorgen zu haben. Ich war selber lange Jahre Aufsichtsratsvorsitzender eines MDAX-Unternehmens. Da haben wir das tadellos hingebracht. Toller Aufsichtsrat, Belegschaft voll dahinter, gutes Auskommen mit der Gewerkschaft. Also, wenn man da Vorbild ist und sich Mühe gibt, dann kann man vieles verbessern. Das sind die Hausaufgaben, die die Wirtschaft machen muss, die die Unternehmen machen müssen.
Bei der Befragung, nach dem Ranking der gesellschaftlichen Anerkennung, die Polizei ist, glaube ich, ganz oben, und die Politiker sind ganz unten, und die Unternehmer sind auch ziemlich ganz unten. Wenn man Einzelbefragungen in Unternehmen macht, Familienunternehmen, dann sind die ganz oben. Und insofern ist auch ja natürlich, es wird nicht überall ein Vorstandsvorsitzender zu hoch bezahlt. Das sind natürlich die Fälle, die dann an die Wand genagelt werden, und dann wird pars pro toto genommen, alle wären überbezahlt, also, da müsste man mit dem Gesetzgeber jetzt kommen, und da darf einer höchstens das Zwanzigfache vom Schlechtestbezahlten oder vom Durchschnitt bekommen, also, da denken sie sich Sachen aus. Ich habe dann dem Unternehmen, wo ich Aufsichtsratsvorsitzender war, dem Vorstandsvergütungsgesetz mussten wir Genüge leisten, so dass dann im Geschäftsbericht waren dann 46 Seiten über die Vorstandsvergütung, die keiner verstanden hat. Also, das sind dann die ... völlig überflüssig. Die Unternehmen müssen selber, und ich sage mal, wenn die Extremfälle wegfallen, dann hat die Presse auch weniger zu berichten darüber. Dann wird auch das Image für alle besser. Was im Einzelnen viel besser ist als in der Summe.
Wir sehen auch im Zuge der Globalisierung, die ja letztlich abgelehnt wird von den Populisten, weil sie es auch nicht ganz richtig verstehen und sehr leichtfertig sagen können: Wenn wir hier für uns sind, wie das Herr Trump auch macht, nur ist Amerika ein bisschen größer als Deutschland, wenn wir für uns sind, dann wäre alles viel besser, dann hätten wir nicht die böse EU, und dann hätten wir nicht die bösen Chinesen, die uns das Leben schwer machen. Das ist natürlich sehr kurz und falsch gedacht, denn mehr als ein Viertel unserer Arbeitsplätze hängt am Export. Das heißt, wenn wir uns hier beschneiden, dass wir nicht mehr exportieren können, dann geht es uns ganz schlecht. Also, von daher haben wir es vielleicht nicht genug erklärt, warum wir einen weltoffenen Handel brauchen für Investitionen, warum wir es auch zulassen müssen, dass Chinesen in Deutschland Unternehmen kaufen. Wenn man genau schaut, wem Siemens gehört, vielleicht sechs Prozent deutsche Aktionäre, das andere sind alles Ausländer. Ford, Opel war Amerika, jetzt gehört es einem Franzosen. Also, das haben wir ja alles schon, nehmen das nur nicht so richtig wahr.
Es wird übersehen, in Deutschland sind wir zwar tüchtig, aber wir sind so ein kleines Land auf der großen Landkarte, im Moment tüchtig und gut. Wir haben tolle Sachen, aber alleine stellen wir nichts nachher dar auf Dauer. Wenn wir China sehen mit 1,3 Milliarden Menschen, wenn man Indien sieht mit 1,3 oder 1,4 Milliarden Menschen, die an Power gewinnen, die schnell aufholen und nicht nur kopieren, sondern inzwischen eigenständig, das ist die wirtschaftliche Welt, von der wir auch gut leben, nicht nur durch Export. Alles, was in Deutschland an Kleidung getragen wird, kommt irgendwo aus Asien oder aus Italien, aus anderen Ländern, das gibt es in Deutschland gar nicht mehr, so dass die internationale Zusammenarbeit, von der profitieren wir alle.